Jordanien: Dienst für die Gemeinschaft eröffnet neue Perspektiven und gibt Hoffnung

22. Nov. 2022

In Jordanien zeigt der LWB jugendlichen Delinquenten neue Perspektiven auf und gibt ihnen Hoffnung. Die LWB-Gemeinschaftszentren im Land haben vor kurzem die Genehmigung erhalten, straffällig gewordene Kinder und Jugendliche gemeinnützige Arbeit leisten zu lassen und sie so vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren.

Nirmeen Saadeh, die Schutzbeauftragte des LWB Jordanien, im Gespräch mit einer jungen Frau. Foto: LWB Jordanien

Nirmeen Saadeh, die Schutzbeauftragte des LWB Jordanien, im Gespräch mit einer jungen Frau. Foto: LWB Jordanien

LWB-Gemeinschaftszentren erhalten Genehmigung für die Wiedereingliederung straffälliger Jugendlicher  

(LWI) – Der LWB in Jordanien unterstützt die gesellschaftliche Wiedereingliederung jugendlicher Delinquenten: Die LWB-Gemeinschaftszentren haben soeben von der Regierung die Genehmigung bekommen, Kindern und Jugendlichen, die wegen geringer Vergehen verurteilt worden sind, die Möglichkeit zu bieten, gemeinnützige Arbeit zu leisten und damit einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Dienst für die Gemeinschaft anstelle einer Gefängnisstrafe ist in Jordanien noch ein relativ neues Konzept.  Auf diese Weise unterstützt der LWB die Rehabilitation junger Menschen.  

Im September 2022 haben die jordanischen „Aman“-Gemeinschaftszentren des LWB in den Gouvernements Irbid und Zarqa vom Ministerium für soziale Entwicklung die Akkreditierung als Einrichtungen erhalten, die wegen geringer Gesetzesverstöße verurteilten Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit gibt, gemeinnützige Arbeit zu leisten.  Der LWB Jordanien hat ebenfalls eine ganzheitliche Strategie für den Umgang mit den jungen Menschen entwickelt, die an die Zentren überstellt werden.

Jungen fertigen Mosaike. Foto: LWB Jordanien

Jungen fertigen Mosaike. Foto: LWB Jordanien

Gemeinschaftsdienst ist in Jordanien ein neues Konzept  

Trotz rückläufiger Jugendkriminalität gibt es in Jordanien nach wie vor eine hohe Anzahl von Vergehen und Bagatelldelikten, die von Kindern und Jugendlichen begangen werden. Zwar sieht die UN-Konvention über die Rechte des Kindes vor, dass Verhaftungen und Gefängnisstrafen nur als Maßnahme der letzten Wahl in Frage kommen sollten, aber Strafen ohne Freiheitsentzug als Alternativen zu einer Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe sind in Jordanien relativ neu. Durch eine gemeinsam mit dem Ministerium für soziale Entwicklung unterzeichnete Absichtserklärung hat sich der LWB Jordanien früh an einer Initiative beteiligt, die Rechte von Jugendlichen zu schützen, indem ihnen Möglichkeiten für gemeinnützige Arbeit geboten werden und diese gefördert und bereitgestellt werden.  

„Indem wir anstelle des Freiheitsentzugs bei geringfügigen Vergehen den Delinquenten die Möglichkeit bieten, etwas für das Gemeinwohl zu tun, entlasten wir die Staatskasse und schützen Kinder vor den Gefahren und negativen Folgen eines Gefängnisaufenthalts. Diese Maßnahme hat außerdem eine resozialisierende Wirkung auf Kinder, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, und hilft ihren Familien und der Gesellschaft“, sagt Nirmeen Saadeh, die beim LWB Jordanien die Anlaufstelle für den Kinderschutz leitet.  

„Der Aufenthalt von Kindern in einem sicheren Raum innerhalb der Gemeinschaft gibt ihnen das Gefühl, akzeptiert zu werden, und eröffnet ihnen Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und gesunde soziale Beziehungen aufzubauen. Das wiederum hilft ihnen, ihre Verhaltens- und Denkweisen zu ändern.  

Psychosoziale Unterstützung und Ausbildung  

Im vergangenen Monat hat das Aman- Gemeinschaftszentrum in Zarqa seinen ersten Fall bekommen, einen jungen Mann. Sein Resozialisierungsplan sah zwanzig Stunden psychosoziale Betreuung sowie gemeinnützige Arbeit in der Darzet Aman Boutique vor. Diese Freiwilligenarbeit in der Boutique eröffnete ihm die Möglichkeit, seine Verkaufs- und Kommunikationsfähigkeit und auch seine sozialen Fähigkeiten zu entwickeln.  

Die Boutique im Gemeinschaftszentrum, einer der Orte, an denen straffällige Jugendliche ihren Dienst ableisten können. Foto: LWB Jordanien

Die Boutique im Gemeinschaftszentrum, einer der Orte, an denen straffällige Jugendliche ihren Dienst ableisten können. Foto: LWB Jordanien

Noch wichtiger und spannender war aber für den jungen Mann die Erkenntnis, dass es in seiner Nachbarschaft einen sicheren Raum innerhalb der Gemeinschaft gibt, der sich um die Belange junger Menschen kümmert. Aus diesem Grund brachte er zwei enge Freund ebenfalls im Zentrum unter. Im Ergebnis entwickelt das LWB-Personal jetzt einen Plan für die drei Jugendlichen, der sie in kreative Aktivitäten zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten einbindet. Dazu gehören Keramik-Workshops und Aufklärungsveranstaltungen zu wichtigen Themen für die Gemeinschaft. 

Der LWB Jordanien arbeitet mit den Kindern und Jugendlichen und ihren Familien zusammen und kümmert sich dabei um zahlreiche Risikofaktoren auf allen Ebenen innerhalb eines kinderfreundlichen und sicheren sozialen Umfeldes. Nach der Überstellung durch das Gericht und die Aufsichtsperson erhalten die jungen Menschen und ihre Familien einen umfangreichen Plan für das „Case Management“ und die psychosoziale Unterstützung, individuell auf die besondere Bedarfssituation zugeschnitten.  Nach einer Einführungsveranstaltung nimmt der bzw. die Heranwachsende an unterschiedlichen pädagogischen Aktivitäten teil, die zur Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten beitragen und der örtlichen Gemeinschaft zugutekommen.

Das LWB-Gemeinschaftszentrum in Zarqa. Foto: LWB Jordanien

Das LWB-Gemeinschaftszentrum in Zarqa. Foto: LWB Jordanien

„In unseren Zentren haben die jungen Menschen die Möglichkeit, produktive Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden und an erzieherischen Aktivitäten teilzunehmen, die dazu noch einen Unterhaltungswert haben. Das ist deutlich besser, als im institutionalisierten Strafvollzug zu landen“, sagt Saadeh abschließend.  

„Diese Zulassung ist eine neue Verantwortung für uns, aber sie ist ebenfalls eine Anerkennung und Bestätigung der Arbeit des LWB in Jordanien und der Partnerschaft, die wir mit der jordanischen Regierung haben“, sagt Caroline Tveoy, die regionale Programmkoordinatorin des LWB für den Nahen Osten. 

Die Arbeit des LWB in den „Aman“-Gemeinschaftszentren in Irbid und Zarqa wird von der Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA), Act Church of Sweden  und der Evangelischen Kirche der Tschechischen Brüder unterstützt.  

LWB/A. Khamees, Redaktion: LWB/C. Kästner-Meyer. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller