Bäume als lebendiges Denkmal am Ausgangspunkt der Reformation
(LWI) – Bei einem Besuch in Genf hat Samuel Jerry Goolsarran, der Geschäftsführer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Guyana (ELKG), die Bedeutung des 500. Reformationsjubiläums 2017 unterstrichen und aus diesem Anlass einen Baum gepflanzt. Darüber hinaus thematisierte er die aktuellen Herausforderungen, mit denen seine kleine Kirche konfrontiert ist – die Ausbildung einer ausreichenden Zahl PfarrerInnen sowie die Frage, wie sie in die Gesellschaft hinein wirken könne.
Der ELKG-Geschäftsführer pflanzte am 10. Juni einen zweiten Baum in Wittenberg (Deutschland) und tat es damit zahlreichen weiteren KirchenvertreterInnen gleich.
Der Lutherische Weltbund (LWB) hat sich das Ziel gesetzt, zum Gedenken an den 500. Jahrestag der Reformation, die am 31. Oktober 1517 mit dem Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg ihren Anfang nahm, in dem Wittenberger Park und im Stadtgebiet 500 Bäume zu pflanzen. Kirchen aus aller Welt und aller Konfessionen sind eingeladen, die Patenschaft für einen der Wittenberger Bäume zu übernehmen und parallel dazu einen Baum im Bereich ihrer Heimatkirche zu pflanzen.
„Wir wollen uns darauf besinnen, dass wir langjährige Mitglieder des Lutherischen Weltbundes (LWB) sind, und wir freuen uns, in Solidarität mit der weltweiten lutherischen Gemeinschaft eingebunden zu sein in dieses grosse historische Ereignis“, erklärte Goolsarran. „Wir sind nur die Werkzeuge, die die Saat ausbringen, der Heilige Geist sorgt für das Übrige.“
Die guyanische lutherische Kirche geht zurück auf das Jahr 1743 und eine Versammlung niederländischer KolonistInnen, die die Gründung einer Kirche anstrebten, im Haus Lodewyk Abbensetts‘ in Fort Nassau. Neun Jahre später erhielt diese Kirche ihren ersten Pfarrer, Johan Henrik Faerkenius, und baute ein Gotteshaus. Ein guyanischer Geistlicher vertrat die Kirche bei der Gründungsvollversammlung des LWB 1947. Im Jahr 1950 wurde die evangelisch-lutherische Kirche im damaligen Britisch-Guayana als Mitglied in den LWB aufgenommen.
Als aktuelle Herausforderungen für die ELKG bei der Verkündigung des Evangeliums in den karibischen Land nannte Goolsarran den Mangel an in Vollzeit tätigen PfarrerInnen und die Motivation junger Menschen zum weiteren Mittun in der Kirche.
Bei 16.000 bis 17.000 Mitgliedern sei die Lage der Kirche im Blick auf die personellen Ressourcen im Sinne hauptberuflicher, vollzeitbeschäftigter PfarrerInnen bereits jetzt angespannt, wenn es um die Weiterführung der Gottesdienste und sonntäglichen Angebote gehe, erklärte er. „Wir brauchen eigentlich 20 Vollzeitgeistliche, aber wir haben nur neun, dazu 13 Diakone und Diakoninnen. Wir haben die Vorkehrungen getroffen, dass wir [Studierende] heute vor Ort ausbilden können, weil uns die Mittel fehlen, sie ins Ausland zu schicken.“ Auch die Migration habe Konsequenzen für die personelle Ausstattung, da „eine grosse Zahl unserer Geistlichen in Nordamerika arbeiten“, erläuterte Goolsarran.
„An jedem beliebigen Sonntag nehmen vielerorts Laien die Leitung wahr und die Hälfte der Gemeinden werden von Laien geführt, das ist schon seit vielen Jahren so“, führte er weiter aus.
Als erste christliche Kirche in Guyana organisiert die ELKG die Ausbildung ihrer Mitglieder zu PfarrerInnen und DiakonInnen vor Ort. Sie wirbt für ein neues Kirchenmodell und bindet in das Seelsorgeamt ordinierte PfarrerInnen und DiakonInnen ein. Die Laienakademie der ELKG, die 2005 ins Leben gerufen wurde, bietet einen zweijährigen Kurs an, mit PfarrerInnen als DozentInnen und Fachleute für die Fächer biblische Exegese, Kirchengeschichte, Homiletik sowie Gottesdienst und Liturgie. Externe TheologInnen leisten zusätzliche Unterstützung.
In Guyana „muss die Evangelisierung neu belebt werden, damit Gemeinwesen, Kinder und junge Menschen erreicht werden und die Jugend in die Sonntagsschule eingebunden bleibt“, erläuterte Goolsarran. „Viele Angebote konkurrieren heute um die Zeit junger Leute – vom Fernsehen über das Internet und die vielen technischen Möglichkeiten, die es gibt, bis zur Anziehungskraft des modernen gesellschaftlichen Lebens.“
Sein Fazit: „Die grösste Herausforderung für uns ist, das Evangelium unter die Menschen zu bringen und die Menschen an Bord zu holen, die die Saat ausbringen, damit der Heilige Geist wirken und sie in die Kirchen führen kann.“