Europäische Kirchen: Glaubwürdige Hoffnung in Krisenzeiten

28. Mär. 2023

Wie Kirche sein und Hoffnung bringen inmitten von Krisen wie dem Ukraine-Konflikt, der dramatischen Klimakrise und weit verbreiteten psychischen Erkrankungen: Dies waren die Schwerpunktthemen, mit denen sich die europäischen Delegierten in einer Botschaft von ihrer Vorversammlung in Oxford befasst haben.

Teilnehmenden der Europäischen Vorversammlung

Die Teilnehmenden der Europäischen Vorversammlung versammeln sich vor dem Mansfield College in Oxford, wo das Treffen stattfand. Foto: LWB/A. Hillert

Botschaft der vorbereitenden Tagung in Oxford ruft inmitten von Krieg, Klimawandel und seelischen Krisen zur Hoffnung auf

(LWI) – Die Suche nach „glaubwürdiger und Wandel bringender Hoffnung“ inmitten eines Krieges gegen die Ukraine, einer sich verschärfenden Klimakrise, angesichts der anhaltenden Folgen von COVID-19 und einer „Schatten“-Pandemie für die psychische Gesundheit, die vor allem junge Menschen betrifft: Dies sind die wichtigsten Themen der Kirchen in den europäischen Regionen des Lutherischen Weltbundes (LWB), die in der Schlussbotschaft ihrer Vorversammlung vom 21. bis 24. März festgehalten wurden.

Rund 120 Vertretende von Kirchen aus den europäischen Regionen haben sich im Mansfield College in Oxford getroffen, um sich auf die Dreizehnte LWB-Vollversammlung vorzubereiten, die vom 13. bis 19. September in Krakau, Polen, stattfinden wird. Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen in der gesamten Region waren sich die Delegierten der großen Herausforderungen bewusst, die es zu bewältigen gilt, um als Kirchen weiterhin eine relevante Stimme zu sein, Hoffnung zu haben und auf die spirituellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen.  

Die Teilnehmenden betonten, dass „neue Wege gefunden werden müssen, wie wir Kirche sein können“. Viele plädierten dafür, dass „wir erneut über unsere Theologie des Friedens und der Selbstverteidigung nachdenken und uns fragen, wie wir in unserer Zeit Friedensstifter sein können“. Bischof Pavlo Shvarts von der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine schilderte, wie die Gemeinden unter anderem in Charkiw um ihr Überleben kämpfen und den besonders betroffenen Opfern des Krieges in seinem Land weiterhin seelsorgerlichen Beistand leisten.

Bischof Pavlo Shvarts von der Deutschen Evangelischen Kirche in der Ukraine

Bischof Pavlo Shvarts von der Deutschen Evangelischen Kirche in der Ukraine bei der Europäischen Vorversammlung in Oxford. Foto: LWB/A. Hillert

Ein weiteres wichtiges Anliegen vieler Delegierter in der Region war die wachsende Sensibilisierung für Fragen der psychischen Gesundheit. Sie betonten, dass „wir an unserer Theologie der seelischen Gesundheit arbeiten und unsere Verantwortung beim Aufbau [...] einer gegenseitigen Fürsorge in unseren Gemeinden wahrnehmen müssen“. Gerade jüngere Delegierte betonten, dass die Kirchen vermehrt Angebote zum Umgang mit „Öko-Angst, Depressionen und anderen psychischen Problemen“ sowie bessere Schulungsmöglichkeiten für ehrenamtliche und ordinierte religiöse Führungspersonen bereitstellen müssen. Die europäischen Jugenddelegierten waren vor der Vorversammlung in Oxford zusammengekommen. Ihre wichtigsten Anliegen im Vorfeld der Vollversammlung in Krakau waren die Themen psychische Gesundheit, Klimagerechtigkeit sowie integrativere und offenere Kirchen.

In ihrer Abschlusserklärung betonten die Delegierten außerdem die Bedeutung von Inklusion und Offenheit durch eine zeitgemäßere Liturgie und Theologie, einer klareren Sprache und einer stärkeren Präsenz in den sozialen Medien. Mehr Ehrlichkeit forderten sie im Umgang mit dem Erbe von „Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt“.

Die Teilnehmenden beklagten die weltweite Zurückdrängung von Menschenrechten und Gendergerechtigkeit. Religion werde dabei nur „allzu oft als Argument zur Rechtfertigung“ genutzt. Angesichts des alarmierenden Anstiegs von sexualisierter Gewalt während der Pandemie erklärten die Delegierten, dass „wir nach 10 Jahren LWB-Leitlinien zur Gendergerechtigkeit anerkennen, dass es uns inzwischen besser gelingt, Vielfalt als Zeichen der guten Schöpfung Gottes zum Ausdruck zu bringen und zu akzeptieren.“ Außerdem warben sie für einen achtsamen Umgang mit schwierigen Fragen der menschlichen Sexualität.

Delegierte aus europäischen Kirchen in einer Gruppendiskussionen

Delegierte aus europäischen Kirchen in einer Gruppendiskussionen während ihrer Vorversammlung in Oxford. Foto: LWB/A. Hillert

Zu den Beziehungen zwischen dem LWB und seinen Mitgliedskirchen stellten die Delegierten fest: „Wir müssen unsere demokratischen Strukturen und partizipatorischen Ansätze stärken“ und dabei insbesondere die Talente von Frauen, Jugendlichen und Laienführungskräften nutzen. Sie forderten „mehr Möglichkeiten für generationenübergreifende Zusammenarbeit“ und würdigten das Potenzial junger Menschen bei der Stärkung von Advocacy-Arbeit, Kommunikation und der Verkündigung des Evangeliums an größere Zielgruppen.

Im Bewusstsein der „reichen Vielfalt“ in der weltweiten Gemeinschaft, aber auch innerhalb ihrer eigenen europäischen Kirchenfamilie betonten die Teilnehmenden der Vorversammlung, wie wichtig es ist, „einander weiterhin aufmerksam zuzuhören und einander nicht aufzugeben“. So hieß es abschließend: „Verwurzelt in der einen Hoffnung, sind wir durch den einen Geist in einem Leib vereint. Mit Christus in unserer Mitte glauben wir, dass Einheit in versöhnter Verschiedenheit möglich ist.“

 

Führung durch Oxford mehr über das lutherische Erbe am Mansfield College

Die Teilnehmenden der Europäischen Vorversammlung erfahren bei einer Führung durch Oxford mehr über das lutherische Erbe am Mansfield College. Foto: LWB/A. Hillert

Die Dreizehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet vom 13. bis 19. September 2023 in Krakau, Polen, statt. Ihr Thema lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“. Sie wird von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ausgerichtet.

LWB/P. Hitchen. Deutsche Übersetzung: Katrin Knorr, Redaktion: LWB/A. Weyermüller