Estland: Lutherische Jugend trifft Papst Franziskus

05 Okt. 2018
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Papst Franziskus hat die Teilnehmenden eines ökumenischen Jugendtreffens in der lutherischen Karlskirche in Tallinn (Estland) ermutigt, ihr Leben auf der Grundlage der Liebe zu gestalten. Foto: Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche

Papst Franziskus hat die Teilnehmenden eines ökumenischen Jugendtreffens in der lutherischen Karlskirche in Tallinn (Estland) ermutigt, ihr Leben auf der Grundlage der Liebe zu gestalten. Foto: Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche

Apfelbaum als ökumenisches Geschenk an katholisches Kirchenoberhaupt überreicht

TALLINN, Estland/GENEVA (LWI) – „Sorgen wir dafür, dass die Liebe lebt.“ Mit dieser schlichten Botschaft hat Papst Franziskus bei einem ökumenischen Jugendtreffen in der lutherischen Karlskirche in Tallinn (Estland) die Teilnehmenden aufgerufen, ihr Leben von der Liebe bestimmen zu lassen. Das Treffen fand am 25. September im Rahmen seines Besuchs in dem baltischen Land statt.

Triin Salmu, Leiterin der Jugendorganisation der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK) und Mitglied des estnischen ökumenischen Jugendrats, beschrieb das Treffen als „sehr anrührend und ehrlich“.

Sie erläuterte: „Der Papst hat festgestellt, es wäre schrecklich, wenn das Verhalten einer Kirche oder Gemeinschaft den jungen Leuten das Gefühl vermitteln würde, dass sie nicht dazugehören oder dass die Kirche oder Gemeinschaft ihnen nichts zu geben hätte. In einem estnischen Song heißt es: ‚Die Liebe ist tot, die Liebe ist fort, die Liebe lebt hier nicht mehr.‘ Seine Heiligkeit fordert uns auf, dazu ‚nein‘ zu sagen. Sorgen wir dafür, dass die Liebe wirklich lebt.“

Papst Franziskus habe die jungen Menschen aufgerufen, zu Jesus zu gehen, weil er neuen Atem und Licht schenke, berichtete Salmu.

Bei dem Gottesdienst waren verschiedene christliche Traditionen vertreten, zudem nahmen auch einige nicht-Christen teil.

“Es gab viel Musik: wir haben zusammen gesungen, ein Jugendkammerchor und eine russischsprachige pfingstkirchliche Jugendband sind aufgetreten. Drei Personen haben persönliche Zeugnisse beigetragen, Leitungsverantwortliche aus verschiedenen Kirchen und dem estnischen ökumenischen Kirchenrat haben gesprochen und der Papst hat eine Ansprache gehalten,“ sagte Salmu.

Grenzenlose Nächstenliebe

Der Erzbischof der EELK, Urmas Viilma, erklärte im Rahmen des Jugendtreffens, zwar gingen in Estland relativ wenige junge Leute in die Kirche, dies bedeute aber nicht, dass sie als Erwachsene nicht nach Gott suchen oder nach dem lebenspendenden Evangelium Jesu Christi dürsten würden.

Wenn wir die Wahrheiten des Christentums kennenlernen, werden uns – neben dem Individualismus und dem persönlichen Vorteil – das Wohl aller, ja der ganzen Menschheit wichtig. Es ist die grenzenlose Nächstenliebe, wie sie das Christentum verkündigt, und insbesondere die Liebe zu allen Verlassenen, Ausgestoßenen, allen die anders oder fremd sind, die sich klar aus allen anderen Lehren heraushebt.“

Schon im Kindesalter den Mitmenschen lieben zu lernen sei das Baumaterial für eine liebende, fürsorgliche Gesellschaft, und die Grundlage, auf der das demokratische Europa aufbaue – ein Europa mit menschlichem Antlitz nach dem Bilde Gottes, so Viilma.

Der Erzbischof erinnerte an das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken, das am 31. Oktober 2016 in Lund (Schweden) begangen wurde, und daran, dass er im vergangenen Dezember in seiner Funktion als Vizepräsident für die LWB-Region Mittel- und Osteuropa mit Papst Franziskus im Vatikan zusammengetroffen sei.

Er überreichte dem Papst den Setzling einer alten estnischen Apfelsorte. Der Baum soll im Garten der Apostolischen Nuntiatur in der litauischen Hauptstadt Vilnius, der offiziellen Vertretung des Heiligen Stuhls im Baltikum, gepflanzt werden.

Viilma erklärte, der Apfelbaum stehe symbolisch für das 500. Reformationsgedenken in Estland. Dort seien der lebendige Glauben an Jesus Christus, den man teile, und die gemeinsame lebendige Hoffnung auf ihn zum Ausdruck gekommen.

Martin Luther solle ja bekanntlich einmal gesagt haben: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“

LWF/OCS