Ein Schritt auf dem Weg zur Versöhnung

30. Aug. 2018
Anlässlich der Rückgabe menschlicher Gebeine, die in der Kolonialzeit von Namibia nach Deutschland gebracht worden waren, fand in Berlin, Deutschland, ein Gedenkgottesdienst statt, der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Rat der Kirchen in Namibia gestaltet wurde. Foto: EKD/Christian Ditsch

Anlässlich der Rückgabe menschlicher Gebeine, die in der Kolonialzeit von Namibia nach Deutschland gebracht worden waren, fand in Berlin, Deutschland, ein Gedenkgottesdienst statt, der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Rat der Kirchen in Namibia gestaltet wurde. Foto: EKD/Christian Ditsch

Gedenkgottesdienst anlässlich der Rückgabe sterblicher Überreste aus dem früheren Deutsch-Südwestafrika

Berlin, Deutschland/Genf (LWI) – Am Mittwoch, 29. August, hat Deutschland in der Kolonialzeit (1884 bis 1919) außer Landes gebrachte menschliche Überreste an Namibia zurückgegeben. Anlässlich dieser Übergabe fand in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin ein Gedenkgottesdienst statt, der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Rat der Kirchen in Namibia gestaltet wurde.

Die Gebeine wurden unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst bei einem offiziellen Akt des Auswärtigen Amtes und der Botschaft von Namibia an namibische Regierungsvertreter übergeben. Am 31. August sollen sie in Windhuk in Namibia bei einem Staatsakt in Empfang genommen werden.

In der gemeinsamen Predigt mit der Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber, erinnerte Ernst //Gamxamûb, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia – einer Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB) – und Delegationsleiter des Rates der Kirchen in Namibia, an die Geschichte Namibias und Deutschlands, die aus einer sehr schlimmen Erfahrung und Realität geboren sei.

Aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft neu zu schreiben

„Lasst uns darum aus unserer Vergangenheit lernen, unsere Zukunft, die durch folgende Werte geprägt ist, neu zu schreiben: menschliche Würde, Respekt, Gleichheit, gutes Zusammenleben, gegenseitige Ermächtigung, Frieden und Gerechtigkeit“, forderte //Gamxamûb auf. Er erzählte von einem unvergesslichen Erlebnis in einem UNHCR-Lager in Botswana, das er 1980 besucht hatte: Jeden Abend hätten die Flüchtlinge dort klagend und eindringlich ein namibisches Lied gesungen, das die Zeilen beinhaltete „Wenn ich hier sterbe, lass meine Knochen nach Hause zurückkehren.“

„Der heutige Tag bewegt mich sehr. Wir wollen heute etwas tun, was schon seit vielen Jahren hätte getan werden müssen: nämlich die Gebeine von Menschen, die Opfer des ersten Genozids des 20. Jahrhunderts geworden sind, an ihre rechtmäßigen Nachfahren zurückgeben“, erklärte die Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber.

Gedenken wachhalten und Unrecht überwinden

Der Lutherische Weltbund (LWB) hatte im Mai 2017 bei seiner Zwölften Vollversammlung in Windhuk, Namibia, eine „Öffentliche Erklärung zur Versöhnung im Zusammenhang mit dem Völkermord in Namibia“ verabschiedet. Darin heißt es: „Es ermutigt uns zu wissen, dass die Regierungen Namibias und Deutschlands diesen Schmerz aufgegriffen haben und einem Prozess verpflichtet sind, in dem die Wahrheit gesagt und Gerechtigkeit geübt werden wird, bezogen auf das, was beide heute einen Völkermord an den Herero, Nama und anderen indigenen Völkern nennen. Für die Rolle der Kirchen und zivilgesellschaftlichen Gruppen, die Prozesse der Versöhnung und der Heilung der kollektiven Erinnerung vorangetrieben haben und weiterhin unterstützen, sind wir dankbar.“