Die Kirchen von Indien umgestalten

03 Nov. 2016
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Die Feiern zum 25. Jubiläum warfen ein Schlaglicht auf die Tätigkeiten von Pfarrerinnen in den lutherischen Kirchen Indiens. Foto: LWB/P. Lok

Die Feiern zum 25. Jubiläum warfen ein Schlaglicht auf die Tätigkeiten von Pfarrerinnen in den lutherischen Kirchen Indiens. Foto: LWB/P. Lok

25 Jahre Frauenordination

CHENNAI, Indien/GENF (LWI) – „Lutherische Frauen bewirken etwas in den Kirchen und in der Gesellschaft Indiens“, bekräftigte eine Leiterin der Frauenbewegung im Anschluss an Feiern zum 25. Jahrestag der Ordination der ersten lutherischen Pfarrerinnen.

„In den vergangenen 25 Jahren haben wir einige Reformen, einige Transformationen und viele Veränderungen im Leben und im Wirken der Kirche innerhalb der lutherischen Gemeinschaft in Indien erlebt“, sagte Ranjita Christie Borgoary, Referentin für Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) bei der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (VELKI).

Borgoary bezog sich auf ein Symposium und einen Festakt anlässlich der Ordination von Pfarrerin Prasanna Kumari und Pfarrerin Porimol Kisku zum Dienst an Wort und Sakrament im September 1991. Die vor zehn Jahren verstorbene Kumari war FKG-Referentin in der VELKI und Vize-Präsidentin des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Asien. Kisku war als Pfarrerin für die Nördliche Evangelisch-Lutherische Kirche tätig.

Über 200 Frauen nahmen vom 9. bis 11. September an den Feiern in Chennai teil, an denen Leitungspersonen aus den 11 LWB-Mitgliedskirchen, die die VELKI ausmachen, teilnahmen.

„Es war ein Durchbruch und ein Sieg über das Patriarchat und über das männliche Monopol auf das Pfarramt innerhalb der lutherischen Kirchen in Indien. Ja man kann sagen, dass es für die indische lutherische Gemeinschaft ein Sprungbrett in eine neue Welt war“, erklärte Borgoary.

Nach ihren Angaben ordinieren 10 der lutherischen Kirchen in Indien Frauen, wobei allein in der VELKI bereits 185 Pfarrerinnen tätig sind und sie auf eine noch stärkere Gleichstellung hinarbeiten.

Grundsätzliche Umgestaltung

„Wir haben uns dazu verpflichtet, auf die Verwirklichung unseres Traums von einer grundsätzliche Umgestaltung all unserer Mitgliedskirchen hinzuarbeiten, damit Frauen nicht nur ordiniert werden, sondern alle Frauen mit der gleichen Würde und dem gleichen Status an Führungspositionen und an den verschiedenen Ämtern der Kirche beteiligt werden“, fügte Borgoary hinzu.

Pfarrer Dr. Augustine A. G. Jeyakumar, Geschäftsführer der VELKI, merkte an, dass die Frauenordination in den lutherischen Kirchen noch in den Kinderschuhen stecke und innerhalb der Führungsriege noch nicht als die Norm anerkannt sei.  Das Jubiläum sei weniger eine Feier, sondern solle vielmehr als eine Bestätigung der Verpflichtung angesehen werden, der die Kirchen gerecht werden müssten.

In einer Erklärung hat die VELKI die Kirchen dazu ermutigt, die Frauen bei ihrer theologischen Ausbildung, Ordination und Beteiligung an kirchlichen Vollzügen zu unterstützen und ihre Statuten dahingehend zu verändern, dass diese Vision Wirklichkeit werden kann.

„Auf unserem Weg in die Zukunft verpflichten wir uns erneut dem Evangelium der Gerechtigkeit für alle, weil wir anerkennen, dass ordinierte Frauen einen einzigartigen Beitrag zum Wirken der Kirche leisten”, so die Erklärung.

Pfarrerin Dr. Elaine Neuenfeldt, LWB-Referentin für Frauen in Kirche und Gesellschaft, gratulierte der VELKI und unterstich, dass das Jubiläum als eine Ermahnung diene, weiterhin auf Gleichstellung und Gerechtigkeit hinzuarbeiten. „Die Feier ist ein erster Schritt. Jetzt braucht jede Mitgliedskirche einen klaren Aktionsplan, in dem die volle Gleichberechtigung von Männern und Frauen ihren Ausdruck findet.“

Eine langfristige Vision

LWB-Asienreferent Pfarrer Dr. Philip Lok, der an den Feierlichkeiten teilnahm, forderte, dass die Perspektiven von Frauen im Gottesdienst und in den diakonischen Aktivitäten ihrer Gemeinden beachtet werden müssten.

„Die Kirche ist zur Inklusion berufen, und das nicht nur für sich selbst, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Die Leitung durch und die theologischen Überlegungen von Frauen in Indien und in ganz Asien müssen Kernpunkte dieser langfristigen Vision sein“, fügte er hinzu.

„Seit 1971 hat das FKG-Referat der VELKI diesen Traum und setzt sich mit aller Kraft für die Stärkung von Frauen, die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Ordination von Frauen ein, da das Evangelium uns dazu aufruft, die Mitgliedskirchen zu reformieren und umzugestalten“, betonte Borgoary.

Die Mitgliedskirchen des LWB in Indien zählen insgesamt mehr als 4 Millionen Mitglieder.

 

LWF/OCS