Ghana: Die am stärksten gefährdeten Menschen versorgen
ACCRA, Ghana/GENF (LWI) – Als die Regierung in März landesweit Maßnahmen anordnete, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wuchs innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ghanas (ELCG) die Befürchtung, dass sich einige ihrer Mitglieder nicht täglich mit Lebensmitteln zu versorgen und sicher durch diese Pandemie kommen würden.
Mit Hilfe ihres Netzwerks aus 12 Gemeinden und 108 Predigtstätten haben die Kirchenleitenden der ELCG in erster Linie ältere Menschen und verwitwete Familien als besonders schutzbedürftige Mitglieder betreut. Sie leben fast immer von den Erträgen und Einnahmen aus landwirtschaftlichen Kleinbetrieben und Kleinhandel.
Mit Unterstützung des COVID-19-Soforthilfefonds des Lutherischen Weltbundes (LWB) konnte die Kirche 120 Familien mit grundlegenden Nahrungsmitteln, Handwasch- und Sanitärartikeln unterstützen. Über den Soforthilfefonds können Kirchen bis zu 5.000 EUR erhalten, um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu mildern.
„Als das Coronavirus zugeschlagen hat, haben wir uns besonders um Kirchenmitglieder Sorge gemacht, die ohnehin schon um ihre Existenz kämpfen. Zusätzliche Belastungen können sich katastrophal auf diese Menschen auswirken, und sie brauchen die Gewissheit, dass die Kirche immer für sie da ist“, sagte ELCG-Generalsekretär Joseph Minnow Bart-Plange.
Genug Nahrungsmittel bis zur nächsten Ernte
Martha Abugri, Mitglied der Grace Lutheran Church in Narango in der Upper East Region, gehört zu den dreizehn Witwen, die zweihundert Kilogramm Mais, Speiseöl, Seife, Handdesinfizierer und Gesichtsmasken erhalten haben. „Zu diesem Zeitpunkt der Pandemie war es schwierig, Geld zu bekommen. Ich bin sehr froh, dass ich diese zwei Einhundert-Kilogramm-Säcke mit Mais und andere Hilfsgüter beziehen konnte. Das überbrückt die Zeit, bis wir im August unsere Frühhirse ernten können.“
Für Mary Akudugu kam die Unterstützung der ELCG zu einem Zeitpunkt, als sie mit ihrer Familie nicht mehr weiterwusste. „Wir hatten fast nichts mehr zu essen, und ich hatte keine Ahnung, wo ich Lebensmittel oder Geld auftreiben sollte, um Mais zu kaufen. Diese Hilfe ist ein Geschenk Gottes. Gott beantwortet unsere Gebete, indem er andere Menschen leitet“, erzählte sie dem Regionalpfarrer Nicholas Salifu, nachdem sie ihre Ration in der Faith Luheran Church in Wiidi empfangen hatte.
Mehrere andere Familien in den Distrikten Nasuan, Gbintiri und Yendi in der Nordregion konnten ebenfalls Hilfslieferungen entgegennehmen. Dort beinhalten die ELCG-Programme für die Gemeinschaftsentwicklung landwirtschaftliche Hilfen zur Verbesserung der Ernteproduktivität.
Hilfsbereitschaft nutzt der gesamten Gemeinschaft
Während die konkreten Hilfen direkt den Kirchenmitgliedern zugutekommen, hat die gezeigte Hilfsbereitschaft eine positive Signalwirkung über die einzelnen Gemeinschaften hinaus. „Diese Gaben ... ich werde sie nicht für mich allein beanspruchen, denn es gibt noch viele andere Frauen wie mich, die Hilfe brauchen. Ich werde ihnen einen Teil davon abgeben“, sagte Dorothy Amoasi, die verschiedene Nahrungsmittel in der lutherischen Auferstehungskirche in Abandzi in der Zentralregion entgegennehmen konnte.
Bart-Plange sagte, dass die rechtzeitige Unterstützung durch den LWB zwischen März und Juli „eine sehr kritische Zeit“ überbrücken konnte, als zahlreiche Aktivitäten im Rahmen der COVID-19-Massnahmen der Regierung untersagt oder nur noch eingeschränkt möglich waren. „Das Verbot der sonntäglichen Gottesdienste in Anwesenheit unserer Gemeindemitglieder und auch anderer Versammlungen hat dazu geführt, dass die regelmäßigen wöchentlichen Veranstaltungen weggefallen sind, auf die die Kirche angewiesen ist, um das Evangelium zu verkünden und bedürftigen Menschen zu helfen.“
Sicherheitsvorschriften für Präsenzgottesdienste
Nach der teilweisen Aufhebung der Beschränkungen Anfang August können die ELCG-Gemeinden jetzt wieder Präsenzgottesdienste veranstalten, wenn die Teilnehmenden strenge Hygienevorschriften befolgen. Die Zahl der an einem Gottesdienst teilnehmenden Personen ist auf maximal 100 begrenzt, und er sollte nicht mehr als 120 Minuten dauern.
Bart-Plange sagt, dass es in Ghana zu Beginn der Pandemie nur eine vergleichsweise geringe Zahl von Coronavirus-Fällen gegeben habe, dass aber „die gegenwärtige Situation aber besorgniserregend ist“, da die Infektionszahlen sprunghaft stiegen. Am 20. April, als die Regierung ihren ersten dreiwöchigen Teil-Lockdown gelockert hat, damit die Wirtschaft des Landes in Gang bleibt, waren 1.042 Fälle von COVID-19 und neun Todesopfer gemeldet worden. Nachdem sich das Leben in Ghana wieder halbwegs normalisiert hatte, waren es Ende Juli 35.500 Fälle und 182 Tote. Im November, so stellt Bart-Plange fest, „sieht die Situation mit 51.000 Infektionen und mehr als 320 Toten nicht so gut aus.“
Der Generalsekretär erklärt, dass die ELCG auch weiterhin die Sicherheitsvorschriften der Regierung befolgen werde, damit die Geistlichen und die Gemeindemitglieder „sich um die hilfsbedürftigsten Menschen in der Kirche und der Gemeinschaft insgesamt kümmern können.“