Briefmarke zu Ehren von „Frauen der Reformation“

23. Okt. 2020
Die Sondermarke "Frauen der Reformation" wurde von Susann Stefanizen entworfen und der Öffentlichkeit in der Marktkirche in Hannover vorgestellt. Foto: Bundesministerium der Finanzen

Die Sondermarke "Frauen der Reformation" wurde von Susann Stefanizen entworfen und der Öffentlichkeit in der Marktkirche in Hannover vorgestellt. Foto: Bundesministerium der Finanzen

Eine farbenfrohe Marke zeigt Frauenvielfalt

HANNOVER, Deutschland, GENF (LWI) – Die Reformation vor rund 500 Jahren haben neben Männern wie Martin Luther und Philipp Melanchthon auch viele Frauen mitgestaltet. Zu ihren Ehren erschien am 1. Oktober eine deutsche Sondermarke. Sie zeigt drei stilisierte Frauenköpfe in verschiedenen Farben sowie die Aufschrift „Frauen der Reformation“. Die Marke hat einen Nennwert von 3,70 Euro – das Porto für einen Großbrief International.

Einen so „tiefgreifenden kirchlichen Aufbruch“ wie die Reformation habe es nur deshalb geben können, „weil er von vielen mitgestaltet wurde – auch von Frauen“, erläuterte Dr. Eske Wollrad, Geschäftsführerin beim Evangelischen Zentrum Frauen und Männer anlässlich der Vorstellung der Marke. Reformation bedeute, „dass das Evangelium einen neuen Weg zu den Menschen gefunden hat“. Dies geschah in der Anfangszeit der Reformation nicht in Gelehrtenstuben, sondern in Häusern, auf den Straßen, kurz: in der Öffentlichkeit – und zwar unter Mitwirkung von Frauen.

Mächtige Frauen wie Elisabeth von Calenberg-Göttingen oder Elisabeth von Rochlitz hätten die Reformation entscheidend mitgeprägt, so Wollrad. Sie verfügten über die politische Macht, die Reformation in ihren Herrschaftsgebieten einzuführen.

In einem Interview mit dem Philatelie-Magazin „postfrisch“ würdigte Pfarrerin Dr. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, diese Frauen der Reformation.

Eine von ihnen, die öffentlich theologisch argumentierte, war Argula von Grumbach. Die Fränkische Freifrau war eine der bekanntesten Flugschriftenautorinnen der Reformationszeit und weit über die Grenzen von Franken hinaus bekannt. Argula von Grumbach habe mit Luther diskutiert, so Käßmann, als er anlässlich des Reichstages zu Augsburg 1530 auf der Veste Coburg lebte. Außerdem habe sie beim Rektor der Ingolstädter Fakultät protestiert, als dieser reformatorisches Schrifttum verbieten wollte: „Und sie verfasste Flugblätter. Was für eine mutige Frau!“

„Angetrieben waren die Frauen der Reformation von der fundamentalen Einsicht, dass Vergebung und Rechtfertigung durch das Wort Gottes tatsächlich und wirklich geschehen“, so Wollrad. „Dabei ist Gottes Wort nicht gebunden an eine Vermittlungsinstanz, verkörpert durch einen Priester, sondern es erschließt sich durch das eigene Bibelstudium. Somit war die Reformation eine Bildungsbewegung (auch) für Frauen, die dazu motivierte, theologisch tätig zu werden.“