Sekretär des Päpstlichen Rates äußert Hoffnung auf Weiterentwicklung der ökumenischen Beziehungen
VATIKANSTADT, Italien/GENF (LWI) – Anlässlich der jährlichen ökumenischen Gebetswoche für die Einheit der Christen erklärt der Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Bischof Brian Farrell, dass Papst Franziskus´ synodaler Weg einen „enorm wichtigen“ Beitrag zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Kirchen leisten könnte.
Kirchengemeinden und Einzelpersonen in vielen Teilen der Welt nehmen an der Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar teil, die vor mehr als einem Jahrhundert ins Leben gerufen wurde und vom Päpstlichen Rat in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) organisiert wird. Jedes Jahr wird eine ökumenische Gruppe aus einer bestimmten Region zur Erarbeitung von Materialien für die Wochen eingeladen.
In diesem Jahr wurde das Gottesdienstmaterial von den Mitgliedern des Kirchenrats des Mittleren Ostens (MECC) vorbereitet mit dem Schwerpunkt „Die Weisen aus dem Morgenland“, die „den Stern im Morgenland sahen und kamen, um das Christuskind in Bethlehem anzubeten.“ Bischof Farrell merkt an, dass das in sieben Sprachen verfügbare Material „gefüllt ist mit einer tiefen, aufrichtigen Spiritualität, die um so wirkungsvoller ist, je mehr Gemeinschaften in der ganzen Welt sie anwenden.“
Zusammen gemeinsame Herausforderungen meistern
Er spricht darüber, dass die Christinnen und Christen im Mittleren Osten zutiefst von der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Komplexität ihrer Region beeinflusst werden, die sie prägt als „eine Gemeinschaft des Glaubens, die unter schwierigen Lebensumständen mit einer ausgeprägten Identität und Sinnhaftigkeit lebt.“ Obwohl es in der Vergangenheit zu Spannungen in Bezug auf die „Gebietszugehörigkeit“ gekommen war, verkündet er, dass „man heute eine enge Zusammenarbeit wahrnehmen kann, da sie verstanden haben, dass sie alle die gleichen Herausforderungen meistern müssen.” Er verweist auf ein kürzlich veröffentlichtes Dokument mit dem Titel „Wir wählen ein Leben in Fülle“ als einen wichtigen Teil des Reformprozesses der Kirchen in dieser Region, die danach streben, „sich aus der Isolation zu befreien und gemeinsam als Teil der einen christlichen Familie zu handeln.”
Bischof Farrell spricht über die Probleme, die viele junge Menschen dazu veranlassen, ihren Heimatländern den Rücken zu kehren auf der Suche nach besseren Möglichkeiten im Ausland und äußert den Vorschlag, dass sich die Kirchen „solidarisch mit diesen Menschen zeigen und die Öffentlichkeit über ihre Probleme aufklären sollten.“ Er fügt hinzu, dass Pilgerreisen in den Mittleren Osten ein wichtiger Weg seien, um etwas über „ihre jahrhundertealte Präsenz“ zu erfahren und um „den heute dort lebenden Christinnen und Christen wirtschaftliche Unterstützung“ anzubieten.
Der Vertreter des Vatikans, der in diesem Jahr den 20. Jahrestag seiner Ernennung feiert, gibt zu bedenken, dass die Gruppe, welche die Materialien für die Gebetswoche vorbereitet, durch die COVID-19 Pandemie vor zusätzliche Schwierigkeiten gestellt wurde. Aufgrund der Unmöglichkeit persönlicher Treffen, so erklärt er, habe sie online zusammengearbeitet und „wirklich hervorragende Texte“ erarbeitet. Er fährt fort, dass die Pandemie in gewisser Weise „die Dynamik vieler theologischer Dialoge verlangsamt hat“, da Zusammenkünfte online „nicht das Gleiche sind als würde man zusammensitzen, echte Reaktionen sehen und das Engagement unserer Partner fühlen.” Auf der anderen Seite sieht er in Bezug auf die „praktische Ökumene“, dass „Menschen auf der ganzen Welt enger als vorher zusammengearbeitet und versucht haben, ihre Probleme gemeinsam anzugehen.”
Bekräftigung der Grundlagen des Glaubens
Mit Blick auf die großen Ereignisse im ökumenischen Kalender in den kommenden Monaten hebt der Bischof den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa hervor, der im Jahr 2025 gefeiert werden wird. „Wir arbeiten bereits sehr umfassend mit unseren Partnern im ÖRK und mit dem Ökumenischen Patriarchat zusammen, um uns auf das Jubiläum dieses ersten ökumenischen Konzils vorzubereiten“, erklärt er. Dieses Ereignis war „von großer Bedeutung, da es Kontroversen über die Natur Christi beilegte und die Strukturen der Kirche festigte. Unser Ziel ist es, den Jahrestag als Chance für Christinnen und Christen zu begreifen, die Grundlagen des Glaubens noch einmal zu bekräftigen und unseren ökumenischen Bemühungen neue Impulse zu geben.”
Bezugnehmend auf Ereignisse des Jahres 2022 erwähnt er, dass ökumenische Delegierte im Herbst an der ÖRK-Vollversammlung in Deutschland und im Sommer an der Lambeth Conference in England teilnehmen werden. Seiner Meinung nach kann ein neues Dokument über anglikanisch-katholische Beziehungen mit dem Titel „Sisters in Hope of the Resurrection“ (Schwestern in der Hoffnung auf die Auferstehung) einen „Impuls bieten, nicht nur für die anglikanisch-katholischen Beziehungen, sondern auch in den lutherischen und reformierten Dialogen.” In dem Dokument, das von Theologen und Theologinnen erarbeitet wurde, die Mitglieder des ökumenischen Forums „Malines Conversation Group“ sind, werden die Kirchen aufgefordert, „unsere Theorie an der Praxis auszurichten“ im Hinblick auf die Anerkennung von ordinierten Ämtern. Auf dieser Grundlage sagt Bischof Farrell, dass „wir voranschreiten können und die Vision der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils anwenden können auf die reale, jedoch noch unvollständige Verbundenheit zwischen unseren Kirchen.“
Bezugnehmend auf den sogenannten „synodalen Prozess“, den Papst Franziskus in Vorbereitung der Bischofssynode im Jahr 2023 ausgerufen hat, sagt Farrell: „Es besteht ein großes Interesse unter unseren den ökumenischen Partnern, die bereits eingeladen wurden, sich an den Beratungen zu beteiligen.” Er erklärt, dass das Ziel des Prozesses „eine wesentlich stärkere Beteiligung aller Kinder Gottes am Leben, der Führung und der Mission der Kirche ist. Aus ökumenischer Sicht ist dies unerlässlich, da die Überzentralisierung der Kirche ein Hindernis darstellt, das von jedem Papst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erkannt wurde. Ist der Prozess erfolgreich, wird meiner Meinung nach ein anderes Verständnis von der Katholischen Kirche entstehen, das der Suche nach der Einheit der Christen zugutekommen wird.”
Der Assistierende Generalsekretär für Ökumenische Beziehungen des Lutherischen Weltbunds, Dirk Lange, kommentiert: „Der synodale Prozess eröffnet in der Tat wundervolle Möglichkeiten, und wir waren sehr dankbar für die Einladung zur Reflexion über die „Synodalität aus lutherischer Perspektive“ während unseres Besuchs in Rom im Juni 2021. Der Konsultationsprozess im Rahmen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, an dem reformierte, methodistische, anglikanische, katholische und lutherische Weltgemeinschaften beteiligt sind, untersucht ebenfalls, wie unsere Glaubensgemeinschaften in der gemeinsamen Verkündigung und im gemeinsamen Dienst zusammenarbeiten können. Es ist eine aufregende Zeit für die ökumenische Reise!”