Führungspersonen aus Kirche und Politik loben das Potenzial der „Waking the Giant“-Initiative
Bogotá (Kolumbien)/Genf (LWI) – Die „Waking the Giant“-Initiative des Lutherischen Weltbundes (LWB), mit der Kirchen bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) unterstützt werden sollen, ist in Kolumbien offiziell angelaufen. Führungspersonen aus Kirche und Politik haben beim offiziellen Startschuss das Potenzial der Initiative gelobt, die Friedensbemühungen im Land zu stärken.
„Nach den vielen Jahren der inneren Auseinandersetzungen und angesichts der Tatsache, dass unsere Gesellschaft polarisiert ist wie nie zuvor, ist es unsere größte Hoffnung, dass dieses Projekt Kirchen unterschiedlicher Traditionen und Glaubensgemeinschaften aus dem gesamten Spektrum zusammenbringen wird und sie sich gemeinsam für Frieden und Versöhnung einsetzen“, sagte Bischof Atahualpa Hernández, Präsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens (IELCO).
Kolumbien ist eines der vier Länder, in denen der LWB seine neue Initiative „Waking the Giant“ umsetzt. Die Initiative richtet ihr Hauptaugenmerk auf die Umsetzung von fünf der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die die entsprechenden Kirchen für ihren jeweiligen Kontext als Prioritäten festgelegt haben. Die IELCO richtete zum offiziellen Beginn der Initiative in Kolumbien vom 14. bis 16. November einen Workshop zu den SDGs aus, an dem Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen vor Ort und anderer religiöser Organisationen, der Regierung, der Vereinten Nationen und von Kirchen aus der ganzen Region Lateinamerika teilnahmen.
„Für uns als Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens ist es eine große Ehre, dass wir an der ‚Waking the Giant‘-Initiative teilnehmen dürfen“, erklärte Hernández, dessen Kirche auch Organisator einer neu entstehenden Plattform von Kirchen aus verschiedenen Traditionen in Kolumbien ist.
Dr. Lorena Rios Cuellar, Direktorin des Büros für Religionsfragen der kolumbianischen Regierung, würdigte die Bemühungen des LWB und der IELCO, religiöse Führungspersonen zusammenzubringen, und beschrieb religiöse Akteure als Menschen, die sich „mit Leidenschaft und großem Engagement“ für nachhaltige Entwicklung einsetzen. Sie erklärte, die Regierung habe eine Verantwortung dafür, das Engagement der Kirchen in dem lateinamerikanischen Land sichtbarer zu machen. „Diese Initiative hat für uns große Bedeutung, weil es wichtig ist, dass wir jene Räume der Zusammenarbeit von Glaubensgemeinschaften und die dort gemachten Erfahrungen unterstützen und bestärken“, sagte sie. „Denn es ist die Kraft und die Macht einer solchen Zusammenarbeit, die das Unmögliche möglich macht.“
Teil eines weltweiten Projektes
„Der Titel der Initiative, ‚Waking the Giant‘, soll auf neue Art und Weise zum Ausdruck bringen, dass die Kirchen zwar bereits sehr viel für die Umsetzung der SDGs tun, dass sie aber auch noch sehr viel mehr machen können“, erklärte die Koordinatorin des LWB-Programms, Julia Brümmer, die auch den Workshop in Kolumbien mit dem Thema „Wie gestalten wir die ‚Waking the Giant‘-Initiative konkret für Kolumbien?“ leitete.
Der LWB hatte den Startschuss für die weltweite Initiative offiziell am 10. Oktober in Genf gegeben. Die fünf für die Initiative ausgewählten Ziele für nachhaltige Entwicklung sind Gesundheit (SDG 3), Bildung (SDG 4), Gendergerechtigkeit (SDG 5), Verringerung von Ungleichheit (SDG 10) und die Förderung von Frieden und Gerechtigkeit (SDG 16), da die Kirchen in diesen Bereichen schon langjährige Erfahrung haben und Glaubwürdigkeit aufbauen konnten.
Große Chance trotz vieler Herausforderungen
Die Teilnehmenden des Workshops haben den kolumbianischen Kontext in seiner Komplexität beschrieben. Viele Fragen stellen sich im Blick auf eine nachhaltige Entwicklung: „Wie können wir sicherstellen, dass Kirchen und religiöse Organisationen einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der konkreten SDGs leisten ohne die verschiedenen SDGs voneinander zu trennen? Wie können wir einen Beitrag dazu leisten, die Strukturen zu verändern, die zu dem anhaltenden und immer wieder aufflammenden Konflikt geführt haben? Wie können wir jenen Beispielen mehr Sichtbarkeit verleihen, die zeigen, dass Kirchen einen wertvollen Beitrag leisten können, und gleichzeitig vermitteln, dass ein bestimmtes Projekt in einer Region des Landes zwar sehr gut funktionieren kann, in einer anderen aber nicht geeignet ist?“
„Bei ‚Waking the Giant‘ geht es zum einen darum, dem Engagement der Kirchen Sichtbarkeit zu verleihen, zum anderen darum, die Kapazitäten der Kirchen auszubauen, die SDGs zu verstehen und sich dafür zu engagieren, um dann einen konstruktiven Beitrag zu leisten“, erklärte Jairo Barriga, Exekutivdirektor der Fundación de Diaconía Pazos der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien. „Die Initiative ist eine großartige Chance für die Kirchen, für die ökumenische Familie, für alle, die die Herausforderungen in unserer heutigen Welt überwinden wollen. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass wir uns den Themen der Agenda 2030 zuwenden, aber wir hoffen, dass wir bis Ende 2030 sehr viel größere Erfolge bei der Umsetzung dieser Ziele sehen werden als wir es bei den Millenniums-Entwicklungszielen erlebt haben“, fügte Barriga hinzu.
Friedenskonsolidierung
Dr. Mardory Llanos, stellvertretender Direktor des Büros für Religionsfragen der Regierung in Bogotá, hob das Potenzial der Kampagne für Fortschritte hervor. „Wir brauchen stabile Netzwerke und wir kennen viele Kirchen, die erfolgreich soziale Projekte durchführen. Gleichzeitig gibt es aber auch noch viele Glaubensgemeinschaften, die sich noch nicht für diese Belange engagieren, daher freue ich mich darauf, dass wir gemeinsam diesen Riesen wecken wollen“, erklärte Llanos. „Ich bin überzeugt, dass Kirchen das Leben der Menschen verändern und verwandeln können und dass es genau der richtige Zeitpunkt für eine solche Initiative ist – nicht nur als Beitrag zur Umsetzung der SDGs, sondern auch als Beitrag zur Friedenskonsolidierung in Kolumbien“, fügte er hinzu.
Der Bischof der IELCO sagte in seinen Schlussworten, die „Waking the Giant“-Initiative sei „eine gute Gelegenheit, Anstrengungen zu konsolidieren und den verschiedenen Traditionen zu helfen, an einen Tisch zu kommen, um eine friedliche und versöhnte Nation aufzubauen, eine Nation, die die in der Agenda 2030 skizzierte Entwicklung praktisch lebt und erlebt“.
Die finanziellen Mittel für die Durchführung der „Waking the Giant“-Initiative in Kolumbien kommen von der Finnische Evangelisch-Lutherische Mission (FELM).
Informationen zur "Waking the Giant"-Initiative (auf Englisch)