Auguste-Viktoria-Krankenhaus: Vereinbarung zur Lösung der Liquiditätskrise

15 Nov. 2019
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Luftbild des Auguste-Victoria-Krankenhauses in Jerusalem. Foto: LWB/M.Renaux

Luftbild des Auguste-Victoria-Krankenhauses in Jerusalem. Foto: LWB/M.Renaux

Palästinensische Autonomiebehörde verpflichtet sich zu monatlichen Zahlungen

Jerusalem/Genf (LWI) – Ermutigende Nachrichten für die Patienten und Patientinnen im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Ostjerusalem: Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzierungskrise des Krankenhauses konnte mit der Palästinensischen Autonomiebehörde eine Vereinbarung über garantierte monatliche Zahlungen in Höhe von NSI 18 Millionen (EUR 4,7 Millionen) für die vom Krankenhaus erbrachten Leistungen geschlossen werden. Die Zahlungen eröffnen dem Krankenhaus die Möglichkeit, Arzneimittel zu kaufen und die Behandlung von Patienten und Patientinnen fortzusetzen.

Die Palästinensischen Autonomiebehörde hat sich ebenfalls dazu verpflichtet, ihre Gesamtverbindlichkeiten gegenüber dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus in den kommenden zwölf Monaten zu verringern und zu diesem Zweck eine erste Zahlung in Höhe von NIS 45 Millionen (EUR 11,7 Millionen) zu leisten. Die finanzielle Situation des Auguste-Viktoria-Krankenhauses bleibt allerdings so lange weiter angespannt, bis die Außenstände komplett bezahlt wurden.

Über die Finanzlage wurde im Oktober ausführlich in den Medien berichtet, als das Krankenhaus eine Erklärung zu der Liquiditätskrise veröffentlichte. Zu diesem Zeitpunkt war das Krankenhaus nicht mehr in der Lage, neue Patienten und Patientinnen aufzunehmen, da das Hospital die für Chemotherapien erforderlichen Medikamente nicht mehr einkaufen konnte.  

Bei einem Besuch des Auguste-Viktoria-Krankenhauses Anfang der Woche sagte LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge: „Unsere eigentliche Sorge gilt den Menschen in Palästina, denen das Auguste-Viktoria-Krankenhaus lebensnotwendige Behandlungsmöglichkeiten bietet. So lange das Auguste-Viktoria-Krankenhaus für die Autonomiebehörde Priorität hat, bleibt es auch eine Priorität für den LWB.“

Junge äußerte sich ebenfalls anerkennend über „die überwältigende Unterstützung des Auguste-Viktoria-Krankenhauses durch die Gemeinschaft“, wie dies an den Spenden von Einzelpersonen deutlich geworden sei. Nachdem über abgewiesene Patientinnen und Patienten berichtet worden war, haben die Menschen in Ostjerusalem zu einer Spendenaktion aufgerufen und auf diesem Wege mehrere hunderttausend EUR gesammelt, damit das Krankenhaus Medikamente für Krebstherapien einkaufen konnte.

Der LWB hat am 14. Oktober 2019 die folgenden aktuellen Informationen über die finanzielle Situation des Auguste-Viktoria-Krankenhauses veröffentlicht:

Aktuelle Finanzlage des Auguste-Viktoria-Krankenhauses

Genf, 14. Oktober 2019

Ende Oktober hat der Aufsichtsrat des Auguste-Viktoria-Krankenhauses eine Erklärung über die akute Finanzierungskrise des Auguste-Viktoria-Krankenhauses veröffentlicht. Diese Krise war die Folge der über Monate ausbleibenden Zahlungen der Palästinensischen Autonomiebehörde in Höhe von 45 Millionen EUR für die Behandlung von Patienten und Patientinnen. Der nachhaltige Betrieb des Krankenhauses wurde auf diese Weise stark gefährdet und wuchs sich zu einem Risiko für die Patientenversorgung aus. Das Recht von Kindern, Frauen und Männern auf eine hochwertige medizinische Behandlung war damit nicht mehr gesichert.

Die Situation ist nach wie vor kritisch.

Im Oktober erfolgte seitens der Palästinensischen Autonomiebehörde eine erste Zahlung in Höhe von NIS 45 Millionen (EUR 11,8 Millionen), um akute Liquiditätsengpässe zu beheben und dem Krankenhaus wieder die Möglichkeit zu geben, Krebsmedikamente einzukaufen.

Am Mittwoch, 30. Oktober wurde zwischen LWB/Auguste-Viktoria-Krankenhaus und der Palästinensischen Autonomiebehörde eine Vereinbarung über regelmäßige Monatszahlungen zur Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs geschlossen, ergänzt durch regelmäßige Pauschalen für den Abbau der Gesamtverbindlichkeiten über die kommenden zwölf Monate.

Ab November 2019 besteht seitens der Palästinensischen Autonomiebehörde ebenfalls die Selbstverpflichtung, monatlich NIS 18 Millionen (EUR 4,7 Millionen) für die laufende Patientenbehandlung zu überweisen. Zahlungen in dieser Höhe sind erforderlich, damit die Gesamtverbindlichkeiten der Palästinensischen Autonomiebehörde gegenüber dem LWB und dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus nicht noch weiter steigen. Ab Dezember 2019 wird die Palästinensischen Autonomiebehörde noch umfassendere pauschale Zahlungen auf Quartalsbasis leisten, um ihre Gesamtverschuldung bis zum 31. Oktober 2020 schrittweise auf unter NIS 100 Millionen (EUR 26 Millionen) zu senken.

Starke Unterstützung durch die Gemeinschaft

In den letzten beiden Wochen hat die palästinensische Bevölkerung bei Spendenaktionen insgesamt NIS 3,5 Millionen (EUR 919.000) zur Unterstützung des Auguste-Viktoria-Krankenhauses gesammelt. Diese Spenden werden für die chemotherapeutische Behandlung von Krebserkrankungen verwendet. Solche finanziellen Beiträge einzelner Personen helfen in der Summe, Menschen zu unterstützen, die sich gerade in Behandlung befinden. Sie zeigen auch auf eindrucksvolle Weise, wie sehr dem palästinensischen Volk das Auguste-Viktoria-Krankenhaus und seine Dienste und Leistungen am Herzen liegt.

Gleichzeitig sei darauf hingewiesen, dass der laufende Betrieb und die finanzielle Nachhaltigkeit des Krankenhauses nur dann sichergestellt sind, wenn die Palästinensischen Autonomiebehörde ihre Selbstverpflichtung und die Vereinbarung vom 30. Oktober einhält. Geschieht dies nicht, wird das Auguste-Viktoria-Krankenhaus die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung seiner Patientinnen und Patienten nicht aufrechterhalten können. Verzögerte Zahlungen werden dann zu einer Einschränkung der Behandlungsmöglichkeiten bei Krebserkrankungen führen.

 

Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus ist ein medizinisches Kompetenzzentrum in Ostjerusalem und versorgt fünf Millionen Palästinenser und Palästinenserinnen im Westjordanland und im Gazastreifen. Es bietet spezielle Behandlungsmöglichkeiten, die in anderen Krankenhäusern im Westjordanland und im Gazastreifen so nicht zur Verfügung stehen, darunter Strahlentherapien bei Krebserkrankungen und Hämodialyse für Kinder. Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus ist von der Joint Commission International aufgrund seiner außerordentlich hohen Qualitätsstandards akkreditiert worden. Die Patienten und Patientinnen werden von der Palästinensische Autonomiebehörde an das Hospital überwiesen.

 

LWF/OCS