Aufblühende Kirche in einem kriegszerstörten Land

17 Dez. 2018
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Nach der Besetzung von Nordost Mossul durch den IS floh die Bevölkerung und verließ zerstörte Häuser, Schulen, Kirchen und andere Gebäude. Foto: HIA

Nach der Besetzung von Nordost Mossul durch den IS floh die Bevölkerung und verließ zerstörte Häuser, Schulen, Kirchen und andere Gebäude. Foto: HIA

Ungarischer Kirchenleiter blickt zurück auf Besuch im Nordirak

Budapest, Ungarn/Genf (LWI) – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn (ELKU) unterstützt verfolgte Christinnen und Christen im Nordirak bei der Rückkehr in ihre Heimatorte, die sie vor knapp zwei Jahren auf der Flucht vor Milizen des Islamischen Staates (IS) verlassen mussten. Gergely Prőhle, Landeskurator der Kirche, besuchte unlängst die Region und blickt im Folgenden zurück auf seine Erfahrung der Hoffnung inmitten von Ruinen.

„Es ist kaum zu glauben, dass das Christentum die am meisten verfolgte Religion der Welt ist“, stellt Prőhle unter Verweis auf einen jüngst erschienenen Pew Research Centre Report fest, der den Stand der Religionsfreiheit weltweit untersucht. Gemeinsam mit Tamás Fabiny, dem leitenden Bischof der ELKU, besuchte der Landeskurator den Nordirak, um sich über die Wirksamkeit einer Hilfsaktion ins Bild zu setzen, die die Kirche im Advent 2017 zur Unterstützung der irakischen christlichen Bevölkerung gestartet hatte.

In der nordirakischen Region Bashiqa besuchte die ELKU-Delegation verschiedene kirchliche Hilfsprojekte und konnte erleben, wie diese den Menschen, die in ihre während der Herrschaft des IS beschädigten oder zerstörten Häuser zurückkehren, neue Hoffnung auf ein Leben in Würde schenken.

 ELCH/HIA

Bis der IS 2016 aus der Region verdrängt wurde, terrorisierten die islamistischen Kräfte die nahe Mossul gelegene Stadt Bashiqa, machten insbesondere die christliche Bevölkerung zur Zielscheibe und zerstörten religiöse Symbole in Kirchen und Privathäusern. „Die Rückkehrenden finden Häuser, Schulen und medizinische Einrichtungen vor, die entweder zerstört oder schwer beschädigt sind“, berichtet Prőhle.

Häuser, Schulen, Wasserversorgung

In Zusammenarbeit mit CAPNI (Christian Aid Program for North Iraq) und vor Ort tätigen Mitarbeitenden der ökumenischen ungarischen Hilfsorganisation Hungarian Interchurch Aid (HIA) engagiert sich die ELKU beim Wiederaufbau von öffentlichen Gebäuden und Wohnhäusern in Bashiqa, wo die Bevölkerung ihre Existenzgrundlagen hauptsächlich durch den Anbau von Oliven und Zwiebeln erwirtschaftet. Bisher hat die ungarische lutherische Kirche bei ihren Gemeindegliedern Spenden in Höhe von insgesamt 76.500 Euro (25 Millionen Forint) gesammelt. Dank dieser Unterstützung sowie zusätzlicher Hilfen vonseiten des staatlichen ungarischen Programms Hungary Helps wurde zurückgekehrten Kindern die Wiederaufnahme des Schulbesuchs ermöglicht.

HIA unterstützt in der Region vorrangig christliche Familien in der vom Krieg heimgesuchten Stadt Mossul und ihrer Umgebung. Mitte 2018 waren durch die gemeinsamen Anstrengungen 55 Wohnhäuser und zwei Schulen wiederaufgebaut sowie die Trinkwasserversorgung für über 2.500 Menschen wiederhergestellt worden. Neben der Instandsetzung von Gebäuden versorgte HIA mehr als 320 Familien mit Feuerholz sowie 600 Familien mit Lebensmitteln und Decken. Die Organisation betreibt in Bashiqa zudem ein Zentrum zur Unterstützung der Zurückkehrenden, wo die Überlebenden des todbringenden Konflikts psychosozial begleitet werden.

Geistliches Leben

Bei dem Besuch ging es, so Prőhle, auch um die Teilnahme am geistlichen Leben der christlichen Geschwister vor Ort. „Im Lauf unserer Reise nach Bashiqa haben wir berührende Momente erlebt. Wir brachen aus dem christlichen Viertel von Erbil auf, wo auf den Autos viele Aufkleber mit christlichen Symbolen zu sehen sind. Nachdem wir mehrere militärische Kontrollpunkte passiert hatten, kamen wir an einem Kloster an, das seit dem vierten Jahrhundert besteht“, erinnert sich Prőhle. „Die Mönche im Kloster Mar Mattai berichteten uns, dass sie sich über die Jahre an die Drohungen und Gefahren gewöhnt hätten. Ihre in der alten aramäischen Sprache Jesu gesungenen Gebete haben uns tief bewegt.“

 ELCH/ Tamás Kiss

Prőhle bringt von der Reise die Erkenntnis mit: „…dass wenige Kilometer von den Verwüstungen durch dschihadistische Kräfte entfernt die Kirche blüht. Unsere Unterstützung für die christliche Bevölkerung im Nordirak macht die Stärke und Einheit der weltweiten christlichen Gemeinschaft deutlich.“

Mit Blick auf das nahende Weihnachtsfest zeigt sich Prőhle hoffnungsvoll, dass die christliche Bevölkerung im Nordirak auch zukünftig gedeihen wird „als Teil einer vielfältigen Gemeinschaft“.

 

Ein Beitrag der ELKU, redigiert und übersetzt durch das LWB-Kommunikationsbüro.

 

 

LWF/OCS