Anderen zuhören: Ein wesentliches Element von Mission

13. Okt. 2022

Wie können Menschen christlichen Glaubens dem Aufruf zur Verbreitung der Frohen Botschaft des Evangeliums Folge leisten und gleichzeitig die Würde und Identität von anderen achten? Die LWB-Generalsekretärin macht sich Gedanken über die Bedeutung von Mission in unserem heutigen ökumenischen und interreligiösen Kontext. 

LWF General Secretary Burghardt addressing the EMW Assembly

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt spricht bei der Mitgliederversammlung von Evangelische Mission Weltweit (EMW). Foto: Corinna Waltz/EMW

LWB-Generalsekretärin bei Mitgliederversammlung von Evangelische Mission Weltweit 

(LWI) – Wie verstehen wir als Menschen christlichen Glaubens unsere Mission heute? Wie gehen wir auf den großen Auftrag ein, den uns Christus am Schluss des Matthäus-Evangeliums erteilte, nämlich „gehet hin und lehret alle Völker“?

Diese Frage stand im Zentrum eines Grußwortes von Pfarrerin Anne Burghardt, der Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds (LWB), an die Evangelische Mission Weltweit (EMW), die diese Woche ihre jährliche Mitgliederversammlung in Hamburg abhält.

Sie sagte, es sei unsere Aufgabe, das weiterzugeben, was uns unser Herr Jesus Christus aufgetragen habe: die Frohe Botschaft unserer Befreiung mit anderen zu teilen, unseren Mitmenschen zu dienen, die Würde anderer zu achten und auf Versöhnung hinzuwirken. 

Eindrücke von der Plenarversammlung. Foto: Corinna Waltz/EMW

Eindrücke von der Plenarversammlung. Foto: Corinna Waltz/EMW

Bei der Erfüllung dieser Aufgabe, meinte Burghardt, müssten wir uns immer vor Augen halten, dass selbst, wenn Mission auf diese Weise begriffen werde, sie nur Erfolg haben könne, wenn wir bereit seien, den anderen zuzuhören. Sie betonte, dass Zuhören das unausgesprochene Element des großen Missionsgebots sei, denn ohne Zuhören „gibt es kein Verständnis, keine Einfühlsamkeit und am Ende keine Annahme.“

Die LWB-Generalsekretärin erinnerte daran, dass das Taufgebot Christi im Laufe der Geschichte zu Gebräuchen geführt habe, „die heute mehr als fragwürdig sind“. Dazu gehörten unter anderem „die gewaltsame Missionierung im Mittelalter und das sogenannte „Souperism“-Phänomen“ im Irland des 19. Jahrhunderts, als Bibelgesellschaften verhungernden Kindern Essen anboten, unter der Bedingung, dass sie Angehörige der protestantischen Kirche wurden. Zum Glück, so fügte sie hinzu, „wurde diese Missionierungsmethode zur damaligen Zeit von vielen Kirchenvertreterinnen und -vertretern in Großbritannien scharf kritisiert.“

Stärkung der Kirchen in der gesamtheitlichen Mission

Bei der Betrachtung des gesamtheitlichen Wesens der Mission, zu dem Verkündigung, Eintreten für Gerechtigkeit und Dienst an den Notleidenden gehört, bemerkte Burghardt, dass „die Stärkung der Kirchen in der Mission schon seit Gründung des LWB vor 75 Jahren eine der vier Säulen des LWB gewesen ist.“ Sie betonte auch, wie wichtig es sei, dass sich die Kirchen nicht für parteipolitische Zwecke instrumentalisieren ließen.

Burghardt lobte die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem LWB und der EMW und zeigte sich vor allem dankbar für die gemeinsame Arbeit im Bereich theologische Bildung. „Dadurch erhielten viele Menschen auf der ganzen Welt Zugang zu Studium und Bildung, mit denen sie ihren Horizont erweitern konnten.“ Sie schloss: „Wenn wir gemeinsam dieselbe Mission, dieselben Ziele und denselben Enthusiasmus für die missio Dei haben, können wir zusammen etwas auf der Welt bewirken.”

LWB/P. Hitchen