Weltflüchtlingstag: Die Gaben der Flüchtlinge feiern

18. Jun. 2021
Kinder demonstrieren Händewaschen im Flüchtlingslager Kakuma, Kenia. Der LWB ist der Hauptträger der Bildungsarbeit im Lager, und die Sensibilisierung für Hygiene ist Teil dieser Arbeit. Der LWB hat die Hygieneaufklärung verstärkt, um die Verbreitung von COVID-19 im Lager zu verhindern. Foto: LWB/P. Omagwa

Kinder demonstrieren Händewaschen im Flüchtlingslager Kakuma, Kenia. Der LWB ist der Hauptträger der Bildungsarbeit im Lager, und die Sensibilisierung für Hygiene ist Teil dieser Arbeit. Der LWB hat die Hygieneaufklärung verstärkt, um die Verbreitung von COVID-19 im Lager zu verhindern. Foto: LWB/P. Omagwa

„Bei der Arbeit mit marginalisierten Gemeinschaften Inklusion fördern“

GENF, Schweiz (LWI) – Die COVID-19- Pandemie dauert nun schon länger als ein Jahr. Die Auswirkungen des Klimanotstandes werden uns auch weiterhin begleiten. Weltweit gibt es eine Vielzahl sich gegenseitig verschärfender Krisen. Angesichts dieser Szenarien begeht der Lutherische Weltbund (LWB) gemeinsam mit anderen Organisationen weltweit den Weltflüchtlingstag am 20. Juni, setzt sich für mehr Inklusion ein und feiert die Geschenke, die Flüchtlinge ihren Aufnahmegemeinschaften geben können.

„Dieses Jahr schauen wir darauf zurück, was wir als globale Gemeinschaft alles gelernt haben und was unsere für humanitäre und Entwicklungshilfe zuständige internationale Abteilung für Weltdienst in 27 Ländern geleistet hat“, sagt LWB-Generalsekretär Martin Junge. 

„Mit unserem Zeugnis und Dienst in dieser Welt haben wir immer versucht, Selbstbestimmung und Autonomie im Leben der Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften zu unterstützen. Im gegenwärtigen Kontext ist dies vielleicht wichtiger als jemals zuvor – schutzbedürftige Gemeinschaften zu inkludieren, anstatt sie zurückzulassen“, fügt Junge hinzu. 

Das globale UNHCR-Thema für den Weltflüchtlingstag 2021 „Gemeinsam heilen, lernen und strahlen wir“ entspricht auf ganzer Linie den Überzeugungen des LWB. Damit geht der Aufruf einer umfassenderen Inklusion von Flüchtlingen einher, z. B. in der Gesundheitsversorgung, in Schulen und in Sportvereinen. Damit wird verdeutlicht, wie wichtig der Zusammenhalt aller Menschen nicht zuletzt angesichts der anhaltenden Auswirkungen von COVID-19 ist. 

„Im LWB hat unser auf Rechten basierender Handlungsansatz für die auf mehr Selbstbestimmung und Autarkie abzielende Arbeit mit Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften immer bedeutet, die Inklusion zu fördern. Wir arbeiten mit marginalisierten Gemeinschaften und bringen ihre Anliegen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zur Geltung“, sagt Maria Immonen, Direktorin der LWB-Abteilung für Weltdienst. 

Eine fortwährende Verpflichtung  

 

In den Tagen vor dem 20. Juni betrachtet der LWB den diesjährigen Weltflüchtlingstag aus der Perspektive einer Gemeinschaft, deren tägliche Arbeit jedes Jahr einen Beitrag zur Verbesserung der Existenz von Millionen von Menschen leistet. 

Allein 2020 hat die LWB-Abteilung für Weltdienst mehr als 2,4 Millionen Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und Menschen in Aufnahmegemeinschaften durch Aktivitäten in 27 Ländern weltweit geholfen. 

Immonen erklärt, dass COVID-19 zwar im vergangenen Jahr zahlreiche Aspekte der täglichen Arbeit des LWB-Weltdienstes in den einzelnen Länderprogrammen verändert habe, dass die Verpflichtung zum Dienen aber unverändert bestehen bleibe. 

„Wenn wir anlässlich des Weltflüchtlingstages weltweit und im Rahmen von Veranstaltungen der unterschiedlichen Länderprogramme des LWB-Weltdienstes zusammenkommen, dann steht dahinter unsere Verpflichtung, für Flüchtlinge zu sorgen und ihnen dabei zu helfen, ihrer Stimme lokal und global Gewicht zu geben“, fügt sie hinzu. 

„Flüchtlinge dürfen nicht als eine Belastung unserer Gesellschaft angesehen werden. Wenn wir stattdessen eine inklusivere Regierungspolitik weltweit durchsetzen können und Flüchtlingen bessere Chancen eröffnen, einen Beitrag in den Aufnahmeländern zu leisten, auch auf wirtschaftlicher Ebene, dann können wir gemeinsam Hoffnung haben und eine Zukunft aufbauen“, sagt Immonen abschließend. 

Das Geschenk der Flüchtlinge an ihre Gemeinschaften feiern

„Ich bin Anwalt, ich kann meine Umwelt verändern, ich kann Dunkelheit in Licht verwandeln. Was die Welt von mir erwartet, ist Licht.“ 

„Ich bin der Friede, die Hoffnung für die Hoffnungslosen. Gott kann dich überall erheben. Ein Flüchtling zu sein, bedeutet nicht, tot zu sein. Wenn du Frieden hast, kannst du alles haben.“

Die Gedichte sind von Julien Tundwa und Nzeyimana Gaudiose, die sich als Anwalt und Anwältin für die Rechte von Flüchtlingen einsetzen und ebenfalls Mitglieder der KADANA-Flüchtlingsplattform in Kenia sind, einer Initiative, die mit Hilfe des LWB gegründet worden ist. 

Sie sind Teil einer LWB-Publikation mit dem Titel „I am hope“ (zu Deutsch: Ich bin die Hoffnung – Gedichte von Flüchtlingen), veröffentlicht anlässlich des Weltflüchtlingstages 2021 auf Französisch und Englisch. Sie feiert die Geschenke, die Flüchtlinge ihren Gemeinschaften geben. 

Diese Gedichtsammlung ist einzigartig und enthält Beiträge wie „Ich bin die Morgensonne“, „Ich bin eine Frau der Welt“, „Ich bin Gottes Flüchtling“, verfasst von Flüchtlingen jedes Alters. 

Geschichten über Flüchtlinge berichten oft über die Mühsal, die diese Menschen auf sich genommen haben, ihre Anstrengungen, sich ein neues Leben aufzubauen, ihre Herausforderungen und ihre Hoffnungen. Die Absicht dieser Publikation ist anders: Die Flüchtlinge sollen in sich hineinhören und auf poetische Weise definieren, wer sie sind, damit ihre Stimmen inklusiv und in neuer Weise gehört werden. 

Agnès, eine der Dichterinnen in diesem Band, fasst es so: „Ich bin das Licht meiner Hoffnung, ich bin neugierig und möchte lernen. Ich scherze und spiele. Ich möchte meine gesamte Familie beschützen.“