LWB beschult Kinder, die vom offiziellen Bildungssystem ausgeschlossen sind
Sittwe, Myanmar/Genf (LWI) – Die siebenjährige Ma Khin Nu lächelt, als sie das temporäre Lernzentrum des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Lager Ohn Taw Gyi in Myanmar betritt. Die aufgeweckte Schülerin trägt einen farbigen Rock und eine weiße Bluse. Ihr Gesicht ist mit hellen Mustern bemalt – Thanaka, ein traditionelles Make-up – das ihre Haut vor der unerbittlichen Sonne schützt. Sie trägt ein Paar goldene Ohrringe und eine Haarspange in Schmetterlingsform.
Ma Khin und ihre beiden jüngeren Geschwister gehören zu den 32.000 Kindern, die vom LWB-Programm "Bildung für Wandel" im Unruhe gebeutelten Rakhaing-Staat in Myanmar profitieren. "Ich gehe gerne zur Schule", sagt Ma Khin. "Ich habe viele Freundinnen hier und kann studieren, Bilder malen, Gedichte rezitieren und mit Spielzeug spielen." Die Siebenjährige träumt davon, selbst Lehrerin zu werden. "Ich genieße die Schule so sehr, dass ich andere Kinder beim Lernen unterstützen möchte", erklärt sie.
Ma Khins Traum ist nicht selbstverständlich. Die Fünftklässlerin ist eine der schätzungsweise 140.000 vertriebenen Muslime in Rakhaing, die in etwa 60 Lagern leben. Allein im Lager von Ma Khin leben fast 12.000 Menschen. Nach myanmarischem Recht haben Muslime keinen Anspruch auf Staatsbürgerschaftsrechte. Und ohne Geburtsurkunde haben Kinder wie Ma Khin kaum oder gar keinen Zugang zu öffentlichen Schulen oder einer Berufsausbildung.
Um Kinder wie Ma Khin zu unterstützen, hat der LWB vor kurzem eine neue Phase seines Bildungsprogramms in Rakhaing gestartet. In dieser Phase werden mehr als 400 Lehrkräfte in fast 100 offiziellen und informellen Bildungseinrichtungen unterstützt. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission sowie der Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der Europäischen Kommission finanziert. Zusätzliche Mittel werden von der Kirche von Schweden über die ACT Alliance und den Australischen Lutherischen Weltdienst bereitgestellt.
Durch diese Partnerschaft werden informelle Einrichtungen wie temporäre Lernzentren und kinderfreundliche Räume geschaffen. Wichtige Schulmöbel sowie Wasser- und Sanitäranlagen werden durch das Projekt zur Verfügung gestellt. Um Klassenräume zu bauen und zu reparieren, beteiligt sich der LWB an Schul- und Lagerkoordinierungskomitees sowie an Eltern- und Lehrerverbänden.
Bildung schafft ein solides Fundament
Die Bedingungen in Ohn Taw Gyi sind hart. Ma Khins Familie kam dort nach einer langen Fahrt auf einem gefährlich überfüllten Boot an. Seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Muslimen und Buddhisten im Jahr 2012 und erneut im Jahr 2017 wurden Kinder wie Ma Khin aus ihren Gemeinden vertrieben, was dazu führte, dass drei Viertel aller Muslime in Lager in Rakhaing oder ins benachbarte Bangladesch flüchteten. Die Familie von Ma Khin lebt in einem Zimmer in einem baufälligen Bambushaus, das sie mit sieben anderen Familien teilen. Das Leben ist beengt und ohne Privatsphäre. Die Bewohner dürfen das Lager nicht verlassen.
Bildung ist für Kinder wie Ma Khin unerlässlich, nicht nur, weil sie ihnen eine Grundlage für die Zukunft bietet, sondern weil sie die Chance hat, ihre Sorgen zu vergessen und ihre kreativen Talente zu entdecken.
"Vorher hatten wir keinen kinderfreundlichen Platz im Lager und konnten uns kein Spielzeug leisten. Jetzt können Kinder mit ihren Freunden interagieren und an einem sicheren Ort mit vielen Spielsachen spielen", berichtet Lehrerin Daw Khin Than. Ihre eigene Fünfjährige gesellt sich jeden Tag zu ihr. "Ich bin so froh, dass meine Tochter Bilder malt, Gedichte rezitiert und Lieder singt. Sie hat sich in den letzten Monaten stark verbessert. Deshalb bin ich sehr glücklich über die Unterstützung, die der LWB den Kindern unseres Lagers gewährt."
Der LWB ist seit 10 Jahren in Myanmar aktiv und unterstützt bedürftige Gemeinden im Bundesstaat Rakhaing bei Notfällen und mit Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogrammen, Nahrungsmittel- und Existenzsicherung sowie Workshops zu Menschenrechten und Katastrophenvorsorge.
Bildung und Berufsausbildung sind derzeit die größten LWB-Programme in Ohn Taw Gyi. Durch das Projekt fördert der LWB eine gerechte Bildung für Mädchen und Jungen und ihre Gemeinschaften, um ihr Potenzial auszuschöpfen und eine bessere Lebensqualität zu erreichen. Das Projekt zielt darauf ab, allen Kindern in Rakhaing einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu ermöglichen, unabhängig von ihrer Religion oder ethnischen Zugehörigkeit.