Der LWB arbeitet mit seiner Mitgliedskirche in der Ukraine und dem örtlichen Jugendrat zusammen, um Wärmestationen in Charkiw auszurüsten. Da die Stadt nach wie vor unter ständigen Angriffen auf ihre Infrastruktur leidet, können sich Menschen an diesen Orten aufwärmen, etwas essen und ihre Mobiltelefone aufladen.
DELKU und LWB richten Wärmestationen ein
(LWI) – Wärmestationen für die Menschen in Charkiw. Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) und der Jugendrat von Charkiw arbeiten Hand in Hand bei der Einrichtung von Wärmestationen in der Stadt. Der Lutherische Weltbund (LWB) unterstützt diese Initiative über sein Büro in Kiew. Diese Stationen dienen als Anlaufstellen für Menschen, deren Wohnungen unter Beschuss geraten sind und zerstört wurden.
„Jede Tätigkeit kommt zum Stillstand“
„In den vergangenen Monaten hat die russische Föderation wiederholt die existenzwichtige Infrastruktur der Stadt mit massiven Raketenangriffen lahmgelegt. Das Ergebnis ist, dass viele Menschen mehrere Tage lang keinen elektrischen Strom und kein Wasser mehr haben“, sagt Kavita Shukla, LWB-Teamleiterin in der Ukraine.
Zwar können die stadteigenen Versorgungsbetriebe die Wasser- und Strom-Infrastruktur meistens nach einigen Tagen wiederherstellen, aber die Menschen und die Wirtschaftsunternehmen in der Oblast Charkiw, so erklärt Pawlo Schwarz, Bischof der örtlichen LWB-Mitgliedskirche DELKU, müssten mit ständigen und langanhaltenden Blackouts zurechtkommen.
„Dank der aufopfernden Arbeit der kommunalen Dienste funktioniert die Stadt auch in diesen Zeiten des Krieges recht gut, aber die Situation in der Oblast Charkiw insgesamt ist schlechter. Im Normalfall kommt nach dem Artilleriebeschuss von Infrastruktur jede Tätigkeit zum Erliegen. Wärmestationen bieten die Möglichkeit für diejenigen, die keine Heizung mehr haben, sich im Warmen aufzuhalten oder ihre Mobiltelefone aufzuladen, wenn zu Hause der Strom ausgefallen ist. In den Stationen haben sie dank dem Satelliten-Netzwerk Starlink auch einen Zugang zum Internet. Generatoren sorgen dafür, dass die Stromversorgung aufrechterhalten wird, denn wenn das Licht ausgeht, funktioniert auch das Mobilfunknetz nicht mehr.
Zusammenarbeit mit dem Charkiwer Jugendrat
Die Wärmestationen werden gemeinsam mit dem Charkiwer Jugendrat eingerichtet, der seit Beginn des Krieges humanitäre Hilfe für die Bevölkerung von Charkiw leistet und bereits mehrere Wärmestationen in Schulen betreibt. Jede dieser Stationen kann bis zu 100 Menschen aufnehmen.
Die Menschen dort erhalten warme Mahlzeiten und haben Zugang zu fließendem Wasser, elektrischem Strom, Toiletten, medizinischer Versorgung und persönlichen Hygieneprodukten – all dies ist in den vergangenen Monaten in Charkiw zu einem knappen Gut geworden. Darüber hinaus hat das Schweizer Unternehmen Solexis als Sachspenden Solarmodule angeboten, um die technische Ausstattung in diesen Stationen zu ergänzen. Die Module versorgen die Beleuchtungsanlagen mit Strom und dienen als Energiequelle fürs Kochen oder Aufladen der Mobiltelefone. Der Bedarf sei enorm, so Arsenij vom Charkiwer Jugendrat.
„Da der Krieg inzwischen seit mehr als zehn Monaten dauert, hat sich die Arbeitslosigkeit in der Stadt zu einer Krise verschärft, oder einfach gesagt – zu einer humanitären Katastrophe. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Menschen in der Stadt jetzt unterhalb der Armutsgrenze leben. Viele Menschen haben ihre Häuser und Wohnungen verloren Als wir vor zwei Wochen unsere Ausgabestellen für warme Mahlzeiten eröffnet haben, sind am ersten Tag schon 13.000 Einwohnerinnen und Einwohner von Charkiw bei uns gewesen, obwohl wir in den Medien nicht explizit auf dieses Angebot aufmerksam gemacht haben.“
In Verbindung bleiben
Der LWB unterstützt ebenfalls die lutherischen Gemeinden in den Regionen Charkiw und Odessa mit Kommunikationsausstattungen. Charkiw, Novohradkiwka und Petrodolina sind Gebiete, die regelmäßig von Blackouts betroffen sind. Auch die Infrastruktur wird immer wieder durch Artilleriebeschuss beschädigt. Gleichzeitig unterstützen diese Gemeinden aktiv ihre Nachbarschaft. Die DELKU erhält drei Starlink-Anlagen sowie ein Nutzungsrecht für sechs Monate. „Zwei dieser Anlagen gehen in unsere Dorfgemeinden Novohradkiwka und Petrodolinske in der Region Odessa, wo es nach Angriffen auf die Infrastruktur der Region kaum ein Mobilfunknetz und nur schlechte Internetverbindungen gibt“, erklärt Bischof Schwarz.
Die dritte wird an die Gemeinde in Charkiw geliefert. „Natürlich wollen wir in Krisenzeiten unsere Nachbarn mit stabilen Internetverbindungen unterstützen und als zentrale Anlaufstelle Hilfe leisten. Darüber hinaus bieten wir seit mehr als drei Monaten in allen diesen Gemeinden Computerkurse für Kinder und Erwachsene an, wobei uns die Gustav-Adolf-Stiftung beim Kauf von Computern und Software unterstützt hat.“ Eine stabile Internetverbindung ist hier besonders wichtig.
LWB-Mitgliedskirchen, kirchennahe Dienste und Werke und andere Partnerorganisationen unterstützen die Arbeit des LWB in der Ukraine.