LWB-Sommerlager bietet berufliche Orientierung für Jugendliche in Beit Hanina, Palästina
JERUSALEM, 15.09.2016 – Inspiriert durch Mahatma Gandhis Lebensregel „Der Verstand muss durch die Hände gebildet werden“ haben junge Menschen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren aus unterschiedlichen Teilen Ostjerusalems im August an einem Sommerlager des Berufsbildungszentrums des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Beit Hanina, Ostjerusalem teilgenommen. Das Ziel des einwöchigen Seminars bestand darin, jungen Menschen die Entdeckung ihrer Talente und Fähigkeiten in unterschiedlichen Arbeitsbereichen zu ermöglichen.
Während des Sommerlagers hatten die 27 weiblichen und 62 männlichen Teilnehmenden die Möglichkeiten, an Veranstaltungen zur Karriere- und Berufsberatung, Sportveranstaltungen und Angeboten in einer Tischlerei, bei einem Installateur oder in einer Keramikwerkstatt teilzunehmen. Gegen Ende der Woche hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, an einem konkreten Projekt in Bereichen wie Catering, Metall- und Elektrotechnik und Kfz-Reparatur zu arbeiten. „Das ist eine faszinierende neue Initiative, die wir hier ins Leben gerufen haben", erzählt Yousef Shaklian, der Leiter des Berufsbildungsprogramms des LWB. „Wir geben den Jugendlichen die Möglichkeit, eine Woche lang durch praktische Erfahrungen selbst herauszufinden, wo ihre Fähigkeiten liegen.“
Am Anfang erhielten alle Teilnehmenden die Gelegenheit, sich die Werkstätten im Berufsbildungszentrum auf einem Rundgang kurz anzusehen. Danach absolvierten sie einen Eignungstest, nahmen an Sportprogrammen teil und versuchten sich an praktischer Arbeit in den einzelnen Werkstätten. Das Ziel bestand darin, die jungen Menschen mit den Möglichkeiten und unterschiedlichen Wegen der beruflichen Bildung vertraut zu machen und dabei gleichzeitig Karrierechancen aufzuzeigen, die jenseits ihrer vertrauten Komfortzone liegen. „Es war eine unglaubliche Erfahrung, in eine Werkstatt zu gehen, in der normalerweise nur Jungs sind, und dort Seite an Seite mit ihnen zu arbeiten", berichtet eine 16 Jahre alte Teilnehmerin.
Kompetenzentwicklung durch Sport
Eine neue und überaus dynamische Komponente des Sommerlagers war die „Sport für Entwicklung"-Initiative. Sie nutzt den Sport zur Vermittlung persönlicher und sozialer Kompetenzen (Soft Skills) wie Teamarbeit oder Kommunikations- und Entscheidungsfähigkeit – Eigenschaften, die für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn von grundlegender Bedeutung sind. Das Sportprogramm im Sommerlager sollte verdeutlichen, dass Träume und Wirklichkeit oftmals weit auseinander liegen, dass man seine Ziele jedoch mit Ehrgeiz, Teamgeist und Training sehr wohl erreichen kann.
Für viele Auszubildende wird die berufliche Bildung durch das Sportangebot attraktiver. Der Sport unterstützt zudem indirekt den erfolgreichen Abschluss des Programms. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH führt das „Sport für Entwicklung"-Programm seit Ende 2014 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durch. In dem Sommerlager wurden die sportlichen Aktivitäten gemeinsam mit Trainerinnen und Trainern der örtlichen Organisation „Palestine Sports for Life“ durchgeführt, die vorher vom GIZ geschult worden waren. Die Lehrkräfte des LWB haben diese Initiative im laufenden Schuljahr des Berufsbildungszentrums eingeführt, das im September begonnen hat.
Dem LWB geht es dabei in erster Linie um die Förderung der Selbstbestimmung junger palästinensischer Frauen und Männer. „Das Sommerlager mit dieser Verbindung von Berufsberatung und Sport war eine sehr gute Erfahrung", sagt Pfarrer Mark Brown, der LWB-Länderrepräsentant in Jerusalem. „Wir haben die Absicht, weitere Sommerlager und Aktionen durchzuführen, die der beruflichen Orientierung dienen und dazu dieses 'Sport für Entwicklung'-Programm nutzen".
Die Bildungsinitiative „Madrasati Palestine“ hat das Sommerlager mit Kulturangeboten wie Folklore, Tanz und Theater unterstützt.