Schwedische Kirche entschuldigt sich für die Unterdrückung der Samen

30 Nov. 2021
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Die Schwedische Kirche entschuldigt sich für ihre Mitschuld an der Misshandlung des indigenen Volkes der Samen. Foto: Magnus Aronson/Icon

Die Schwedische Kirche entschuldigt sich für ihre Mitschuld an der Misshandlung des indigenen Volkes der Samen. Foto: Magnus Aronson/Icon

„Ein wichtiger Schritt auf dem langen Weg der Versöhnung“

UPPSALA, Schweden/GENF (LWB) – Die Schwedische Kirche entschuldigte sich am 24. November öffentlich für ihr Verhalten in der „legitimierten Unterdrückung“ und jahrhundertelangen „Unterdrückung und Selbstgefälligkeit“ gegenüber den Samen. Die Entschuldigung an Führungspersonen regionaler indigener Gruppen wurde im Dom zu Uppsala bei einem außerordentlichen Gottesdienst der Generalsynode ausgesprochen.

Die Entschuldigung ist die erste von zweien, die in einer im Juni dieses Jahres von der Schwedischen Kirche veröffentlichten Erklärung enthalten sind. Die Erklärung nennt acht Verpflichtungen zum aktuellen Versöhnungsprozess mit dem samischen Volk. Die zweite öffentliche Entschuldigung ist für die Konferenz der samischen Kirchen im Oktober 2022 in Luleå geplant.

Nicht-Samen, Samen und die lutherischen Kirchenleitenden aus nordischen Nachbarländern standen im Kreis um eine Flamme vor dem Dom, als Antje Jackelén, die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, die Geschichte aus dem Lukas-Evangelium von der Frau erwähnte, die achtzehn Jahre lang an einem krummen Rücken litt.

„Als Erzbischöfin der Schwedischen Kirche stehe ich vor euch, dem samischen Volk, und beichte, dass wir euch NICHT auf Augenhöhe begegnet sind. Wir haben uns nach innen verkrümmt. Wir sind nicht gegen Rassismus und Machtmissbrauch aufgestanden. Unsere Rücken sind krumm von der Schuld, die wir tragen. Wir haben ungerechte Lasten auf euch geladen. Wir haben eure Vorfahren mit Schande und Schmerz beladen, und die neuen Generationen haben sie geerbt.“

Jackelén fuhr fort: “Was getan wurde, können wir nicht rückgängig machen. Aber wir können Reue fühlen für unsere Rolle in der kolonialen Geschichte Schwedens. Wir können Reue fühlen für unsere Unfähigkeit und fehlende Bereitschaft, die Wahrheit anzunehmen und Euch auf Augenhöhe zu begegnen.“

Die Samen teilten persönliche Geschichten von Unterdrückung, der Kolonialisierung von samischem Land und grauenhaften Erlebnissen in Internaten, die das samische Volk erleiden musste.

„Die Zeugnisse, die wir heute hier gehört haben, bestätigen die Mittäterschaft der Kirche in der Misshandlung der Samen“, so Jackelén. „Die Wunden, die Schmerzen, der Selbsthass, die Wut und die schwierigen Erinnerungen sind real. Als wir das samische Volk im Stich gelassen haben, haben wir auch unseren Schöpfer im Stich gelassen. Wir waren unserer Jüngerschaft nicht treu. Wir haben nicht auf die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Schöpfung reagiert.“

Jackelén warnte, dass die Kirche die Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfe und drängte: „Während wir warten, beten wir zu Gott und bitten euch, dass wir uns mehr und mehr auf Augenhöhe begegnen dürfen. Dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Dass wir uns alle von Jesus berühren lassen, der auf die Knie ging, um die Gekrümmten aufzurichten. Sowohl diejenigen unter uns, die die Lasten der Opfer tragen, als auch diejenigen, die die Last des Unrechts tragen, das im Namen der Kirche begangen wurde. Diejenigen von uns, die die Last der Schuld der Täter tragen, und diejenigen von uns, die die Last des Leidens der Opfer tragen. Damit wir Christus in uns erkennen können.“

Mitglieder der samischen Gemeinschaft, die bei dem Gottesdienst anwesend waren, beschreiben die Veranstaltung als den Beginn einer langen Reise. „Ich hoffe und glaube, dass diese Entschuldigung zu Veränderungen führen wird“, sagte Ingrid Inga, Vorsitzende des Rats der Samen in der Schwedischen Kirche. „Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser Entschuldigung zu sein und dass es sich nicht nur um leere Worte der Kirche handelt. Sie kommen mit Verpflichtungen und einem zehnjährigen Prozess, in dem sie umgesetzt werden sollen.“

Die Schwedische Kirche wird 3,9 Millionen Euro für einen Zehnjahresplan bereitstellen, um die acht Verpflichtungen für Versöhnung umzusetzen. Dazu gehören Gelöbnisse, die samische Sprache zu stärken und wiederzubeleben, den Einfluss und die Teilnahme der Samen in der Schwedischen Kirche zu erhöhen und das Bewusstsein für die historischen Beziehungen und Missbräuche der Kirche gegen das samische Volk zu schärfen.

Von LWB/A. Gray. Deutsche Übersetzung: Tonello-Netzwerk, Redaktion: LWB/A. Weyermüller