Schöpfungszeit: „Schöpfungsverantwortung ist gelebte Nächstenliebe“

29 Sep 2022

Das Erntedankfest erinnert an die enge Verbindung zwischen Mensch, Gott und Natur. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ruft aus diesem Anlass zu einer wirtschaftlich stabilen, sozial und ökologisch verträglichen Landwirtschaft auf.

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Changing agriculture

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland setzt sich für den Wechsel zu einer wirtschaftlich stabilen, sozial und ökologisch verträglichen Landwirtschaft ein. Foto: Markus Spiske, Unsplash

Erntedank und nachhaltiges Handeln in Mitteldeutschland

(LWI) – Zum Herbstbeginn und inmitten der Schöpfungszeit feiern die Kirchen in Deutschland, auch die Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), das Erntedankfest. Dieses Fest will den engen Zusammenhang von Mensch, Gott und Natur erinnern. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) setzt sich in diesem Zusammenhang für den Wechsel zu einer wirtschaftlich stabilen, sozial und ökologisch verträglichen Landwirtschaft ein. Außerdem ruft sie dazu auf Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Das sei „gelebte Nächstenliebe“.

Im Mittelpunkt des Erntedankfestes steht der gemeinsame Gottesdienst mit der Präsentation einer Auswahl von landwirtschaftlichen Produkten im Altarraum. Sie sollen daran erinnern, welche Vielfalt an Nahrungsmitteln es gibt, und dass die Früchte nicht selbstverständlich existieren, sondern Teil göttlicher Schöpfung sind.

Siegrun Höhne, Beauftragte der EKM für den Kirchlichen Dienst auf dem Land, fordert Initiativen für einen Systemwechsel in der Landwirtschaft. „In diesem Jahr feiern wir Erntedank erstmals seit langem in dem Bewusstsein, dass die Versorgung mit guten, bezahlbaren Lebensmitteln in ausreichender Menge auch hier keine Selbstverständlichkeit ist. Auf die jahrzehntelange extreme EU-Exportpolitik von Agrar-Produkten und -Rohstoffen, getrieben von globalen Finanzmärkten, treffen nun die Auswirkungen von Krieg und gestörten Lieferketten.“

„Folge sind Spekulationen und steigende Preise. Landwirtinnen und Landwirte leiden ebenso wie Bürgerinnen und Bürger. Anstelle von Schuldzuweisungen für mangelndes Engagement der Landwirtschaft für Boden- und Wasserschutz, Artenvielfalt, Klima- und Tierschutz sollten wir den Wandel hin zu einer wirtschaftlich stabilen, sozial und ökologisch verträglichen Wirtschaftsweise im Gebet und praktisch beim Einkauf unterstützen sowie bei den verantwortlichen Ebenen in EU, Bund und Ländern einfordern“, so Höhne.

Klimawandel in Mitteleuropa wahrnehmen

Auch Pfarrerin Charlotte Weber, Referatsleiterin für Konfessionelle und weltweite Ökumene, Christlich-Jüdischer Dialog und Weltanschauungsfragen im Landeskirchenamt der EKM, ruft dazu auf, die Schöpfungsverantwortung endlich richtig ernst zu nehmen: „Es ist höchste Zeit, sich von den Veränderungen anrühren zu lassen – und nach den letzten niederschlagsarmen Jahren in unserer Region sind diese besonders wahrnehmbar. Sie sind Teil einer globalen Klimakrise, unter der diejenigen am meisten leiden, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Schöpfungsverantwortung ist gelebte Nächstenliebe – für diejenigen, die jetzt schon unter den Folgen des Klimawandels leiden, und für zukünftige Generationen“.

Im Rahmen einer ökumenischen Aktion unter dem Motto „Wahrnehmen – Beten – Handeln“ luden christliche Kirchen zu einer Wanderung entlang eines Abschnittes der Weißen Elster in Ostthüringen ein. „Miteinander die bedrohte Schöpfung wahrnehmen, unsere Sorgen und Gedanken miteinander teilen und im Gebet vor Gott bringen und sich zu Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung verabreden – dies sind die Ziele des gemeinsamen Weges“, berichtet Charlotte Weber.

„Ein Wandel im Umgang mit der Schöpfung beginnt im eigenen Herzen. Aber vorher muss man den Mut haben, wirklich wahrzunehmen, was um uns herum passiert. Inzwischen ist auch die Idylle des schönen Tales der Weißen Elster durch die niederschlagsarmen Jahre bedroht. Es ist höchste Zeit, sich von den Veränderungen anrühren zu lassen“, so Weber.

Eine konkrete Möglichkeit hierfür bietet die Möglichkeit, sich mit dem „Grünen Hahn“ zu zertifizieren, einer freiwilligen Umweltzertifizierung für Unternehmen und Organisationen. Mit der Einführung eines kirchlichen Umweltmanagements etabliert man Strukturen in der eigenen Organisation, die eine schrittweise Verbesserung der Umweltauswirkungen zum Ziel haben. Betrachtet werden vor allem die Bereiche Energie, Wasser, Einkauf, Abfall, Mobilität und Biodiversität.

Kirchengemeinden im Kirchspiel Süd in Magdeburg feiern zur Schöpfungszeit in einem Erntedankgottesdienst die Zertifizierung mit dem „Grünen Hahn“.

Viele Kirchen der ökumenischen Familie feiern die Zeit der Schöpfung (auch kurz „Schöpfungszeit“ genannt) jedes Jahr vom 1. September bis zum 4. Oktober, dem Gedenktag des Franz von Assisi in verschiedenen westlichen Kirchentraditionen. Für die LWB-Kirchengemeinschaft ist die Zeit der Schöpfung als liturgische Zeit des Betens und Handelns eine Gelegenheit, ihr Bekenntnis und ihre Selbstverpflichtung zu bekräftigen, sich für die Bewältigung einer der größten Krisen unserer Zeit – des Klimawandels – zu engagieren. Das Thema für die Zeit der Schöpfung 2022 lautet „Höre auf die Stimme der Schöpfung“. 

LWB/A. Weyermüller
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Deutschland