Öffentliche Erklärungen der Ratstagung 2024

Auf seiner Tagung in Chavannes-de-Bogis im Juni 2024 hat der LWB-Rat fünf öffentliche Erklärungen angenommen, die sich mit aktuellen Problemen und Konflikten weltweit befassen.

25 Juni 2024
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Mitglieder des Rates zeigen die grüne Karte und stimmen damit während der LWB-Ratssitzung für eine der Erklärungen. Foto: LWB/Albin Hillert 

Mitglieder des Rates zeigen die grüne Karte und stimmen damit während der LWB-Ratssitzung für eine der Erklärungen. Foto: LWB/Albin Hillert

LWB äußert sich zu kontroversen Themen wie Gerechtigkeit, Konflikten und Religionsfreiheit  

(LWI) - Auf seiner Tagung 2024 hat der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) unter dem Leitthema „Reich an Hoffnung“ (Röm 15,13) öffentliche Erklärungen zu den Themen Religions- oder Glaubensfreiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Kontext globaler Konflikte, des Krieges in der Ukraine, der Krise in Gaza, der besetzten palästinensischen Gebiete und Israel sowie zu einer transparenten, partizipatorischen und rechenschaftspflichtigen Regierung und Führung verabschiedet.

Erklärung zu Religions- oder Glaubensfreiheit

Der LWB-Rat hat sich besorgt darüber geäußert, dass die Freiheit von Millionen von Menschen, ihren Glauben individuell oder kollektiv zu bekennen und zu leben, über Jahre hinweg eingeschränkt worden ist und dass diese Freiheiten in einigen Kontexten verletzt und vorenthalten wurden, zum Beispiel durch Maßnahmen von Regierungen oder anderen religiösen Gruppen.  

Der Rat hat sich hier besonders auf die Situation von Kirchen in einer Minderheitssituation und die Gender-Dimension von Religions- oder Glaubensfreiheit bezogen, da „die Körper von Frauen oft als Schlachtfelder für die Ehre der Gemeinschaften benutzt werden und das Recht der Frauen, z. B. bei einer Hochzeit ihre Religion selbst zu wählen, oftmals missachtet wird.“  

Der Rat hat sich solidarisch mit den Menschen aller Glaubensrichtungen erklärt, die von Unterdrückung betroffen sind, und ruft alle Regierungen und die internationale Gemeinschaft auf, dafür zu sorgen, dass diese grundlegenden Menschenrechte respektiert werden.  

Erklärung zu Gerechtigkeit und Frieden im Kontext weltweiter Konflikte

Der Rat zeigt sich ernsthaft in Sorge aufgrund der „dramatischen Eskalation bewaffneter Konflikte in allen Weltregionen sowie der negativen globalen Trends in Bezug auf Gewalt, Ungerechtigkeit auch aus geschlechtsspezifischen Gründen, Vertreibungen, humanitären Krisen, Klimakrisen und Bedrohungen der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte.“  

Der Rat stellte fest, dass es an „guter politischer Führung auf nationaler, regionaler und globaler Ebene fehlt und dass dies die Fähigkeit von Institutionen auf allen Ebenen gefährdet, angemessen auf Krisen und Herausforderungen der Gesellschaft zu reagieren“, und hat den Vorschlag des UN-Generalsekretärs zu einem Zukunftsgipfel mit einem Zukunftspakt als Ergebnis bekräftigt und festgestellt, dass beide das Potenzial haben, die sich überschneidenden Krisen sinnvoll anzugehen.  

Die Erklärung ruft die internationale Staatengemeinschaft ebenfalls auf, effektiver an Konfliktlösungen zu arbeiten, die von Krisen betroffenen Menschen zu unterstützen und Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Formen von Intoleranz und Gewalt zu bekämpfen.

Erklärung zum Konflikt in der Ukraine

Der Rat zeigt sich darüber „entsetzt, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine seit der Eskalation des Konfliktes im Februar 2022 immer noch weitergeführt wird.“ Der Rat hat die massiven Verluste, das Leid und die Zwangsvertreibung von fast 10 Millionen Menschen beklagt. Der Rat hat entschieden die Instrumentalisierung des Wortes „heilig“ durch die russische orthodoxe Kirche zur Rechtfertigung des Krieges und dessen Bezeichnung als „heiliger Krieg“ verurteilt.  

Der LWB-Rat hat ebenfalls die Arbeit des LWB-Weltdienstes in der Ukraine und in Polen sowie die Arbeit der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine gewürdigt.  Der Rat hat ein Ende des Krieges gegen die Ukraine, den Rückzug des russischen Militärs aus ukrainischem Territorium und die Respektierung des humanitären Völkerrechts durch alle am Konflikt beteiligten Parteien gefordert.

Erklärung zur Krise in Gaza, den besetzten palästinensischen Gebieten und Israel

Der Rat hat sein Entsetzen „über den anhaltenden Krieg“ geäußert, der „die Würde, das Leben und die Existenz der Menschen zerstört, die in Palästina und in Israel und besonders im Gazastreifen leben.“ Der Rat hat festgestellt, dass es eine Eskalation der Gewalt „infolge der von der Hamas zu verantwortenden brutalen Ermordung und Geiselnahme von Menschen, der Kriegsführung Israels in Gaza mit der brutalen Tötung zehntausender Menschen und der Inhaftierung zahlloser Palästinenser und Palästinenserinnen ohne Anklageerhebung in israelischen Gefängnissen“ gegeben hat.  

Der Rat hat die Verletzungen des humanitären Völkerrechts, der Menschenrechte und der Menschenwürde verurteilt und sich besorgt über die Polarisierung geäußert, die dieser Konflikt weltweit verursacht hat. Der Rat hat das Zeugnis und die Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land und des LWB-Länderprogramms für Jerusalem einschließlich der Arbeit des Auguste-Viktoria-Hospitals anerkannt.   

Der Rat hat die kriegsführenden Parteien aufgerufen, „sich auf einen sofortigen Waffenstillstand und die Einstellung aller Feindseligkeiten zu einigen“ sowie auf Zugangsmöglichkeiten für humanitäre Einsatzkräfte und die Freilassung aller Geiseln und Gefangener, gegen die keine Anklage erhoben wurde. Die Erklärung fordert die internationale Gemeinschaft auf, sich für ein Ende der Besetzung und für die Zweistaatenlösung einzusetzen, um der Region einen dauerhaften Frieden zu bringen.

Erklärung zu einer transparenten, partizipatorischen und rechenschaftspflichtigen Regierung und Führung

Der Rat hat die Bedeutung einer transparenten, auf gleichberechtigter Teilhabe beruhenden und rechenschaftspflichtigen Regierung und Führung auf allen Ebenen bekräftigt und seine Sorge über die Bedrohung dieser Grundsätze und Werte in der heutigen Welt zum Ausdruck gebracht; dazu gehören ungerechte wirtschaftliche und politische Systeme, die Bedrohung und Ermordung von Personen, die sich für Menschenrechte und die Umwelt einsetzen, sowie von Journalistinnen und Journalisten, und der kleiner werdende Möglichkeitsraum für die Zivilgesellschaft.  

Der Rat hat ebenfalls die Rolle der Mitgliedskirchen im öffentlichen Raum anerkannt und will sie dazu bewegen, Bündnisse zu stärken, um „Transparenz, gleichberechtigte Teilhabe und Rechenschaftspflicht auf globaler Ebene und im eigenen Kontext zu fördern.“ Der Rat hat die internationale Gemeinschaft und die nationalen Regierungen ebenfalls aufgerufen, Menschenrechte zu respektieren und zu schützen.

Ratstagung 2024

Die LWB-Ratstagung 2024 findet vom 13. bis 18. Juni 2024 in Chavannes-de-Bogis, nahe Genf statt. Sie steht unter dem Motto „Reich an Hoffnung“ (Römer 15,13).

LWF/C. Kästner-Meyer