Neu entdecken, wer wir in Christus sind

31 Okt. 2016
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Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, LWB-Präsident Bischof Munib Younan, Papst Franziskus und LWB-Generalsekretär Martin Junge beim Reformationsgedenken im Dom zu Lund. Foto: Schwedische Kirche/ Magnus Aronson

Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, LWB-Präsident Bischof Munib Younan, Papst Franziskus und LWB-Generalsekretär Martin Junge beim Reformationsgedenken im Dom zu Lund. Foto: Schwedische Kirche/ Magnus Aronson

Historische Gedenkfeier der Reformation im Dom zu Lund

LUND, Schweden/GENF (LWI) – Jesu Gleichnis vom wahren Weinstock (Johannes 15, 1-5) legten Papst Franziskus und der Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge, ihrer Predigt im ökumenischen Gottesdienst zum Gemeinsamen katholisch-lutherischen Reformationsgedenken in Lund, Schweden, zugrunde. Sie betonten die Einheit in Christus, die Lutheranern und Katholiken gemein ist. Außerdem verwiesen sie auf Möglichkeiten zum gemeinsamen Zeugnis in einer Welt, die der Botschaft des Evangeliums Christi in Wort und Tat bedarf.

„Jetzt haben wir im Rahmen des gemeinsamen Gedenkens der Reformation von 1517 eine neue Chance, einen gemeinsamen Weg aufzunehmen, der sich in den letzten 50 Jahren im ökumenischen Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Katholischen Kirche gebildet hat. Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden. Wir haben die Gelegenheit, einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wiedergutzumachen, indem wir Kontroversen und Missverständnisse überwinden, die oft verhindert haben, dass wir einander verstehen konnten“, so Papst Franziskus in seiner Predigt.

„Indem wir Jesus unter uns wahrnehmen, beginnen wir auch, einander in einem neuen Licht zu betrachten. Uns wird bewusst, dass uns viel mehr eint, als uns trennt. Wir sind Reben an demselben Weinstock. Wir sind eins in der Taufe. Darum feiern wir dieses Gemeinsame Reformationsgedenken: um neu zu entdecken, wer wir in Christus eigentlich sind“, führte LWB-Generalsekretär Junge in seiner Predigt aus und forderte Katholiken und Lutheraner auf, sich „abzuwenden von einer von Konflikt und Spaltung überschatteten Vergangenheit, um den Weg der Gemeinschaft zu gehen.“

Etwa 450 geladene ökumenische Gäste im Dom zu Lund sowie 10.000 Besucher der Malmö Arena und Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt wohnten dem historischen Ereignis des heutigen Tages bei: das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken. Papst Franziskus sowie LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan und LWB-Generalsekretär Junge waren erstmalig Gastgeber eines Reformationsgedenkens auf internationaler Ebene. Dank, Buße und das gemeinsame Zeugnis waren Teile der Liturgie des ökumenischen Gottesdienstes.

Außerdem wurde ein Gemeinsames Wort unterzeichnet, das die Gemeinschaft als Zukunftsperspektive sowohl für Lutheraner als auch Katholiken in den Blick nimmt. Ein farbenprächtiges Kreuz, das vom Künstler Christian Chavarria Ayala aus Salvador eigens für dieses Ereignis geschaffen wurde, stellte die erschaffende, versöhnende und heiligende Kraft des dreieinigen Gottes dar.

Sehnsucht nach sichtbarer Einheit

Antje Jackelén, Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, begrüßte die internationalen Gäste mit den Worten: „Wir feiern die großen Versprechen des christlichen Glaubens.“ Ihr katholisches Gegenüber, der Bischof von Stockholm Anders Arborelius ergänzte: „Wir hoffen, wir beten und wir sehnen uns nach der vollkommenen, sichtbaren Einheit, die die Welt davon überzeugt, dass der Auferstandene lebt und unter uns am Werke ist.“

Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, führte aus: „Katholiken und Lutheraner umarmen einander als Schwestern und Brüder im Herrn. Gemeinsam jubeln sie über die christlichen Gaben, die sie beide empfangen und auf unterschiedliche Weise durch die Erneuerung und Impulse der Reformation wiederentdeckt haben. Bischof Munib Younan dankte Gott „für die Verkündigung des Evangeliums während der Reformation, das seitdem unzählige Menschen dazu befähigt hat, ein Leben im Glauben an Jesus Christus zu führen.“

Zeichen der Versöhnung und des Friedens

Ein besonders eindrücklicher Moment des Gottesdienstes folgte dem Aufruf von Papst Franziskus „möge der Christi Friede euer Herz regieren, denn als Glieder eines Leibes seid ihr zum Frieden gerufen.“ LWB-Präsident Younan lud alle am Gottesdienst Beteiligten im Dom zu Lund und die Gäste in der Malmö Arena dazu ein, einander „ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens“ zu geben.

Mit dem Entzünden jeweils einer Kerze wurden die fünf Imperative aus dem Dialogdokument Vom Konflikt zur Gemeinschaft  bekräftigt. Diese Imperative verpflichten Lutheraner und Katholiken zur Stärkung  der Gemeinsamkeiten, zu Veränderung durch die Begegnung mit den jeweils anderen und durch das gemeinsame Glaubenszeugnis, zum Streben nach sichtbarer Einheit durch konkrete Schritte, zur Wiederentdeckung der Kraft des Evangeliums von Jesus Christus für unsere Zeit und zu gemeinsamem Zeugnis in der Verkündigung und im Dienst in der Welt.

Als Zeichen dafür, dass Katholiken und Lutheraner weitere Schritte aufeinander zugehen wollen, unterzeichneten Papst Franziskus und LWB-Präsident Younan ein Gemeinsames Wort. Es fordert lutherische und katholische Gemeinden und Gemeinschaften dazu auf, den Weg zur Einheit, zu der Gott die Kirche beruft, mutig und hoffnungsvoll weiterzugehen.

Nach dem Gottesdienst im Dom zu Lund wird das Reformationsgedenken in der Malmö Arena fortgesetzt. Hier stehen das gemeinsame Zeugnis und der Dienst von Katholiken und Lutheranern für Menschen in Not im Mittelpunkt. LWB-Weltdienst und Caritas Internationalis werden eine Absichtserklärung unterzeichnen, die ihr weltweites Engagement als Ausdruck des gemeinsamen Glaubens an Gott unterstreicht.

LWF/OCS