Myanmar: Angriff auf Mitarbeiter der UN und des Gesundheitsministeriums

23. Apr. 2020
Vertriebene Rohingya im Camp Ohn Taw Gyi (Südcamp), Rakhine, Myanmar. Foto: LWB/A. Htun

Vertriebene Rohingya im Camp Ohn Taw Gyi (Südcamp), Rakhine, Myanmar. Foto: LWB/A. Htun

Forderung nach „sofortiger Waffenruhe“ im Bundesstaat Rakhine

RANGUN, Myanmar/GENF (LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) zeigt sich gemeinsam mit 15 anderen Hilfsorganisationen „schockiert und bestürzt“ über eine Schießerei mit tödlichem Ausgang für Fahrer und Mitfahrer eines Fahrzeugs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) während des Transports von COVID-19-Testproben im Bundesstaat Rakhine in Myanmar.

Die Hilfsorganisationen, die alle in Myanmar im Einsatz sind, fordern eine sofortige Waffenruhe und den ungehinderten humanitären Zugang zu allen Bevölkerungsgruppen und allen Lagern im Bundesstaat Rakhine. Sie fordern außerdem alle Akteure nachdrücklich auf, „die Rechte der konfliktbetroffenen Bevölkerungsteile auf Sicherheit und Schutz“ zu respektieren und „einen besseren und gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung und anderen essenziellen Diensten im Bundesstaat Rakhine und andernorts im Land“ zu gewährleisten.

„Wir sind zutiefst betroffen von dieser Tragödie“, sagt Allan Calma, Koordinator der humanitären Hilfe beim LWB. „Wir schließen uns der Forderung der Kolleginnen und Kollegen hier im Land nach einem Waffenstillstand und dem Schutz der humanitären Hilfsorganisationen an, deren Personal an vorderster Front im Einsatz ist.“

Kämpfe blockieren humanitäre Hilfe

Die tödlichen Schüsse fielen am 20. April in der Nähe eines militärischen Kontrollpunkts im Minbya Township. Sie kosteten einen Mitarbeiter der Vereinten Nationen und einen Beamten des Ministeriums für Gesundheit und Sport das Leben. Dieser Vorfall ist im Zusammenhang mit dem anhaltenden Konflikt zwischen der Regierung und der Arakan Army in Rakhine zu sehen. Abgesehen von den zivilen Todesopfern, die diese Kämpfe fordern, behindern sie auch in erheblicher Weise den humanitären Zugang zu hilfsbedürftigen Gemeinschaften gerade jetzt vor dem Hintergrund der globalen COVID-19-Pandemie. 

„Überall auf der Welt und in Myanmar versuchen Millionen von Menschen im Gesundheitswesen und in anderen relevanten Bereichen an vorderster Front, die weitere Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Wir müssen jeden einzelnen dieser mutigen Menschen unterstützen und darauf achten, dass ihnen nichts passiert“, heißt es in der NGO-Erklärung, die ebenfalls auf die von UN-Generalsekretär Antonio Guterres im März erhobene Forderung nach einem Waffenstillstand hinweist.

Sorge um Binnenvertriebene

Der Vorfall wirft auch ein Licht auf die insgesamt mehr als kritische Situation des Gesundheitssystems in Myanmar und besonders des von Konflikten heimgesuchten Bundesstaates Rakhine. Am 21. April hat Myanmar 112 bestätigte COVID-19-Infektionen gemeldet sowie 5 damit verbundene Todesfälle. Hilfsorganisationen haben den Verdacht, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher sind. Rakhine hat den größten Anteil der von extremer Armut und Mangelernährung betroffenen Kinder in Myanmar, dort leben zahlreiche besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen.

Rund 200.000 Binnenvertriebene, Rohingya und ethnische Minderheiten, leben in Camps oder anderen Notunterkünften. Ihr Zugang zur Gesundheitsversorgung und anderen lebenserhaltenden Maßnahmen ist äußerst begrenzt. „Die Kombination dieser Faktoren mach die Prävention eines sich schnell verbreitenden COVID-19-Ausbruchs in Rakhine zu einer absolut dringenden Aufgabe“, heißt es in der Erklärung. Der LWB hat begonnen, die betroffenen Bevölkerungsgruppen in den Bundesstaaten Rakhine, Chin und Kayin zu informieren, und plant die Verteilung von Seife und Schutzausrüstungen.