Interview mit Pfr. Philip Lok von der Lutherischen Kirche in Malaysia
(LWI) – Interreligiöse Beziehungen und die ganzheitliche Mission waren unter anderen die Themen einer Tagung der lutherischen Kirchen in Asien vom 18. bis 19. März 2014 in Malaysia. In einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) berichtet der ehemalige Bischof der Lutherischen Kirche in Malaysia (LKM), Pfr. Philip Lok, über seine Erkenntnisse über die ökumenischen und interreligiösen Beziehungen in seiner Heimatkirche.
Welches sind in Ihrer Kirche im Moment die wichtigsten Themen?
Mission und Evangelisation sind für uns sind die wichtigsten Themen, besonders weil wir in einem Land leben, in dem 91 Prozent der Bevölkerung keine Christen und Christinnen sind. Wir sind ausserdem aufgerufen, die Religionsfreiheit der Minderheiten in Malaysia zu schützen und unseren Beitrag zur Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit in unserem Land zu leisten.
Wie gehen Sie an diese Herausforderungen heran?
Was unser Engagement in Bezug auf die Mission und Evangelisation betrifft, geht die LKM mit kirchlichen Programmen aktiv auf Chinesen und Chinesinnen und die indigene Bevölkerung (die Orang Asli) zu. Die LKM ist ausserdem Teil der ökumenischen Organisation, dem Kirchenrat in Malaysia. Zusammen mit den Leitenden anderer Religionen (wie zum Beispiel Hinduismus, Buddhismus, Taoismus und Sikhismus) engagieren wir uns in einer interreligiösen Organisation.
Was bedeutet es, in Ihrem Land lutherisch zu sein?
Lutherisch zu sein bedeutet, zu verstehen, dass wir alle durch Gottes Gnade befreit sind, Werkzeuge des Friedens und des Dienstes an unseren Nächsten zu sein.
Was bedeutet ganzheitliche Mission für Sie in einem Land, in dem die meisten Menschen muslimischen Glaubens sind?
Die LKM verkündet das Evangelium aktiv in Wort und Tat. Die Kirche engagiert sich zum Beispiel aktiv in der Diakonie. Wir stellen Wohnraum für ältere Menschen bereit und führen Programme für Kinder mit speziellen Bedürfnissen durch. Leider hindert uns die Verfassung des Landes, offen auf unsere muslimischen Freunde und Freundinnen zuzugehen.
Stehen Sie mit der muslimischen Gemeinschaft in Kontakt?
Ja, aber eher auf einer persönlichen Ebene.
Wo sehen Sie Zeichen der Hoffnung und eines friedlichen Zusammenlebens?
Es ist nicht zu leugnen, dass die rassischen und religiösen Spannungen in den letzten Jahren zugenommen haben, aber es gibt auch eine Basisbewegung, die für Frieden und Harmonie zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen und Religionen eintritt. Es gibt zum Beispiel eine muslimische Nichtregierungsorganisation, „Schwestern im Islam“, die sich oft an konfessionsübergreifenden Aktivitäten beteiligt. Die interreligiöse Bewegung funktioniert auch sehr gut, nur, dass eben die offizielle muslimische Vertretung fehlt.