Ärzte und Ärztinnen des Auguste-Viktoria-Hospitals und Krankenpflegekräfte unterstützen die größte Evakuierungsaktion seit Ausbruch des Konfliktes
(LWI) – Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Palästinensische Gesundheitsministerium bei der größten Evakuierungsaktion kranker und schwer verletzter Patienten und Patientinnen aus dem Gazastreifen seit Beginn des aktuellen Konfliktes im vergangenen Oktober unterstützt.
Ende Juli wurden 85 Kranke und Verletzte von Gaza zum Flughafen Ramon im Süden Israels transportiert, von wo sie in die Vereinigten Arabischen Emirate ausgeflogen wurden. Zu den Evakuierten gehörten 50 Erwachsene und 35 Kinder mit Familienmitgliedern und anderen Betreuungspersonen sowie ein Team von drei Ärzten und Ärztinnen und vier Pflegekräften aus dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK), das der Lutherische Weltbund (LWB) in Ostjerusalem betreibt.
Die Vereinten Nationen (UN) hatten das AVK um Unterstützung bei der Evakuierungsaktion gebeten, weil das Krankenhaus über langjährige Erfahrungen mit Patiententransporten aus Gaza nach Jerusalem verfügt. Das AVK ist spezialisiert auf die Behandlung von Krebs- und Diabeteserkrankungen und versorgt mehr als fünf Millionen Palästinenser und Palästinenserinnen im Westjordanland und im Gazastreifen. Das Krankenhaus liegt auf dem Jerusalemer Ölberg und gehört dem East Jerusalem Hospital Network an.
We believe and will continue to advocate for Gaza cancer patients to be referred back to AVH.
Dr Fadi Atrash, CEO of August Victoria Hospital
Nach einer Identitätskontrolle erhielten die zu evakuierenden Personen die Erlaubnis, in Busse am Grenzübergang Kerem schalom zu steigen und den Gazastreifen so zu verlassen. Den Ärzten und Pflegekräften des AVK-Teams sei nicht erlaubt worden, Gaza zu betreten und Menschen dort direkt zu helfen, berichtet Kinderarzt Dr. Nasser. Er sei schockiert gewesen, „mindestens viermal schwere Bombeneinschläge“ gehört zu haben, und dass er „Rauchsäulen in der Nähe des Grenzübergangs“ gesehen habe.
Zu den evakuierten Personen gehörten Patienten und Patientinnen, die im AVK behandelt wurden, bevor der Konflikt ausbrach. Darunter waren unter anderem eine Patientin mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, ein 14jähriger Junge mit Leukämie und eine Brustkrebspatientin. Ein weiterer junger Patient war ein 13 Jahre alter Junge mit einem gebrochenen Bein im Rollstuhl, der alleine unterwegs war, da sein Vater in Dschenin und seine Mutter in Oman mit einem weiteren verletzten Geschwisterkind war. Seine jüngere Schwester und sein Onkel mussten in Gaza bleiben.
Fast alle Patienten und Patientinnen hätten unter Schock gestanden und seien traumatisiert gewesen, berichtet Nasser weiter. Sie hätten über „den Verlust ihrer Häuser, Eltern, Geschwister und anderer Verwandter“ geklagt und über die Ungewissheit, ob sie irgendwann wieder nach Gaza würden zurückkehren können. „Sie alle machen sich große Sorgen um die Familienmitglieder, die sie zurücklassen mussten“, sagte er. Sie hätten gefragt, “ob ihre Familien in Sicherheit seien, und ob sie sie jemals wiedersehen würden.“
Dr. Fadi Atrash, leitender Direktor des Auguste-Viktoria-Krankenhauses, zeigte sich zufrieden mit der erfolgreichen Evakuierung. „Wir sind froh, dass wir unsere Patienten und Patientinnen dabei unterstützen konnten, ihre dringend erforderlichen Behandlungen fortzusetzen“, sagte er. „Aber wir setzen uns auch weiterhin dafür ein, dass alle Krebspatienten und -patientinnen aus Gaza wieder ins AVK überwiesen werden können, zu dem Ort und dem Team, das sie kennen und dem sie vertrauen.“