Vom 18. bis 25. Januar 2023 besuchte die LWB-Generalsekretärin die Mitgliedskirche im Heiligen Land sowie das Weltdienstprogramm in Jerusalem. Sie war von der Arbeit der Berufsausbildungszentren und des Auguste-Viktoria-Krankenhauses sowie dem Leben und Zeugnis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land zutiefst beeindruckt.
LWB-Berufsausbildungszentrum, Auguste-Viktoria-Krankenhauses und historisch bedeutsame Ordination
(LWI) – Bei ihrem ersten Besuch im Heiligen Land und dem Nahen Osten als Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds (LWB) hatte Pfarrerin Dr. Anne Burghardt Gelegenheit, aus erster Hand etwas über die Arbeit des LWB-Länderprogramms in Jerusalem zu erfahren, zu dem auch die Berufsausbildungszentren und das Auguste-Viktoria-Krankenhaus gehören.
Daneben traf sie sich mit den Leitungspersonen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL), einer Mitgliedskirche des LWB. Außerdem nahm sie an der Ordination von Sally Azar teil, der ersten Palästinenserin, die dort zur Pfarrerin ordiniert wurde.
„Den einen Schritt weiter“ gehen
Der LWB-Weltdienst, der humanitäre und Entwicklungshilfezweig des LWB, betreibt in Palästina zwei Berufsausbildungszentren: eines in Beit Hanina (Jerusalem) und eines in Ramallah im Westjordanland.
Zu den Ausbildungsprogrammen gehören Schreinerei und Zimmermannshandwerk, KFZ-Handwerk, Grafikdesign und Druckerei, Inneneinrichtung, Aluminiumarbeit, Sekretariatsausbildung, Telekommunikation und Öko-Energiegewinnung (Einbau von Solaranlagen).
„Die Ausbildungszentren spielen eine wichtige Rolle, weil sie den Palästinenserinnen und Palästinensern eine Perspektive geben, wie sie in ihrem Land leben und sich dort ihren Lebensunterhalt verdienen können“, so Burghardt. „Sie sind ein unverzichtbares Werkzeug zur Stärkung von Frauen, und es macht Mut, zu sehen, wie die Zahl der Frauen bei den verschiedenen Abschlüssen gestiegen ist.“
Die Zentren sind mehr als ein Ort, um ein Handwerk oder einen Beruf zu erlernen. Im Rahmen der Verpflichtung des LWB zur Gleichstellung der Geschlechter arbeiten die Zentren bewusst mit weiteren Partnern sowie dem örtlichen privatwirtschaftlichen Sektor zusammen, um vor allem für junge Frauen sowie für Frauen mit Behinderungen Hindernisse beim Zugang zu einer Ausbildung und einer richtigen Arbeit nach dem Abschluss aus dem Weg zu räumen.
So bietet der LWB zum Beispiel Stipendien und Beförderungszuschüsse für junge Frauen, die sich an den Ausbildungszentren bewerben – sprich: um ihnen den Zugang zu ermöglichen, werden ihnen die Studiengebühren erlassen.
„Der LWB arbeitet aktiv mit Firmen auf dem lokalen Markt zusammen, um Arbeitsumgebungen zu schaffen, die integrativ und an die Bedürfnisse von Frauen am Arbeitsplatz angepasst sind“, erklärt Programmkoordinatorin Bana Husseini. Diese Aspekte werden sonst in Arbeitsbereichen, in denen Frauen traditionell eine Minderheit darstellen, nicht berücksichtigt.
Auguste-Viktoria-Krankenhaus ist ein „Quell des Stolzes“
Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus auf dem Ölberg in Jerusalem ist ein weiteres Beispiel für den aktiven Dienst des LWB am Nächsten. In diesem Fall, indem bedürftige Patientinnen und Patienten medizinische Hilfe erhalten und echte Gastlichkeit erfahren.
„Ich bin tief beeindruckt, wie engagiert das Personal hier ist. Ohne dieses Engagement wäre ein Krankenhaus, das Gastlichkeit über die reguläre medizinische Behandlung hinaus bietet, unmöglich“, so Burghardt.
„Jemandem medizinische Fürsorge angedeihen zu lassen, ist in diesem Kontext extrem wichtig, vor allem für Krebspatientinnen und -Patienten aus dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen, die anderswo keinen Zugang zu bestimmten Behandlungen haben. Doch abgesehen davon sieht es so aus, als wäre das Auguste-Viktoria-Krankenhaus mehr als nur ein Krankenhaus, das medizinische Betreuung bietet. Das ganze Krankenhaus ist für viele Palästinenserinnen und Palästinenser ein Quell des Stolzes, und ich kann die Begeisterung spüren und einen echten Willen zum Dienst an den Menschen erkennen“, fügte Burghardt hinzu.
Ein historisch bedeutsamer Tag für die Kirche im Heiligen Land
Die LWB-Generalsekretärin wurde Zeugin, als Geschichte geschrieben wurde: Hunderte von Menschen aus der ganzen Welt kamen zusammen, um die Ordination von Sally Azar zu feiern – der ersten Palästinenserin, die zum Dienst als Pfarrerin in der ELKJHL – einer LWB-Mitgliedskirche – ordiniert wurde.
„Ich freute mich über die große Beteiligung am Gottesdienst und die vielfältige internationale Präsenz. Das zeigt, dass die ELKJHL als Kirche nicht allein dasteht. Sie hat auf der ganzen Welt viele Freundinnen und Freunde, viele Schwestern und Brüder. Doch auch die örtliche Gemeinde war stark vertreten. Viele jungen Menschen dort zu sehen war ein Zeichen der Hoffnung in einem Umfeld, das für die Menschen in Palästina zu einer immer größeren Herausforderung wird“, so Burghardt nach dem Gottesdienst.
Große Wirkung der Kirche in den örtlichen Gemeinden
Für Burghardt ist die Rolle der ELKJHL als Kirche in der Gesellschaft offensichtlich geworden: sie konnte die Früchte des langjährigen Zeugnisses der ELKJHL in den palästinensischen Gemeinden sehen.
„Das Leben und das Zeugnis der ELKJHL haben mich tief beeindruckt und positiv daran erinnert, dass eine Kirche, egal wie gering ihre Mitgliedszahlen sind, eine umfassende und positive Wirkung beim Dienst an ihren Gemeinden erzielen kann. Mir wurde auch klar, dass Partnerschaften – zwischen den LWB-Mitgliedskirchen und unter den ökumenischen Partnerinnen und Partnern – dem Leben und Zeugnis der Kirche im Heiligen Land deutlich Auftrieb geben“, fügte die Generalsekretärin hinzu.
„Hier zeigt sich, dass der LWB eine bedeutende Rolle spielen kann und muss, indem er als eine Art übergeordnetes Verbindungsglied zwischen den Kirchen und anderen Partnerinnen und Partner fungiert“, so Burghardt.
„Doch eine unsere Aufgaben als eine weltweite Gemeinschaft der Kirchen besteht auch darin, der Stimme der palästinensischen Christinnen und Christen auf der ganzen Welt Gehör zu verschaffen, ihre Geschichten weiterzugeben und sicherzustellen, dass wir diesen Menschen dabei helfen, die Hoffnung zu bewahren. Dazu gehört auch die Advocacy-Arbeit auf globaler Ebene“, sagte sie abschließend.