LWB-Generalsekretär dankt Kirchen für Unterstützung von Bedürftigen

15. Jul. 2012
LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge legt dem Rat 2012 in Bogotá (Kolumbien) seinen Bericht vor. © LWB/Milton Blanco

LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge legt dem Rat 2012 in Bogotá (Kolumbien) seinen Bericht vor. © LWB/Milton Blanco

Bericht an den Rat betont prophetisches Zeichen der Gemeinschaft

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Martin Junge, hat das biblische Verständnis der „Gemeinschaft als wichtiges prophetisches Zeichen“ betont.

In seinem Bericht an den LWB-Rat, der derzeit in Bogotá (Kolumbien) tagt, erklärte Junge: „Wir leben wirklich in einer Zeit, in der eine durch sich schnell verändernde Kontexte und durch das Wissen um grosse globale Probleme hervorgerufene Unsicherheit [...] die Menschen und Gemeinschaften dazu bewegt, sich in geschützte Komfortzonen zurückzuziehen“. Das Verständnis, eine Gemeinschaft von Kirchen zu sein, so Junge, stelle dieses „sich zurückziehen“ in Frage und ermutige die Kirchen, „verfügbar und dem Anderen gegenüber offen“ zu bleiben.

Sein Bericht hebt die verschiedenen Kontexte, in denen die Mitgliedskirchen der lutherischen Gemeinschaft leben, und ihr Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung hervor.

Thema der Ratstagung, die vom 15. bis 20. Juni stattfindet und deren Gastgeber die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (IELCO) ist, lautet „Gemeinsam für eine gerechte, friedliche und versöhnte Welt“. Junge dankte den Menschen und Kirchen in Kolumbien, die trotz der seit mehr als 50 Jahre andauernden Konflikte weiterhin an ihrer Vision eines Landes, in dem Frieden und Gerechtigkeit möglich sind, festhalten.

Im Hinblick auf die anderen Regionen der LWB-Gemeinschaft hielt Junge fest, dass der Lutherische Rat in Asien weiterhin bemüht sei, die Kirchen dabei zu begleiten, ihre Beziehungen und ihre Verbundenheit in Kontexten niedriger Lebensstandards wie auch in wirtschaftlich wohlhabenderen Ländern zu stärken.

In Afrika, so der Generalsekretär, begleiteten etablierte Kirchen jüngere und wachsende Kirchen auf ihrem Weg und die theologische Ausbildung fördere die Heranbildung von Führungskräften.

Mit Blick auf Lateinamerika und die Karibik, wo die zwei LWB-Mitgliedskirchen in Chile nach 39 Jahren der Trennung ihren Dialog über eine Vereinigung und ihre Beziehungen vertiefen, wies Junge darauf hin, dass eine Trennung innerhalb von Monaten geschehen kann, während es Jahre dauern kann, Vertrauen wiederherzustellen und Versöhnung herbeizuführen.

Er berichtete, dass er bei seinem Besuch in Indien erlebt habe, wie tief das Evangelium von Jesus Christus dank einiger mutiger MissionarInnen, die das System der Unberührbarkeit ignoriert und sich ganz bewusst den marginalisierten Menschen zugewandt haben, unter der Dalit-Bevölkerung des Landes Wurzeln geschlagen hat. Für die indischen Kirchen umfasse die Geschichte der Reformation diese „Erfahrung der Befreiung durch den Glauben an den dreieinigen Gott“, so Junge. Er sagte, er sei gespannt, zu sehen, wie diese Erfahrungen anlässlich des Reformationsjubiläums verbreitet und „mit den theologischen Erkenntnissen aus anderen Ecken der Welt in Beziehung gesetzt“ werden.

Mit Blick auf die diakonische Arbeit des LWB erklärte der Generalsekretär, das der LWB 2011 für 1,2 Millionen Flüchtlinge, also fünf Prozent aller Flüchtlinge weltweit, verantwortlich gewesen sei. Er dankte den LWB-Mitgliedskirchen, die ihre Beiträge für die Arbeit des LWB mit Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten – insbesondere am Horn von Afrika, wo mehr als 13 Millionen Menschen von der schweren Dürrekatastrophe betroffen waren –, „durch ihr aussergewöhnliches Engagement“ noch einmal erhöht haben.

In den Flüchtlingslagern des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Dadaab im Nordosten Kenias, wo mehr als 465.000 zumeist somalische Flüchtlinge leben, stellt der LWB sicher, dass diejenigen, die dort Zuflucht suchen, angemessen aufgenommen werden und Nahrungsmittel, Wasser und weitere Dinge, die sie zum Leben brauchen, bekommen.

Der Generalsekretär erinnerte an die langjährige Solidarität mit den Menschen und Kirchen im Südsudan und äusserte sich besorgt über die wachsenden Spannungen mit dem nördlichen Nachbarn Sudan, die die humanitäre Hilfe für die Menschen erschwere, die in den aus den Spannungen resultierenden Konflikten gefangen sind. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das jüngste Eingreifen der internationalen Gemeinschaft den Frieden wiederherstellen könne.

„In Kontexten, wo Religion in gewaltsamen Konflikten missbraucht wird, ist es umso wichtiger, dass wir als bekannte und geachtete christliche Organisation unsere Arbeit mit und für Musliminnen und Muslime sowie muslimische Länder fortführen. Wenn wir das tun, beweisen wir der Welt, dass Versöhnung und eine friedliche und respektvolle Zusammenarbeit zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Kulturen und aus verschiedenen Ländern möglich ist“, führte Junge aus.

In seinem Bericht ging Junge ausserdem auf die Umsetzung der LWB-Strategie sowie des operativen Plans für das Büro der Kirchengemeinschaft ein. Höhepunkte der Programmarbeit, die Junge hervorhob, waren unter anderem der Prozess zur Formulierung einer Geschlechterpolitik und einer Kommunikationsstrategie für den LWB, die Kapazitätsentwicklung in den Mitgliedskirchen sowie die Vereinheitlichung der Antwort auf HIV und AIDS in der theologischen Ausbildung. (721 Wörter)

Bericht des Generalsekretärs (in englischer Sprache) | Webseite der Ratstagung 2012

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