Wachsender Kirche im bevölkerungsreichsten Land der Erde gerecht werden
Genf, 29. August 2013 (LWI) – „Ich bin beeindruckt von der dynamischen Entwicklung, die sich in der Kirche in China vollzieht “, sagte der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Martin Junge, nach einem offiziellen Besuch in der Volksrepublik China vom 22. bis 27. Juli. „Gleichzeitig bringt das Wachstum der Kirchen im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Leitungsstrukturen und der Infrastruktur grosse Herausforderungen mit sich“, ergänzte Junge.
„Das Christentum ist die am schnellsten wachsende Religion in China. Das ist ein gutes Zeichen, aber auch eine Herausforderung“, sagte Jiang Jianyong, Vizeminister des Staatlichen Amts für religiöse Angelegenheiten, „da die Kirche den Zuwachs nicht bewältigen und nicht genug Pfarrer und Pfarrerinnen für die Arbeit in den Gemeinden ausbilden oder schulen kann.“ Zusammen mit dem Chinesischen Christenrat ermutigt das Staatliche Amt für religiöse Angelegenheiten den LWB, die chinesische Kirche im Umgang mit dem Wachstum zu unterstützen.
Eine LWB-Delegation besuchte die Protestantische Kirche in China, die Drei-Selbst-Bewegung, den Chinesischen Christenrat und VertreterInnen der Regierung. Der Zweck des Besuches war, einen Dialog zu beginnen, wie der LWB die schnell wachsende chinesische Kirche begleiten kann. Die Delegation traf sich sowohl mit RegierungsvertreterInnen, als auch mit Kirchenleitenden, einschliesslich Pfr. Gao Feng, Präsident des Chinesischen Christenrats, und dem Ältesten Fu Xianwei, Vorsitzender der Drei-Selbst-Bewegung.
Junge erklärte, dass während seines Besuches immer wieder von den drei Hauptaufgaben der Drei-Selbst-Bewegung gesprochen wurde: „Laien und ordinierte Amtsträgerinnen und Amtsträger müssen ausgerüstet, das diakonische Profil und die diakonischen Kapazitäten der Gemeinden gestärkt und zu harmonischen, interreligiösen Beziehungen in der direkten Nachbarschaft und in der chinesischen Gesellschaft als Ganzes beigetragen werden. Insgesamt zeigen diese Aufgaben den starken Willen der Kirche, ihren rechten Platz im Kontext Chinas auf eine neue Art und Weise zu behaupten“, betonte Junge.
240 PfarrerInnen dienen zwei Millionen Mitgliedern
Die Drei-Selbst-Bewegung erfährt einen enormen Zuwachs in einem Land mit 1,3 Milliarden EinwohnerInnen, von denen die Mehrheit AtheistInnen sind. Allein in der Provinz Jangsu, eines der Gebiete, welche die LWB-Delegation besuchte, leben schätzungsweise zwei Millionen ChristInnen. „Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal“, sagt der LWB-Gebietsreferent für Asien, Dr. William Chang. „Die Kirche in Jangsu wächst um mehrere Tausend Menschen pro Jahr, aber es gibt nur 240 Pfarrerinnen und Pfarrer für alle Gemeinden in Jangsu“, erklärte er.
Der Chinesische Christenrat ist verantwortlich für die Ausbildung von PfarrerInnen, die Kirchenordnung und die Veröffentlichung von Bibeln und Gesangbüchern. Darüber hinaus leitet er die diakonische Stiftung „Amity Foundation“, die grösste Wohlfahrtsorganisation in China, welche ihrer eigenen Aussage nach „eine Brücke zwischen der christlichen Kirche und der Gesellschaft ist“.
LWB-Mitgliedskirchen in Asien und Nordamerika und Missionsorganisationen der nordischen Länder unterhalten bereits bilaterale Beziehungen zu manchen Kirchen der Drei-Selbst-Bewegung und zu Christenräten in einzelnen Provinzen, durch die sie Diakonie und die Ausbildung unterstützen.
Das Thema Diakonie als theologische Disziplin werde in den theologischen Lehrplänen an den protestantischen Seminaren weitestgehend übergangen, erklärte Dr. Joergen Skov Soerensen, Generalsekretär des Rates für internationale Beziehungen der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark und Mitglied der LWB-Delegation. „Ich hatte den Eindruck, dass der Chinesische Christenrat von den möglichen Vorteilen eines das Thema Diakonie umfassenden, theologischen Lehrplanes überzeugt ist, und dass dies der protestantischen Kirche in China in ihrer Beziehung zur Gesellschaft letztendlich zu Gute kommen würde.“
An die Geschichte des LWB mit der Kirche in China anknüpfen
„Während unseres Besuches konnten wir die wunderbare Basisarbeit sehen, die verschiedene LWB-Mitgliedskirchen in Asien und Missionspartner leisten“, erzählte Eun-hae Kwon, LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien und ebenfalls Mitglied der Delegation.
„Daher wurden die lutherischen Kirchen anerkannt und von den Kirchenleitenden in China als guten, alten Freund angesehen, der dazu beigetragen hat, die Beziehungen zwischen dem LWB und den Kirchen in China zu stärken und zu vertiefen.“ Es gebe hohe Erwartungen und Visionen für die nächste Phase der gegenseitigen Begleitung in Gottes Mission, so Kwon.
Junge sagte, dass der Besuch in China eine gute Möglichkeit gewesen sei, an die langjährige Geschichte zwischen dem LWB und der Kirche in China anzuknüpfen. Er verwies auf die „LWF China Studies Series“, eine Reihe von Publikationen, die der LWB bis 2003 veröffentlicht hat und die in den LWB-Mitgliedskirchen ein Bewusstsein für die Geschichte, die Entwicklung und die aktuelle Situation der chinesischen Kirchen schaffte.
„Mein Besuch war auch eine Möglichkeit an die unterschiedlichen Methoden anzuknüpfen, wie lutherische Seminare, Kirchen und kirchliche Dienste momentan die Kirche in China unterstützen. Unter den Führungskräften vor Ort gibt es eine grosse Anerkennung für diese wichtigen Methoden, ihr Zeugnis zu begleiten und zu unterstützen“, sagte Junge.
Die LWB-Delegation wurde während der gesamten Reise herzlich empfangen und verliess das Land mit dem Eindruck, dass sich die Kirche dynamisch entwickelt.
„Der LWB hat einen soliden, ersten Schritt hin zu einer Beziehung gemacht, die auf Weggemeinschaft, gegenseitigem Respekt und auf globalen Perspektiven basiert und die vielen Aspekte der chinesisch-christlichen Gemeinschaft wiederspiegelt“, erklärte Dr. Peter Shen, ein Delegationsmitglied aus Nordamerika.
Junge sagte, der LWB werde nun untersuchen, wie die Arbeit nach dem Besuch in China weitergehen kann. „Ich kehre zurück ins Büro der Kirchengemeinschaft und werde Möglichkeiten erkunden, wie wir auf die vielen Anfragen reagieren können, die Kirchen weiterhin in ihrem Prozess der Konsolidierung und des Wachstums zu unterstützen“, so Junge.