Gemeinsame Erklärung zum Wortlaut des Nizänischen Glaubensbekenntnisses: Wichtiger Schritt für Heilung jahrhundertelanger Spaltung
(LWI) – Um nur drei Worte (sogar nur eines im lateinischen Original), die seit Jahrhunderten für eine Spaltung zwischen Ostkirchen und Westkirchen sorgen, geht es in einem neuen, bahnbrechenden Übereinkommen, das, so hoffen die Verfassenden, eine neue Ära der Versöhnung einläuten und einen wichtigen Schritt auf dem Weg hin zur Einheit aller christlichen Gläubigen sein könnte.
Bei einer Tagung der Internationalen Gemeinsamen lutherisch-orthodoxen Kommission des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der orthodoxen Kirchen in Kairo, Ägypten, im Mai haben sich beide Seiten erneut mit einer Umformulierung des Nizänischen Glaubensbekenntnisses aus dem 6. Jahrhundert beschäftigt und sind übereingekommen, dass allen Kirchen die Nutzung der griechischen Originalversion empfohlen werden soll.
Mithilfe des Dialogformats eines „differenzierten Konsens“ haben sie eine gemeinsame Erklärung erarbeitet, die eine „grundsätzliche Wiederannäherung in Bezug auf das Verständnis von der Beziehung zwischen Sohn und Heiligem Geist“ offenbarte. Der Entschluss wurde gefasst „in der Hoffnung, dass dies zur Überwindung einer uralten Spaltung zwischen unseren Glaubensgemeinschaften beitragen kann und es uns ermöglichen wird, uns gemeinsam zu dem von den ökumenischen Konzilen in Nizäa und Konstantinopel formulierten Glauben zu bekennen“.
Neuerliche Reflexion über Trinität
Die Spaltung geht zurück auf die Ergänzung des lateinischen Wortes „filioque“ (auf Deutsch: und dem Sohn) zum Originaltext des Glaubensbekenntnisses durch die westlichen Kirchen zur Beschreibung des Hervorgangs des Heiligen Geistes. Für die orthodoxe Kirche stellte diese Ergänzung eine Verzerrung der Trinitätslehre dar. Trotz verschiedener Versöhnungsversuche brachen die Ost- und die Westkirchen im Schisma von 1054 auseinander – und dieses Schisma hat bis heute Gültigkeit.
Bei ihrer Tagung in Kairo haben die Teilnehmenden nun darauf hingewiesen, dass die Kirchen der Reformation das Glaubensbekenntnis in westlicher Form übernommen hätten, ohne es als problematisch zu erachten. Heute aber, so waren sich die Teilnehmenden einig, sei es angesichts des anstehenden 1.700-jährigen Jubiläums des Konzils von Nizäa an der Zeit, neu darüber nachzudenken, welche Bedeutung die Ergänzung dieses Wortes habe und wie sich eine Chance für Versöhnung finden ließe. In der Erklärung wird vorgeschlagen, dass eine neuerliche Beschäftigung mit dem Originalwortlaut des Glaubensbekenntnisses „möglicherweise zu einer neuerlichen Reflexion über die Trinität und die Rolle des Heiligen Geistes ermutigen könnte“.