Pfarrer Dr. Ishmael Noko referiert über Thema der Vollversammlung
JOHANNESBURG, Südafrika/GENF (LWI) – Dass sich ein Mensch der Herrschaft Christi unterstellt wissen darf, begründet sich in der Vergebung Gottes. „Wir aber tragen selbst die Verantwortung, einander zu vergeben“ – so die Auslegung des Themas der Zwölften LWB-Vollversammlung, „Befreit durch Gottes Gnade“, durch Pfarrer Dr. Ishmael Noko, den ehemaligen Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), in seinem Hauptreferat aus Anlass der Vorbereitenden Konsultation zur LWB-Vollversammlung für die Region Afrika.
Bei der Konsultation, die vom 6. bis 10. Februar in Johannesburg, Südafrika, stattfand, ging es darum, die 120 Teilnehmenden auf die anstehende Vollversammlung vorzubereiten. Nach der Sechsten LWB-Vollversammlung 1977 in Daressalam, Tansania, wird die kommende Vollversammlung, die im Mai in Windhuk, Namibia, stattfindet, die zweite auf afrikanischem Boden sein.
Als Ausgangspunkt für sein Hauptreferat nahm Noko das nördliche Afrika des 5. Jahrhunderts mit seinen intensiv geführten theologischen Diskursen. Beispielhaft nannte er den Disput zwischen dem afrikanischen Bischof Augustinus von Hippo (im heutigen Algerien) und dem britisch-irischen Mönch Pelagius. Noko erläuterte, Pelagius habe die Erlösung aus Gnade abgelehnt und betont, der Mensch sei aus sich selbst heraus in der Lage, ohne Sünde zu leben. Augustinus seinerseits aber habe die erlösende Gnade Gottes in den Mittelpunkt gestellt.
Bereitschaft zur Selbsthingabe
Im Blick auf die Nachfolge betonte Noko, die Zugehörigkeit zum Leib Christi erfordere die Bereitschaft zur Selbsthingabe. Dazu wiederum gehöre die Bewahrung der Schöpfung. „Kirche zu sein impliziert ein unmissverständliches Zeugnis von der Gegenwart Gottes in der ganzen Schöpfung sowie von der Verantwortung der Menschheit als Haushalterinnen und Haushalter der gesamten göttlichen Schöpfungsordnung. Die Bewahrung der Schöpfung ist ebenso Pflicht der Kirche wie die Verkündigung des Evangeliums.“
Chancen und Herausforderungen der Ökumene
Zur Rolle des LWB in der ökumenischen Zusammenarbeit stellte Noko fest, die Mitgliedskirchen hätten auch auf der regionalen Ebene konkrete und praktische Initiativen ergriffen.
Er ermutigte den Lutherischen Rat in Afrika eine kontinentale Struktur zu schaffen, um die „Rezeption internationaler Vereinbarungen und Ergebnisse“ zu fördern, wie beispielsweise die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre und die beim Gemeinsamen katholisch-lutherischen Reformationsgedenken in Lund und Malmö eingegangenen Verpflichtungen. „Unsere theologischen Hochschulen und lutherischen Universitäten in Afrika könnten angesprochen werden, die Erarbeitung von Dokumenten zur Vorlage beim Lutherischen Rat personell zu unterstützen.“
Im Rückblick auf das Gemeinsame Reformationsgedenken und mit Blick auf die Zukunft ermutigte Noko die Mitgliedskirchen dazu, vier Themen prioritär zu behandeln und entschlossen an ihnen zu arbeiten: die innerlutherische gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Ämter und die offizielle Herstellung von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, die Einbindung von Frauen ins ordinierte Amt, die Schaffung von Richtlinien für den Austausch von Geistlichen und anderen kirchlichen Mitarbeitenden sowie die Öffnung gegenüber anderen etablierten Kirchen im Sinne einer gegenseitigen Anerkennung des Taufsakraments, damit Getaufte bei einem Konfessionswechsel nicht womöglich nochmals getauft werden.