Kommunikationsfachleute aus ganz Europa diskutieren ethische Auswirkungen und praktischen Nutzen von KI
(LWI) – An der Europäischen Christlichen Internetkonferenz (ECIC) haben christliche Kommunikationsfachleute aus zahlreichen Ländern teilgenommen und haben sich mit den ethischen und praktischen Herausforderung rund um die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kommunikationsarbeit der Kirchen beschäftigt. In verschiedenen Hauptreferaten, Diskussionsrunden und im persönlichen Austausch haben sich die Teilnehmenden über die Auswirkungen von KI ausgetauscht und haben immer wieder betont, dass die zwischenmenschlichen Kontakte auch in einer zunehmend von Technologie bestimmten Welt weiterhin große Bedeutung hätten.
Zwischen Angst und Begeisterung
Rund 30 Kommunikationsfachleute aus Kirchen und Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, aus ganz Europa sind vom 9. bis 11. September im Ökumenischen Institut in Bossey in der Nähe von Genf, Schweiz, zusammengekommen, um sich mit den Chancen und Herausforderungen der Nutzung von KI in der Kommunikationsarbeit der Kirchen zu beschäftigen.
„Das Thema Wahrheit im Zusammenhang mit KI ist für die Kirchen von zentraler Bedeutung, weil sich die Menschen Sorgen über die Auswirkungen machen. Viele Kirchen ringen immer noch mit dem Thema Digitalisierung, und wir Kommunikationsfachleute sind mit dem zunehmenden Problem der Fake News konfrontiert“, erklärte Agnieszka Godfrejów-Tarnogórska, ECIC-Präsidentin und Kommunikationsverantwortliche der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, einer Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB).
In den Hauptreferaten ging es um die zentralen ethischen Fragen im Zusammenhang mit KI und um praktische Beispiele, welchen Nutzen KI sowohl in der Kommunikationsarbeit der Kirchen als auch in ihrem humanitären Engagement haben kann. Während sich die Nutzung von KI für die Generierung von Texten und die Bearbeitung von Bildern und Tonaufnahmen sowie die Nutzung von Chatbots für die direkte Kommunikation mit der Kundschaft immer mehr durchsetzten, zeigte eine Untersuchung, die Prof. Dr. Holger Sievert, Studienrichtungskoordinator an der Hochschule Macromedia in Köln, Deutschland, präsentierte, auch, dass die Nutzung von KI in vielen Kirchen überhaupt nicht diskutiert würde – obwohl die Mitglieder dieser Kirchen die Technologie im privaten Umfeld durchaus bereits nutzten. Hovig Etyemedian, Leiter der UNHCR-Abteilung „Innovation Service“, berichtete von verschiedenen Beispielen, wie KI in der humanitären Arbeit des UNHCR bereits genutzt werde. Die Kommunikations- und KI-Spezialistin Dr. Erin Green sprach hingegen über die Nutzung individuell angepasster GPT-Modelle und deren ethische Bedeutung.
Persönlicher Austausch von zentraler Bedeutung
„Viele Teilnehmende wussten bereits einiges über KI oder nutzen KI bereits aktiv in ihrer Arbeit. Das mache den persönlichen Austausch besonders wertvoll. Wir konnten uns über unsere Meinungen und Erfahrungen austauschen – nicht nur in Bezug auf KI, sondern auch andere Themen aus dem Bereich Kommunikation“, führte Godfrejów-Tarnogórska weiter aus.
Als Fachleute für christliche Kommunikation, die mit digitalen Technologien arbeiten, sind wir aufgerufen, in einer Welt Zeugnis für die Wahrheit abzulegen, die zunehmend von Algorithmen und Daten geprägt ist.
ECIC-Präsidentin Agnieszka Godfrejów-Tarnogórska
In kurzen so genannten „Tell Your Story“ (erzähl von deinen Erfahrungen)-Sitzungen konnten die Teilnehmenden über eigene Kommunikations-Projekte wie beispielsweise Podcasts zu ethischen Fragen, lustige TikTok-Videos und einen digitalen Avatar des Reformators Martin Luther berichten, der Fragen zu seinen Lehren beantworten kann.
In der Andacht zur Eröffnung der Tagung sprach Godfrejów-Tarnogórska über die Frage: „Was ist Wahrheit?“, die auch Pontius Pilatus Jesus gestellt hat. „Als Fachleute für christliche Kommunikation, die mit digitalen Technologien arbeiten, sind wir aufgerufen, in einer Welt Zeugnis für die Wahrheit abzulegen, die zunehmend von Algorithmen und Daten geprägt ist.“
Im Laufe der Konferenz betonte sie immer wieder, wie wichtig Gebet, Reflexion und ein spirituelles Leben seien. „Durch KI können wir die Gefühle von anderen Menschen nicht wahrnehmen oder uns darüber Gedanken machen. Um unseren Gefühlen Ausdruck verleihen zu können, müssen wir einander im direkten Kontakt begegnen und miteinander sprechen – vor allem wenn es um Gott und das Gemeinschaftsgefühl geht. Das kann KI nicht ersetzen. Für richtige Kommunikation brauchen wir immer noch den direkten zwischenmenschlichen Kontakt.“