Auguste Viktoria-Krankenhaus soll Behandlung für alle ermöglichen
Jerusalem/Genf, 30. Mai 2016 (LWI) – Im Lauf seines ersten Jahres als leitender Direktor des vom Lutherischen Weltbund (LWB) getragenen Auguste Viktoria-Krankenhauses (AVK) hat Walid Nammour für sich herausgearbeitet, was er als seine Hauptaufgabe in dieser Funktion versteht: Weiter aufzubauen auf den Grundlagen der „langjährigen, exzellenten“ Arbeit, die das Krankenhaus für die palästinensische Bevölkerung leistet.
Jüngst hat Nammour das AVK durch das anspruchsvolle Verfahren zur Erneuerung der Akkreditierung durch die Joint Commission International (JCI) geführt. Diese in den USA beheimatete Organisation zertifiziert Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen weltweit und hat alle Ebenen des AVK auf die Kriterien Qualitätssicherung und Patientensicherheit hin überprüft.
Das AVK ist nun für weitere drei Jahre JCI-akkreditiert.
„Wir haben diese Probe bestanden. Damit stehen wir unter den Krankenhäusern in Ostjerusalem ganz vorne. Wir sind die ersten, die akkreditiert wurden, und sind weiterhin führend im Blick auf die Qualität und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten“, erläutert Nammour.
Seit einigen Wochen verfügt das Krankenhaus auch über die nötige Ausstattung für die Durchführung von Knochenmarkstransplantationen.
Hilfe für alle
Nammour hat sich zum Ziel gesetzt, den Status des AVK als Onkologie-Kompetenzzentrum zu halten, zumal es als einziges Krankenhaus in den Autonomiegebieten KrebspatientInnen die Möglichkeit einer Strahlentherapie bietet.
„Für alle Palästinenserinnen und Palästinenser in Dschenin, in Hebron oder in Gaza bedeutet das Wort AVK qualitativ hochwertige medizinische Versorgung. Das Wort bedeutet Toleranz, es bedeutet Würde. Es ist tief verwurzelt in dieser Kultur.“
Das Krankenhaus werde von der Bevölkerung sehr geschätzt. „Das AVK ist in vieler Hinsicht einmalig, aber wichtig ist besonders der diakonische Ansatz unserer Arbeit. Es ist das wichtigste Instrument des LWB in Jerusalem für den Dienst an Menschen aller Rassen und Hautfarben, unabhängig davon, ob jemand bezahlen kann oder wo man geografisch herkommt. Das Wertesystem steht im AVK an oberster Stelle. Werte sind tief im Ethos des LWB verwurzelt. Wissen Sie, es ist ganz offensichtlich: das hat das AVK zu dem gemacht, was es ist.“
Das Krankenhaus wurde 1948 gegründet. Es ist die einzige Einrichtung, die für die 4,5 Millionen PalästinenserInnen im Gazastreifen und im Westjordanland die Möglichkeit einer Strahlentherapie bietet.
„Im Sinne der Anpassung an die sich verändernden Bedürfnisse der palästinensischen Bevölkerung haben wir das Krankenhaus zu dem entwickelt, was es heute ist – ein modernes Krankenhaus der dritten Versorgungsstufe mit Spezialisierung im Bereich Onkologie.“
Nammour ist selbst in der Altstadt von Jerusalem geborener, palästinensischer Flüchtling. Seine Ausbildung im Bereich Gesundheits- und Krankenhausmanagement erwarb er in Großbritannien, den USA und Frankreich. Seit einem Vierteljahrhundert leitet er Einrichtungen im Gesundheitsbereich und wirkte zudem als ranghoher Berater des ersten Gesundheitsministers der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Uns motiviert der Wille, den Armen zu helfen
Das AVK hat eine Lizenz für 172 stationäre Plätze, aber aufgrund des hohen Bedarfs mussten einige stationäre Betten in den ambulanten Bereich verlagert werden. Die Beschränkung auf 120 stationäre Betten ermöglicht es mehr ambulanten Patientinnen und Patienten, eine Chemotherapie, Diagnose oder Strahlentherapie zu erhalten. Das Krankenhaus hat ein 100-Betten-Hotel in der Nähe gepachtet, wo PatientInnen während der dreiwöchigen Therapiezyklen wohnen können.
Die Mitarbeitenden im AVK schöpfen ihre Motivation nicht nur aus dem Professionellen, erläutert Nammour. „Das ist mehr als ein Job. Uns motiviert der Wille, den Armen, der einheimischen Bevölkerung zu helfen und sie auch im Sinne der Menschenrechte zu unterstützen. Das unterscheidet das AVK von anderen Einrichtungen.“
Für die nächsten fünf Jahre wünscht sich Nammour, die Leistungen des Krankenhauses weiter ausbauen zu können, so dass es eines Tages eine ausreichende onkologische Versorgung und Kinderdialyse für alle PalästinenserInnen bietet.
„Stolz auf die Erfolgsgeschichte AVK“
Die Programmreferentin des LWB für den Nahen Osten und Nordafrika, Anne Caroline Tveoy, dankte Nammour dafür, dass er nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Dr. Tawfiq Nasser im Mai letzten Jahres quasi über Nacht die Verantwortung für das AVK übernommen hat. Nammour hatte erst kurze Zeit zuvor die Position als stellvertretender Leiter des Krankenhauses angetreten.
Tveoy stellte fest, der LWB sei stolz auf die Erfolgsgeschichte AVK und auf die wichtige Arbeit und das bedeutsame Zeugnis, die das AVK in seinem Namen auf dem Ölberg leiste.
„Unter der gemeinsamen Leitung durch das LWB/AVK-Managementteam erleben wir ein blühendes Krankenhaus. Es erbringt seine Leistungen weiterhin mit derselben Professionalität und Qualität, für die das AVK von jeher bekannt ist.“