Südsudan: Förderung von Selbstbestimmung durch Bildung

Besonders schutzbedürftigen Kindern in Südsudan Hoffnung und Zukunftsaussichten zu geben, ist das Ziel einer langjährigen Mitarbeiterin einer humanitären Hilfsorganisation, die das Bildungsprogramm des LWB in Maban im Bundesstaat Upper Nile koordiniert.

09 Jan. 2025
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Der LWB arbeitet mit Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften in Maban, Südsudan, zusammen und bietet Bildung und Aufklärung über die Risiken der Frühverheiratung für Mädchen wie diese Schülerinnen im Flüchtlingslager Kaya. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

Der LWB arbeitet mit Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften in Maban, Südsudan, zusammen und bietet Bildung und Aufklärung über die Risiken der Frühverheiratung für Mädchen wie diese Schülerinnen im Flüchtlingslager Kaya. Foto: LWB/C. Kästner-Meyer

Maureen Ogutu, LWB-Bildungskoordinatorin in Maban, Südsudan, berichtet über die schwierige Situation und die Hoffnungen für die Kinder in der vom Krieg zerrissenen Region.

(LWI) – Lasst uns beten für den Frieden, für eine vertrauenswürdige Regierung und für mehr Selbstbestimmung durch Bildung. So lautet der Appell von Maureen Ogutu, Bildungskoordinatorin für den Lutherischen Weltbund (LWB) in Maban im Bundesstaat Upper Nile im Südsudan. Ogutu, die aus Nigeria stammt und ausgebildete Lehrerin ist, hat sich mehr als 25 Jahre dafür eingesetzt, den in einigen der weltweit am stärksten benachteiligten Gemeinschaften lebenden Menschen zu mehr guter Bildung und Lebenschancen zu verhelfen. 

Der Südsudan wurde nach der Unabhängigkeit vom Sudan im Jahre 2011 zu einem neu gegründeten Staat, wird aber seither von Konflikten und Korruption heimgesucht. Ein fünf Jahre anhaltender Bürgerkrieg wurde 2018 offiziell mit einem Friedensabkommen nach dem Prinzip der Machtteilung zwischen den kriegsführenden Parteien beendet. Trotzdem sind Gewalt und Ernährungsunsicherheit nach wie vor allgegenwärtig. Gleichzeitig haben eine Überschwemmung und der Zustrom von Heimkehrenden und Geflüchteten aus dem Sudan dazu geführt, dass fast drei Viertel der Bevölkerung von humanitärer Hilfe abhängt. 

„In den meisten Teilen des Landes gibt es Konflikte“, sagte Ogutu und berichtete über die Arbeit des LWB, der die Geflüchteten und die Aufnahmegemeinschaften in Maban unterstützt. Im Rahmen seiner neuen Strategie geht es der Abteilung für Weltdienst des LWB, die für humanitäre Hilfe zuständig ist, in erster Linie „um das Recht auf Bildung durch die direkte Bereitstellung eines inklusiven und grundlegenden Bildungsprogramms für Vertriebene und für den Fall, dass Regierungen nicht in der Lage sind, diese Aufgabe zu übernehmen.“ 

Kinderehen und Kindersoldaten 

Ogutu berichtete über die zahllosen Schwierigkeiten wie zum Beispiel fehlende Infrastruktur, während der Regenzeit nicht befahrbare Straßen und das Versagen der Regierung, ihren Bediensteten die Gehälter für den größten Teil des vergangenen Jahres zu zahlen. „Im öffentlichen Sektor werden die Lehrkräfte nicht bezahlt und sind deshalb nicht motiviert, Unterricht zu erteilen, so dass viele Kinder gar nicht zur Schule gehen.“ Dies führe wiederum zu „zahlreichen Frühehen und zur Rekrutierung von Kindersoldaten“, erklärte sie. 

„Die Zahl der Mädchen, die einen Schulabschluss machen, ist aufgrund der Frühehen sehr gering. Manche sind bei ihrer Hochzeit erst zwölf Jahre alt“, fuhr sie fort. „Das Einzige, worüber kleine Jungs gut Bescheid wissen, sind Waffen. Welche Zukunft liegt wohl vor ihnen, wenn das ihre einzige Realität ist?“, fragte sie. Der LWB arbeitet mit dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen, um qualifizierte Lehrkräfte einzustellen, finanzielle Anreize zu zahlen und Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen, und in Maban, so stellte Ogutu fest, „sind die Ergebnisse jetzt gut. Wir haben 24 Grundschulen und 40 Förderzentren für frühkindliche Entwicklung für Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften in den vier Camps, die es in der Region Greater Marban gibt.“ 

„Bildung ist für mich ein wichtiges Thema, und es bereitet mir Freude, anderen Menschen eine bessere Zukunft zu ermöglichen“, sagte Ogutu. Während ihrer Arbeit für den LWB sowie für die UN und andere Nichtregierungsorganisationen hat sie den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf Bildungsangebote für Menschen mit Behinderungen gelegt und sich „dafür eingesetzt, dass diese Menschen mit ihren besonderen Bedürfnissen nicht als Belastung gesehen werden, sondern als ganz normale Menschen wie du und ich“, fügte sie hinzu. 

Ogutu erzählt, dass Gebete ein wichtiger Teil ihrer Arbeit sind und „wir um Gottes Führung bitten bei allem, was wir tun. Bei uns arbeiten Menschen muslimischen und christlichen Glaubens, und deshalb beten wir darum, dass uns der Geist Gottes lenke.“ Sie sprach ebenfalls die Bitte aus, dass auch andere Menschen für ihre Arbeit im Südsudan beten mögen: „Beten wir für einen Frieden, der Stabilität bringt, damit die Kinder wieder zur Schule gehen können. Beten wir für eine politische Führung, die nicht eigennützig und korrupt ist und alle Ressourcen nur für sich selbst in Anspruch nimmt. Beten wir dafür, dass die Menschen durch Bildung ein selbstbestimmteres Leben führen können wie diejenigen meiner Kollegen und Kolleginnen, die früher in den Lagern gelebt haben, aber jetzt nach Hause gekommen sind und mithelfen, das Land wieder nach vorne zu bringen.“

LWB/P. Hitchen
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Südsudan
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