Der deutsche Pfarrer Michael Jonas leitet die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Rom
(LWI) - Seit mehr als einem Jahrhundert ist die Christuskirche im Stadtzentrum von Rom Heimat für eine internationale Gemeinde von Lutheranerinnen und Lutheranern, die in der Ewigen Stadt leben und arbeiten. Anlässlich des 500. Jahrestages der Geburt Martin Luthers 1983 besuchte Papst Johannes Paul die Kirche. Auch seine Nachfolger, der deutsche Papst Benedikt und der jetzige Papst Franziskus, waren zum Gebet und zur Begegnung mit der Gemeinde bereits hier.
Die Pflege guter Beziehungen zwischen lutherischen und katholischen Gläubigen ist jedoch nur ein Teil der Arbeit dieser kleinen, aber lebendigen Gemeinde, die derzeit von dem deutschen Pfarrer Michael Jonas geleitet wird. Das ganze Jahr über heißt die Kirche sonntags lutherische Kirchenleitende aus Skandinavien, afrikanische oder asiatische Familien, die ein Baby taufen lassen wollen, oder Reisegruppen aus den USA willkommen, wenn sie einen Ort mit vertrauter lutherischer Liturgie und Musik suchen.
Neben der Ökumene und der Liturgie bietet die Kirche auch praktische und seelsorgerische Unterstützung für Obdachlose und Migrantinnen mit kleinen Kindern an. Die diakonische Arbeit vor Ort zu begleiten und gleichzeitig Teil der weltweiten lutherischen Familie zu sein, empfindet Pfarrer Jonas als „Privileg“.
Können Sie etwas über Ihre Herkunft erzählen und woher Ihr Interesse an der Ökumene kommt?
Ich bin im Schwarzwald geboren und aufgewachsen. In diesem Teil Deutschlands sind wir etwa zur Hälfte evangelisch und zur Hälfte katholisch, so dass ich von Anfang an katholische Freunde und Mitschüler hatte. Nach der Schule habe ich in Tübingen studiert, aber auch ein Jahr in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana und an der dortigen Theologischen Fakultät der Waldenser verbracht.
Nach Ihrer Ordination haben Sie auch in Tübingen gearbeitet, richtig?
Ich wurde 2007 ordiniert und verbrachte meine ersten vier Jahre an der Universität, wo ich als Dozent und als Assistent in der Studierendenseelsorge tätig war. Kurze Zeit später, 2011, kehrte ich nach Rom zurück und arbeitete diesmal am Melanchthon-Zentrum.
Erzählen Sie uns bitte etwas mehr über die Arbeit dieses Zentrums.
Das Melanchthon-Zentrum ist ein wichtiges ökumenisches Studienzentrum, das 2002 von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien und der Theologischen Fakultät der Waldenser gegründet wurde. Die evangelischen Kirchen Deutschlands und der Schweiz haben es gegründet, um evangelischen Studierenden aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit zu geben, in Rom zu studieren und mehr über die römisch-katholische Kirche zu erfahren.
Die meisten Studierenden sind deutschsprachig, aber wir versuchen, den Studiengang internationaler zu gestalten. Wir bieten Unterkunft und Italienischunterricht für etwa zehn Studierende pro Jahr, damit sie aus dem reichhaltigen theologischen Kursangebot der katholischen Universitäten in Rom wählen können. Sie schließen Freundschaften mit italienischen Katholikinnen und Katholiken, lernen aber auch andere Studierende aus der ganzen Welt kennen.