Kirchen und Vereinte Nationen verurteilen Morde
Tegucigalpa (Honduras)/Genf, 1. April 2016 (LWI) – In der Folge zweier Morde an Leitungsverantwortlichen des Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) werden die Rufe der Kirchen in Lateinamerika und weiterer Organisationen nach Schutzmassnahmen für MenschenrechtsaktivistInnen lauter.
Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über die Lage von Menschenrechtsverteidigern forderte seinerseits Honduras auf, „sofortige und konkrete Massnahmen zu ergreifen, da das Land sonst zu einem rechtlosen Raum zu werden droht, wo MenschenrechtsaktivistInnen vogelfrei sind.“
Berta Cáceres, die Gründerin von COPINH, war am 3. März ermordet worden, am 15. März kam bei einem weiteren Übergriff in Honduras Nelson García, der wortgewaltige Leiter der Organisation, zu Tode.
In einer Presseerklärung vom 18. März, also während der 31. Tagung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen in Genf, beklagte Sonderberichterstatter Michel Forst, dass García ermordet wurde, obwohl Honduras zuvor aufgefordert worden war, Schutzmassnahmen für alle COPINH-Mitglieder zu ergreifen.
Die lateinamerikanischen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) setzen sich gemeinsam mit anderen Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen der Region für MenschenrechtsaktivistInnen ein und engagieren sich gegen Unrecht.
In Honduras, wo Cáceres gemeinsam mit anderen AktivistInnen gegen den Bau des Staudamms Agua Zarca am Río Gualcarque im Nordwesten des Landes kämpfte, haben über 220 Organisationen erklärt, das Land gehöre mittlerweile zu den „gefährlichsten Orten für MenschenrechtsaktivistInnen jeder Art“.
Die honduranische Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres „hat sich ‚unermüdlich‘ für die Rechte jener Menschen eingesetzt, die durch das ungerechte politische und wirtschaftliche System des Landes ausgegrenzt werden.“ – Pfarrerin Suyapa Ordoñez (Christlich-Lutherische Kirche Honduras')
In dem Schreiben der im religiösen Bereich beheimateten Organisationen, Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen an den US-amerikanischen Aussenminister John Kerry heisst es: „Der Mord an Berta Cáceres sendet ein niederschmetterndes Signal an alle HonduranerInnen, die ihre Rechte wahrzunehmen suchen.“ Die Organisationen rufen dazu auf, Einfluss auf die honduranische Regierung zu nehmen, damit die für den Tod von Cáceres und weiteren MenschenrechtsaktivistInnen in den letzten Jahren Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt werden.
Unermüdlicher Einsatz für die Ausgegrenzten
Die Landeskoordinatorin des Frauennetzwerks der Christlich-Lutherischen Kirche Honduras' (ICLH), Pfarrerin Suyapa Ordoñez, hat die Ermordung der 43-jährigen Cáceres verurteilt. Die Menschenrechts- und Umweltaktivistin habe sich „unermüdlich“ für die Rechte jener Menschen eingesetzt, die durch das ungerechte politische und wirtschaftliche System des Landes ausgegrenzt würden.
Das von privaten Bauträgern und der Regierung betriebene Projekt Agua Zarca soll die Stromversorgung der Bevölkerung vor Ort sichern und Arbeitsplätze schaffen. Von den indigenen Lenca und COPINH jedoch wurde keine vorherige freie und in Kenntnis der Sachlage erteilte Zustimmung eingeholt.
Ordoñez hofft, dass Cáceres’ Tod „nicht ungesühnt“ bleiben werde, wie vergleichbare frühere Morde in dem mittelamerikanischen Land, wo zwischen 2002 und 2014 111 MenschenrechtsaktivistInnen getötet worden seien, 80 davon allein in den vergangenen drei Jahren.
Freier Río Uruguay
In Alba Posse, im Nordosten Argentiniens, würdigten argentinische und brasilianische Kirchen und Menschenrechtsorganisationen Cáceres’ Engagement und forderten die Aufklärung des Mordes.
Die etwa 150 Teilnehmenden eines von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien am 12. März organisierten ökumenischen Festes am Ufer des Río Uruguay haben erklärt, der Widerstand gegen Mega-Staudämme sei ein gemeinsames Anliegen in der ganzen Region.
Sie forderten die argentinische und brasilianische Regierung auf, keine Dämme am Río Uruguay zuzulassen. Ihr Bau verursache soziale Probleme und belaste die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt.
In den vergangenen Jahren hat der LWB in öffentlichen Erklärungen die Gewalt in Honduras und anderen lateinamerikanischen Ländern verurteilt und den Schutz der dortigen MenschenrechtsaktivistInnen gefordert.
(Dieser Beitrag basiert auf Berichten aus dem Kommunikationsnetzwerk der LWB-Region Lateinamerika und die Karibik.)