Gemeinsame lutherisch-orthodoxe Erklärung zum Filioque

30. Jul. 2024

Der LWB und die orthodoxe Kirche haben eine gemeinsame Erklärung zur Filioque-Klausel im Nizänischen Glaubensbekenntnis abgegeben, die Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Kirchen der östlichen und westlichen Tradition haben könnte.

Mitglieder der Internationalen Gemeinsamen lutherisch-orthodoxen Kommission vor dem Patriarchal-Kloster St. Georg in der Altstadt von Kairo, Ägypten

Mitglieder der Internationalen Gemeinsamen lutherisch-orthodoxen Kommission vor dem Patriarchal-Kloster St. Georg in der Altstadt von Kairo, Ägypten. Foto: George Adib 

Die erneute Ausrichtung auf den ursprünglichen Wortlaut des Nizänischen Glaubensbekenntnisses wird „zur Heilung uralter Spaltungen beitragen“

Der Lutherische Weltbund (LWB) und die Orthodoxe Kirche haben eine gemeinsame Erklärung zur Hinzufügung der Filioque-Klausel zum Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis abgegeben, eine theologische Frage, die die östlichen und westlichen Kirchentraditionen seit fast tausend Jahren spaltet.   

Das Wort „filioque“ (auf Deutsch „und der Sohn“) zur Beschreibung des Hervorgehens des Heiligen Geistes wurde von der lateinischen Kirche Jahrhunderte nach seiner Abfassung in das Glaubensbekenntnis eingefügt, um dem Arianismus entgegenzuwirken, doch die Ostkirche hat stets gegen diese Einfügung protestiert. 

In einer gemeinsamen Erklärung der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen dem LWB und der Orthodoxen Kirche schlagen beide Partner vor, „die Übersetzung des griechischen Originals (ohne das Filioque) zu verwenden, in der Hoffnung, dass dies zur Heilung der jahrhundertealten Spaltungen zwischen unseren Gemeinschaften beiträgt und es uns ermöglicht, gemeinsam den Glauben der Ökumenischen Konzilien von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) zu bekennen“.   

Die Kommission erarbeitete die Erklärung auf ihrer 18. Plenarsitzung im Mai dieses Jahres in Kairo, Ägypten. Sie betonte, dass das Glaubensbekenntnis eine grundlegende liturgische und lehrmäßige Aussage ist, und äußerte die Hoffnung auf eine erneute Konzentration auf die trinitarische Theologie im Leben der Kirchen. „Wir bekräftigen beide die volle Göttlichkeit und Personalität des Heiligen Geistes, die in den östlichen und westlichen Traditionen auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gekommen sind“. 

Die gemeinsame Erklärung ist das Ergebnis von über 40 Jahren Dialog und ökumenischem Engagement zwischen dem LWB und der Orthodoxen Kirche. Sie wird als Zeichen der Versöhnung für den 1700. Jahrestag des Konzils von Nicäa im Jahr 2025 angeboten. Sie ist auch ein hoffnungsvoller Schritt in Richtung eines größeren theologischen Verständnisses und der Einheit zwischen lutherischen und orthodoxen Kirchen.

Die vollständige gemeinsame Erklärung (auf Englisch) (Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Spanische, Italienische und Griechische werden folgen)

Die Gemeinsame Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund (LWB) und der orthodoxen Kirche trat erstmals 1981 in Espoo, Finnland, zusammen. Initiiert wurde das Treffen vom Ökumenischen Patriarchen Demetrius. An diesem fortlaufenden Dialog nehmen Vertretende der LWB-Mitgliedskirchen und verschiedener autokephaler orthodoxer Kirchen teil. Sie haben mehrere theologische Texte zu Themen wie Ekklesiologie, Heilige Schrift, Sakramente und Amt verfasst. Diese Bemühungen zielen darauf ab, das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Traditionen und somit den gegenseitigen Respekt und die theologische Bereicherung zu fördern.