Jubiläum des Konzils von Nizäa ist nicht nur Anlass für Rückblick, sondern auch Verpflichtung zu verstärktem Engagement für Einheit und Zeugnis
(LWI) – „Die Feierlichkeiten zum 1.700. Jahrestag des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa sind nicht nur ein Anlass zum Rückblick, sondern auch eine Gelegenheit, unser Engagement für Versöhnung und gemeinsames Zeugnis aller christlichen Kirchen zu vertiefen,“ sagte Prof. Dr. Dirk Lange, Assistierender Generalsekretär für ökumenische Beziehungen des Lutherischen Weltbundes (LWB), anlässlich der Abschlussfeier der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Rom, an der auch Papst Franziskus und andere Kirchenvertreterinnen und -vertreter teilnahmen.
Lange gehörte zu den zahlreichen ökumenischen Gästen aus orthodoxen, anglikanischen und anderen protestantischen Kirchen, die am 25. Januar, dem letzten Tag der jährlichen Gebetswoche, an einer Vesper in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern teilnahmen. Die Gebetswoche wird jedes Jahr von Kirchen auf der ganzen Welt begangen und durch Reflexionen und Gottesdienstmaterialien unterstützt, die unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des Ökumenischen Rates der Kirchen und des vatikanischen Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen vorbereitet werden.
„In diesem Januar konzentrierten sich diese gemeinsam erstellten Materialien auf die notwendige Rückbesinnung auf die Quellen, die unseren christlichen Glauben geprägt haben“, erklärte Lange. „Dabei ging es auch darum, das lebendige Erbe des Nizänischen Glaubensbekenntnisses neu zu erforschen, damit es unsere ökumenische Arbeit unterstützen und vertiefen kann.“ In seiner Predigt während der Vesper sagte Lange: „Auch Papst Franziskus hat betont, dass unser gemeinsamer Glaube zugleich ein kostbares Geschenk und eine Herausforderung ist. Er rief uns dazu auf, das Jubiläum von Nizäa nicht nur als historische Gedenkfeier zu begreifen, sondern auch als Verpflichtung, gemeinsam Zeugnis für unsere wachsende Annäherung und Gemeinschaft abzulegen.“
Neue Impulse für lutherisch-orthodoxe Beziehungen
Dieses Engagement zeigt sich in mehreren Initiativen zum Jubiläum, die aus den Sitzungen der Gemeinsamen Internationalen Lutherisch-Orthodoxen Kommission für den theologischen Dialog hervorgegangen sind. Bei einem Treffen in Ägypten im vergangenen Mai einigten sich die Teilnehmenden darauf, zum ursprünglichen Wortlaut des Nizänischen Glaubensbekenntnisses zurückzukehren und damit auf eine Lösung für den sogenannten „Filioque“-Streit hinzuwirken, der Ost- und Westkirchen seit Jahrhunderten gespalten hatte.
Im Juni begrüßte der LWB-Rat die gemeinsame Erklärung zur Filioque-Klausel und ermutigte die lutherischen Ortsgemeinden in aller Welt, sich um „bewussten Kontakt mit den orthodoxen Kirchen in ihrem Umfeld zu bemühen und engere Beziehungen zu ihnen zu pflegen.“ Das LWB-Büro der Kirchengemeinschaft hat eine ergänzende Handreichung für Kirchengemeinden (in Englisch) herausgegeben, die den Hintergrund des Disputs und die Inhalte der neuen Erklärung erläutert. Ziel sei es, „als Kirchen gemeinsam einen weiteren Schritt auf dem Weg zur vollen, sichtbaren Einheit“ zu gehen.
Versöhnung und Einheit des Leibes Christi
Die Gemeinsame Internationale Lutherisch-Orthodoxe Kommission für den theologischen Dialog hat noch ein zweites Dokument erarbeitet, die sich mit dem Heiligen Geist in Kirche und Welt befasst. Die Erklärung, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll, enthält theologische Überlegungen zur Rolle des Geistes in der Schöpfung, in der Liturgie und in der Arbeit der Kirchen in der heutigen Gesellschaft. „Beide Erklärungen sind Ausdruck unserer gemeinsamen Bemühungen um Versöhnung und Einheit des Leibes Christi,“ erklärte Lange. „Gemeinsam rufen sie die Mitgliedskirchen dazu auf, die trinitarische Theologie in Liturgie, Gesang und Lehre vertieft zu reflektieren und neu zu erschließen.“
Später in diesem Jahr wird der Ökumenische Rat der Kirchen die sechste Weltkonferenz seiner Kommission für Glauben und Kirchenverfassung einberufen. Anlässlich des Jubiläums des Konzils von Nizäa wird sie sich mit der Frage „Where Now for Visible Unity?“ (Auf der Suche nach sichtbarer Einheit) beschäftigen. Lange und Pfarrerin Dr. Anne Burghardt, Generalsekretärin des LWB, werden vom 24. bis 28. Oktober an der Konferenz im historischen St.-Pischoi-Kloster im Wadi El Natrun bei Alexandria in Ägypten teilnehmen.