Bericht des Generalsekretärs ruft zu Diskussion über Nachhaltigkeit im LWB auf
(LWI) – In seinem Bericht an den Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB), der vom 13. bis 18. Juni in Genf (Schweiz) zu seiner diesjährigen Tagung zusammengekommen ist, berichtete LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge über seine Besuche bei Mitgliedskirchen, seine Kontakte mit ökumenischen Partnern, schilderte die von den verschiedenen Abteilungen im Büro der Kirchengemeinschaft geleistete Arbeit und warf einen Blick auf das zukünftige Leben und die zukünftige Arbeit des LWB.
Mit Blick auf seinen Besuch in Tansania betonte der LWB-Generalsekretär, dass einige Kirchen dort in Kontexten lebten, die ein friedlichen Zusammenleben zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften untergrüben. Gemeinden und Gebäude der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania waren unmittelbare Ziele von gewalttätigen Ausschreitungen geworden, deren Grundursachen „bittere Armut und der Mangel an geeigneten und realistischen Perspektiven, insbesondere für junge Menschen“ seien. „Es sind die durch diese Situation entstehende Entfremdung und die gezielte Instrumentalisierung, die letztendlich gesunde und friedliche Beziehungen zwischen den Menschen und Religionsgemeinschaften untergraben“, so Junge.
In Asien sei die Dynamik des Engagements der Kirche in der Mission deutlich zu sehen, aber die Frage des Zusammenlebens mit anderen Religionen sei auch hier ein schwieriges Thema.
In dem Bericht des Generalsekretärs heisst es, dass Spannungen und Konflikte, die als religiöse Spannungen und Konflikte wahrgenommen und über die als solche berichtet wird, oftmals weitaus komplexer sind. Er rief den LWB-Rat auf, sich tiefer gehend mit dem Thema Religionsfreiheit zu beschäftigen.
Die Besuche des Generalsekretärs bei den Kirchen und die Begegnungen mit den Partnern des LWB in bilateralen Dialogen „spiegeln sowohl die eindringliche ökumenische Berufung des LWB als auch die Energie seines Engagements auf den verschiedenen Ebenen wider“, schreibt Junge in seinem Bericht. Auf der Kirchenleitungskonferenz in Afrika wurden die sich wandelnden religiösen Landschaften diskutiert. Im Hinblick auf den geplanten bilateralen Dialog mit den Pfingstkirchen betonte Junge, wie wichtig sei, „zu versuchen, enge Verbindungen zwischen dem lokalen und dem globalen Kontext herzustellen“.
Es gibt aber auch Berichte über das Engagement von Kirchen, die Mut machen: Kirchen werden inmitten von Spannungen zu Brückenbauern und durch ihre Programme in der ganzen Welt kämpft die Abteilung für Weltdienst für die Achtung der Menschenrechte und der Würde von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen ungeachtet ihres Glaubens. Auch die interreligiöse Zusammenarbeit im Rahmen des vom Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen organisierten Dialogs zum Thema Glaube und Flüchtlingsschutz ist eine positive Entwicklung in der religiösen Landschaft.
In seinem Bericht bringt der Generalsekretär seine Dankbarkeit für die Unterstützung und das Engagement der Mitgliedskirchen für die Arbeit des LWB mit rund 1,5 Millionen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen weltweit zum Ausdruck.
Wenn die Jugend kein Zukunft hat, hat auch die Menschheit keine Zukunft
Mit Blick auf die weltweite Jugendarbeitslosigkeit – mehr als 75 Millionen junge Menschen sind auf der Suche nach Arbeit – betonte der Generalsekretär in seinem Bericht die Rolle der Mitgliedskirchen im Umgang mit diesen gefährlichen Entwicklungen: „Wenn die Jugend kein Zukunft hat, hat auch die Menschheit keine Zukunft.“
Ausserdem betonte Junge die wachsende Kluft zwischen den Kirchen in Bezug auf Ressourcen, Kapazitäten und Beziehungen, was zu einer Schwächung der „Kapazitäten und Möglichkeiten für ganzheitlichen Dienst in den jeweiligen Gesellschaften“ führe. Verschiedene Kirchen sind immer mehr abgeschnitten von der gegenseitigen Weggemeinschaft und der Unterstützung.
Für das LWB-Büro der Kirchengemeinschaft in Genf ist die diesjährige Ratstagung besonders wichtig, da eine Entscheidung über Richtlinien zu Geschlechtergerechtigkeit für den LWB erwartet wird. „Wir wagen bereits einen Blick in die Zukunft und überlegen, wie wir diese Richtlinien im Leben des LWB praktisch umsetzen und so die Beziehungen zwischen den Geschlechtern verändern können“, so Junge in seinem Bericht.
Junge bekräftigte auch die Notwendigkeit, schon heute über einen zukunftsfähigen LWB für die Zeit nach dem Reformationsjubiläum 2017 nachzudenken. „Wie wird so ein zukunftsfähiger LWB für unsere Nachfolgerinnen und Nachfolger aussehen, die 2030 das 500-jährige Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses feiern werden?“
Weitere Themen, über die der Rat laut Generalsekretär beraten sollte, sind unter anderem die Entwicklung einer „Pädagogik der Kirchengemeinschaft“, die die Kirche auf ihrer gemeinsamen Reise unterstützen kann, die Entwicklung von Methoden, um eine breitere Teilhabe an LWB-Programmen und -Prozessen zu fördern, die Rolle und Funktionen der regionalen Ausprägungen der Gemeinschaft, die Ausbildung von zukünftigen Führungspersonen in den Kirchen sowie Perspektiven und Strategien für finanzielle Nachhaltigkeit.