Mädchen aus dem jordanischen Flüchtlingslager Za'atari bei einem Stück gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Foto: LWB Jordanien
Flüchtlinge aus Za’atari an 16 Aktionstagen gegen geschlechtsspezifische Gewalt beteiligt
ZA’ATARI, Jordanien/GENF (LWI) – Während die globale Gemeinschaft für 16 Aktionstage gegen geschlechtsspezifische Gewalt mobilisiert wird, haben Männer und Frauen im Flüchtlingslager Za’atari ihre Erfahrungen und einen Augenblick des Friedens miteinander geteilt.
LWB Jordanien organisierte aus Anlass der 16 Tage zwei Veranstaltungen, um die Lagergemeinschaft zu ermutigen, über geschlechtsspezifische Gewalt zu reden und das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen.
Eine der Veranstaltungen war nur für Frauen, um ihnen einen geschützten Raum zu bieten, um über ihre Erfahrungen mit früher Ehe und geschlechtsspezifischer Gewalt zu sprechen. Die andere Veranstaltung bot Männern, Frauen und Jugendlichen die Möglichkeit, miteinander in Dialog zu treten.
Von Frauen geplant und moderiert
Die Veranstaltungen wurden von Frauen aus dem Lager Za'atari geplant und moderiert. Houda, eine Künstlerin und Aktivistin, die ehrenamtlich mit dem LWB zusammenarbeitet, entwarf Broschüren, um die Teilnehmer über die Rechte von Frauen und Mädchen zu informieren.
„Ich unterrichte Kunst und Theater an einer örtlichen Schule, und ich mache Produkte mit wiederaufbereiteten Materialien“, erklärt Houda. „Ich halte auch Vorträge bei Frauengruppen über frühe Heirat und häusliche Gewalt.“
Die reine Frauenveranstaltung bot Frauen einen geschützten Raum, um ihre Erfahrungen mit früher Ehe und geschlechtsspezifischer Gewalt zu teilen. Der Austausch von Erfahrungen ermöglicht es Opfern und Verbündeten gleichermaßen, Traumata zu verarbeiten und auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene Widerstandskraft zu entwickeln.
„Ich war im Alter von 15 Jahren verheiratet, und mein Mann hat mich immer geschlagen, bis ich ihn schließlich verlassen konnte. Jetzt habe ich vier Kinder, und ich werde sie nicht heiraten lassen, bis sie älter sind. Ich wusste nicht, dass Mädchen Rechte haben, aber jetzt weiß ich es“, berichtet eine der Frauen.
„Mein Mann ist vor acht Jahren gestorben, und meine Mädchen haben geheiratet und sind weit weggezogen. Ich verlasse das Haus nicht oft, da ich ziemlich müde und krank bin, aber ich komme gerne zum LWB, um mit anderen Frauen in Kontakt zu kommen und mich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen. Ich träume nur davon, wieder bei meinen Mädchen zu sein“, sagt Naima.
Gemeinsam gegen Gewalt
Die zweite Veranstaltung gab Männern, Frauen und Jugendlichen die Möglichkeit, miteinander über geschlechtsspezifische Gewalt zu sprechen. Die Botschaft der globalen Kampagne wurde durch Lieder, Tänze, Gedichte und eine Theateraufführung übermittelt, in der geschlechtsspezifische Gewalt verurteilt wurde.
Jugendliche, die am psychosozialen Programm des LWB teilgenommen haben, traten während der Veranstaltung ebenfalls auf.
„Ich möchte Anwältin werden, weil ich sehe, dass vielen Menschen Unrecht geschieht“, sagte ein 13-jähriges Mädchen aus dem Jugendprogramm der Friedensoase (Peace Oasis). „Unsere Generation muss etwas lernen, damit wir dieses Wissen nutzen können, um unsere Gesellschaft wieder aufzubauen, wenn wir nach Syrien zurückkehren.“
Rama berichtet: „Ich bin 9 Jahre alt, und meine ganze Familie lebt hier im Lager Za'atari. Ich spiele gerne mit meinen Freunden auf der Straße, und ich lerne gerne Englisch in der Schule. Ich erinnere mich an den Moment, als ich zum ersten Mal lesen gelernt habe; ich war so stolz auf mich. Wenn ich groß bin, werde ich eine Englischlehrerin sein. Ich bin in einem Theaterstück aufgetreten, das Menschen über Gewalt gegen Frauen unterrichtet und darüber, wie man sie stoppen muss.“
Die Friedensoase ist ein sicherer Bereich für junge Menschen im Alter von 14 bis 30 Jahren. Sie lehrt sie, wie sie Spannungen und negative Bewältigungsstrategien reduzieren können. Durch Diskussionen und Schulungen – unter der Leitung von anderen Flüchtlingen – zu Konfliktbewältigungs- und Kommunikationstechniken, Entscheidungsfindung, Mediation und Verhandlung sowie im Emotionsmanagement lernen die Teilnehmenden, Lösungen für Probleme zu finden.
Die 16 Tage Aktivismus gegen geschlechtsspezifische Gewalt sind eine jährliche Advocacy-Kampagne, die zwischen dem 25. November, dem Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen, und dem 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, stattfindet. Dieses Jahr nimmt der LWB an der interreligiösen Kampagne „Kostbar in Gottes Augen“ ("Precious in God's Eyes") teil und bekräftigt sein langjähriges Engagement, Frauen und Mädchen vor Gewalt zu schützen.
