Anleitung zur Energieeffizienz bei Flüchtlingen und Gastgebergemeinschaften
ADJUMANI, Uganda/GENF (LWI) – „Wir werden bestimmt bis zum Ende des Tages vier Herde fertiggestellt haben", stellt Drichi Godfrey, ein 26 Jahre alter Flüchtling aus Südsudan, fest. Er lebt inzwischen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Boroli, einem Flüchtlingslager im Distrikt Adjumani in Uganda. Heute ist der erste Tag eines Schulungsprogramms, an dem 30 seiner Mitflüchtlinge teilnehmen. Godfrey zeigt ihnen, wie man Energiesparherde baut. „Die Begeisterung war groß", berichtet Godfrey. „Nicht alle, die ich informiert habe, sind auch gekommen, aber die 18 Frauen und 12 Männer, die sich zur Teilnahme entschlossen haben, waren sehr motiviert.“
Godfrey ist einer von etwa 250.000 südsudanesischen Flüchtlingen, die zurzeit im Norden Ugandas leben. Mehr als 100.000 Menschen sind allein in den vergangenen zwei Monaten geflüchtet, nachdem es im Sommer zu Gewalttaten im Südsudan gekommen war. Die großen Flüchtlingssiedlungen in Adjumani haben sich seither weiter ausgedehnt, neue sind hinzugekommen. Alle diese Flüchtlinge fällen Bäume für den Bau der „Tukul” genannten Rundhütten aus Holz und Lehm. Das Holz dient außerdem als Brennmaterial. Sowohl die Flüchtlinge als auch die Einheimischen bereiten ihre Mahlzeiten auf offenen Feuerstellen zu.
Begrenzte Ressourcen
In den großen Flüchtlingssiedlungen gibt es nicht genügend Ressourcen für alle. Dies führt zu Spannungen zwischen den Flüchtlingen und den Gastgebergemeinschaften. Der Lutherische Weltbund (LWB) gehört zu den zahlreichen humanitären Hilfeorganisationen, die sich für einen möglichst schonenden Umgang mit den vorhandenen natürlichen Ressourcen einsetzen.
Die Anpflanzung von Bäumen in Flüchtlingssiedlungen und Gastgebergemeinschaften ist eine Strategie des LWB, sowohl diese Gemeinschaften als auch die Flüchtlinge dabei zu unterstützen, nachhaltig mit der Umwelt im Distrikt Adjumani umzugehen. Eine weitere Maßnahme ist die Ausbildung in der Anwendung energieeffizienter Technologien und Praktiken. Diese Ausbildung erfolgt in einer gemischten Gruppe, die sowohl aus südsudanesischen Flüchtlingen als auch Mitgliedern der Gastgebergemeinschaften besteht.
Während des fünftägigen Workshops geht es um Themen wie Umweltmanagement, die Vorteile energieeffizienter Herde und schließlich auch die konkrete Herstellung dieser Energiesparherde. Da die Teilnehmenden am meisten von Unterweisungen in ihrer Muttersprache profitieren, bildet der LWB zunächst 30 Lehrkräfte aus, die später zu Ausbilderinnen und Ausbildern werden und ihr Wissen an jeweils 30 Mitglieder einer Gemeinschaft weitergeben. Einer von ihnen ist Godfrey, der Flüchtling aus dem Südsudan, der jetzt seinen ersten Workshop als Ausbilder beginnt.
Viele Vorteile
Die Teilnehmenden an den Workshops können ihren engeren Familienangehörigen mit dem Bau von Energiesparherden konkret helfen. Es gibt aber noch weitere Vorteile: „Wir haben einen vielfachen Nutzen, der sich erst im Anschluss an diesen Workshop erschließen wird", sagt Ojaba Jackline, eine 21 Jahre alte verheiratete Frau. „Unsere Mahlzeiten sind schneller zubereitet als früher, und die meisten Frauen in meiner Gemeinschaft müssen nicht mehr so oft Feuerholz aus dem Busch holen, so dass die Mädchen früher zur Schule gehen können. Auch meine Arbeit als Hausfrau ist nicht mehr so schwer – das habe nicht nur ich, sondern auch vieler andere Frauen festgestellt. Wir haben außerdem vor, einige der Herde zu verkaufen und so zusätzliches Einkommen zu erzielen.
„Wir haben festgestellt, dass sich die Einstellung gegenüber dem Schutz und der Bewahrung der Umwelt geändert hat", sagt Edwin Odur-Luru, LWB-Projektbeauftragter für Friedensarbeit und Konfliktbewältigung in Adjumani. „Viele Menschen wollen Bäume pflanzen und etwas für den Erhalt der Umwelt tun. „Oftmals brauchen die Gastgebergemeinschaften und die Flüchtlinge nur technische und moralische Unterstützung.“
Mit Beiträgen von Edwin Odur-Luru, LWB-Projektbeauftragter für Friedensarbeit und Konfliktbewältigung in Adjumani
Das Projekt Ausbildung in energieeffizienten Technologien wird vom United States Bureau of Population, Refugees, and Migration (BPRM) unterstützt.