LWB-Generalsekretär Junge und Bischof Phaswana (ELKSA) zur katholischen Familiensynode
(LWI) – Aus Sicht des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat die Familiensynode der römisch-katholischen Bischöfe, die vor wenigen Tagen im Vatikan zu Ende gegangen ist, nicht nur die Dringlichkeit der Thematik, sondern auch die Notwendigkeit betont, einer solchen offenen Auseinandersetzung mit ihr Raum zu geben.
LWB-Generalsekretär Pfr. Martin Junge würdigte die seitens des Vatikan ausgesprochene Einladung an den LWB, eine/n „brüderliche/n Delegierten“ zur 3. Ausserordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode zu entsenden, die sich vom 5. bis 19. Oktober mit den pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung befasste. Dr. Ndanganeni P. Phaswana, Leitender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika, überbrachte der Bischofssynode im Namen des LWB ein Grusswort und nahm an verschiedenen Plenarsitzungen teil.
Im Rahmen seines Grussworts erläuterte Phaswana das Übereinkommen der LWB-Mitgliedskirchen, das Modell der so genannten „Emmaus-Konversation“ anzuwenden für einen wechselseitigen, vom Gebet getragenen Dialog über die in der lutherischen Kirchengemeinschaft bestehenden vielfältigen theologischen und ethischen Auslegungen zu Fragen von Familie, Ehe und Sexualität.
Phaswana berichtete der Lutherischen Welt-Information (LWI), die ausserordentliche Bischofssynode habe Raum geboten, sich auszutauschen und unterschiedliche Auslegungen zum Thema Familie zu hören, einschliesslich jener Fragen, die weiterer lutherisch-katholischer Gespräche bedürfen.
Zur Abendmahlsgemeinschaft bzw. ihrem Fehlen in konfessionsverbindenden Familien erklärte Phaswana: „Ohne irgendwen unter Druck setzen zu wollen ist es doch wichtig, ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Annahme unserer Taufe zu erreichen, woraus eine gegenseitige Anerkennung der Eucharistie folgen wird.“
Die Herausforderungen, vor die Polygamie und Homosexualität die Kirchen stellten, seien im jeweiligen Kontext verortet. „Kirchenleitende und Gemeindeglieder sollten die Kunst des Zuhörens vertiefen. Es muss das Ziel sein, zu verstehen, nicht, Antworten zu geben.“ Ausserdem müsse die pastorale Ausbildung angemessen auf den Bereich Familie und menschliche Sexualität ausgerichtet sein.
Junge stellte seinerseits fest, die Synode habe eine Erkenntnis bestätigt, die auch in der lutherischen Kirchengemeinschaft gewachsen sei – „wie wichtig es ist, Räume für den Dialog zu schaffen, das aufeinander Hören und die gemeinsame Reflexion, und wie schwierig es gleichzeitig ist, ein gemeinsames Verständnis zu den komplexen Fragen von Familie, Ehe und Sexualität zu erreichen.“
Der Prozess, der sich in der katholischen Kirche vollziehe, „hat starke Anklänge an den Prozess unserer laufenden‚Emmaus-Konversation‘“ sagte Junge weiter. „Sie setzt sich mit komplexen Problemen auseinander, erwartet dabei aber sehnlich die offenbarende Gegenwart Christi auf unserem gemeinsamen Weg.“
„Ich danke Bischof Phaswana für seine Bereitschaft, den LWB bei der Bischofssynode zu vertreten. Ich bin überzeugt, dass wir nichts als Bereicherung erfahren können, wenn wir bei unseren Klärungsprozessen ökumenische Offenheit üben“, betonte Junge abschliessend.