Der Barmherzige Samariter als Beispiel für ökumenisches Engagement

17 Jan. 2024

Christinnen und Christen in Burkina Faso arbeiten zusammen, um Zeugnis vom Evangelium der Einheit in einem Land abzulegen, „das kurz vor dem Kollaps steht.“ 

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JESUS MAFA. Der Barmherzige Samariter

JESUS MAFA. Der Barmherzige Samariter, aus „Art in the Christian Tradition“ (Kunst in der christlichen Überlieferung), einem Projekt der Vanderbilt Divinity Library, Nashville, Tennessee, USA.

Bemerkenswerte Gebetswoche für die Einheit der Christen in einem Umfeld von Gewalt und Unterdrückung für Kirchen in Burkina Faso 

(LWI) - Wer sind meine Nächsten inmitten einer schweren Sicherheitskrise, in der Kirchen geschlossen wurden und Priester und Pfarrer entführt und getötet wurden? Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter als Leitfaden in Zeiten extremer Gewalt und Unterdrückung ist das Thema der Gebete und Gottesdienste für die Gebetswoche für die Einheit der Christen 2024, die von Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchen in dem westafrikanischen Land Burkina Faso vorbereitet wird. 

Das in der unbeständigen Sahelzone gelegene Land hat eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung und ungefähr 60 unterschiedliche ethnische Gruppen. Seit 2016 leidet die Bevölkerung unter der Zunahme von Terroranschlägen und Gesetzlosigkeit, was zu über dreitausend Toten und beinahe zwei Millionen Binnenvertriebenen geführt hat. Ziel waren Kirchen, Schulen, Gesundheitszentren und Rathäuser; und in Teilen des Landes wurden öffentliche Gottesdienste verboten. 

Vor diesem Hintergrund von Krise und gesellschaftlichem Zusammenbruch „haben wir diese sehr bewegende Reflexion über das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter und die Vision, dass die christliche Nachfolge uns dazu bringt, stets Heilung und Versöhnung zu suchen“, sagt Peter Colwell, stellvertretender Generalsekretär von Churches Together in Britain and Ireland (CTBI) und Mitglied der internationalen Gruppe, die die Materialien für die Gebetswoche vorbereitet. 

Das Gleichnis in die Praxis umsetzen 

In vielen lutherischen Kirchen und anderen christlichen Gemeinschaften findet die jährliche ökumenische Initiative mit gemeinsamen Gebeten, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen vom 18. bis zum 25. Januar statt. In einigen Teilen der Welt, insbesondere im Globalen Süden, wird sie stattdessen rund um Pfingsten gefeiert. 

Die Gebetswoche wird gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen und vom vatikanischen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen unterstützt. Jedes Jahr laden Christinnen und Christen in verschiedenen Ländern dazu ein, Reflexionen und Leitlinien für Gottesdienste auf der Grundlage einer Textstelle aus der Schrift zu verfassen. Für 2024 „schauten sie nach Westafrika, zu Kirchen in einem der eher vergessenen Länder - zumindest was die westlichen Medien betrifft“, sagt Colwell. 

Gläubige katholischen und protestantischen Glaubens, Mitglieder ökumenischer Organisationen und Vertreterinnen und Vertreter der ökumenischen Gemeinschaft Chemin Neuf arbeiteten eng zusammen, wo das Verhältnis zwischen Kirchen oft durch Misstrauen und Rivalität geprägt ist. 

„Wir haben uns ihre sehr bewegenden Geschichten darüber angehört, wie Christinnen und Christen dort versuchen, die Einheit im Glauben und Zeugnis in einem Kontext extremer Gewalt zu bewahren, in einem Land, das am Rand des Kollapses steht und zahlreiche Militärputsche und einen islamischen Aufstand erlebt hat“, fährt Colwell, ein Geistlicher der Vereinigten Reformierten Kirche (United Reformed Church), fort. „Es hat uns tief getroffen, von den Angriffen auf Priester und Pfarrer zu hören und zu erfahren, dass es in einigen Teilen des Landes unmöglich ist, die Kirchen für öffentliche Gottesdienste zu öffnen.“ 

Colwell reflektiert darüber, wie Kirchen in Burkina Faso zusammengewachsen sind und „einen echten Weg der ökumenischen Bekehrung“ erlebt haben, und stellt fest, dass „Ökumene an Orten der Not oft nicht nur eine zusätzliche Option darstellt, sondern zu einer Frage des Überlebens wird. Christinnen und Christen können nur dann Zeugnis vom Evangelium selbst ablegen, wenn sie zusammenkommen und einander unterstützen, sich umeinander kümmern und zusammen beten.“ 

Einer der beschämendsten Aspekte unseres Engagements bei den Kirchen dort“, sagt Colwell, „war dieses Gespür dafür, die Hoffnung am Leben zu erhalten, selbst wenn die Dinge hoffnungslos waren.“ Verantwortliche der christlichen, moslemischen und traditionellen Religionen arbeiten zunehmend zusammen, um dauerhafte Lösungen für Frieden, sozialen Zusammenhalt und Versöhnung zu finden. „Unter extremen Bedingungen ist man versucht zu sagen, Christinnen und Christen müssen gegen die anderen zusammenhalten, aber diese Verantwortlichen sagen, wir haben nur dann eine Zukunft als Land, als Gesellschaft, wenn wir über den Tellerrand hinausschauen und Brücken der Freundschaft und der Hoffnung bauen“, fügt Colwell hinzu. 

Mitgefühl, Liebe und Barmherzigkeit lassen sich niemals kompromittieren 

Reflexionen für die Gebetswoche, die auf den Websites des ÖRK und des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen zur Verfügung stehen, bekräftigen, dass „die Christinnen und Christen in Burkina Faso sich verpflichtet haben, den Weg der Liebe Gottes und der Nächstenliebe zu beschreiten.“ Ihre Hoffnungen auf Frieden spiegeln sich in den Worten eines Sprichworts des Volkes der Mossi, der größten ethnischen Gruppe in dem Land, wider; es lautet: Unabhängig von Art oder Dauer des Krieges wird der Moment der Versöhnung kommen. 

Colwell stellt fest, dass „unsere Vertrautheit mit dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter ein Hindernis darstellen kann, wenn wir meinen, dass wir die Geschichte gut verstehen. Aber je intensiver wir uns damit beschäftigen, desto mehr kann sie einige unserer Haltungen im Hinblick darauf in Frage stellen, wie wir unsere Verantwortlichkeiten und Vorgehensweisen unterteilen und dabei das zentrale Thema des Mitgefühls übersehen. Dieses Gleichnis, so folgert er, „stellt an uns die ultimative Herausforderung, richtig und gerecht zu handeln in dem Wissen, dass sich Mitgefühl, Liebe und Barmherzigkeit nicht kompromittieren lassen.“ 

LWB/P. Hitchen
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