Dänemark: „Jesus gebot den Frauen zu sprechen“

11. Mai 2023

1948 wurden in der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark die ersten drei Frauen ordiniert. Fünfundsiebzig Jahre später feiert die Kirche den Beitrag der Frauen.

Feiern 75 Jahre Frauen im ordinierten Amt

Feiern 75 Jahre Frauen im ordinierten Amt: (v.l.) Bischöfin Marianne Gaarden, Dänemarks Ministerin für kirchliche Angelegenheiten Louise Elholm Schack, Krankenhausseelsorgerin und Mitglied des Jubiläumskomitees Birthe Friis, Pastorin emeritus Jette Walther Birk und Pröpstin Anne Birgitte Reiter. Foto: Marlene Laursen

75 Jahre Frauen im ordinierten Amt 

(LWI) – Johanne Andersen, Ruth Vermehren und Edith Brenneche Petersen waren 1948 die ersten Frauen, die in der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark als Pfarrerinnen ordiniert wurden. Den 75. Jahrestag dieses Ereignisses hat die Kirche Ende April in der Nørre Ørslev Kirche in Falster mit einem feierlichen Gottesdienst begangen.  

Wie damals ihr Vorgänger Bischof Hans Øllgaard am 28. April 1948, predigte auch die Bischöfin der Diözese Lolland-Falster, Marianne Gaarden, über den Bibeltext über die Auferstehung Jesu in Matthäus 28.  

Zur biblischen Zeit galten Frauen „nicht als glaubwürdige Zeugen“, so Gaarden. Die ersten Frauen, die die Auferstehung bezeugten, „müssen demnach sehr mutig gewesen sein, um über ihre unglaublichen Erlebnisse zu sprechen und zu berichten.“  

„Woher nahmen die Frauen den Mut, sich gegen die Normen und Konventionen der damaligen Gesellschaft zu stellen?“ fragte Gaarden. „Die kurze Antwort lautet: von Gott selbst! Jesus gebot den Frauen zu sprechen: 'Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.' Trotz der niedrigen gesellschaftlichen Stellung der Frauen legt Jesus das erste Zeugnis von seiner Auferstehung in den Mund der Frauen, und sie nehmen es an und folgen dem Auftrag, den sie erhalten haben. Den Mut zum Reden erhalten sie also zusammen mit der Aufgabe, die ihnen der Herr selbst gestellt hat. Es wurde ihnen geboten.“ 

Ein langer Weg zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen im ordinierten Amt 

Wenn man die Entwicklung der letzten Jahrzehnte betrachtet, so war die Einführung der Frauenordination in der dänischen Kirche nicht unumstritten. Zunächst stellten sich viele Kirchenleitende gegen diese Idee und drohten sogar mit der Niederlegung ihres Amtes. Doch das Bistum Lolland-Falster ergriff die Initiative und äußerte den Wunsch, die Theologin Johanne Andersen als Pastorin einzustellen. Dies erforderte eine Änderung des staatlichen Rechts und der Kirchenverfassung. In der Neufassung war nicht mehr von „Männern“, sondern von „Personen“ die Rede, womit der Weg für die Ordination von Frauen als Pfarrerinnen frei war.  

Trotz der neuen Verfassung lehnten einige Bischöfe die Ordination von Frauen weiterhin ab. Im März 1947 wurde eine Änderung verabschiedet, die es den Bischöfen erlaubte, sich der Ordination von Frauen zu entziehen. Dennoch ordinierte Bischof Hans Øllgaard am 28. April 1948 in der voll besetzten Kathedrale von Odense die ersten drei Pfarrerinnen in Dänemark. 

Die vollständige Aufnahme von Frauen in das ordinierte Amt in der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark war damit eingeleitet. Dennoch war es ein langer Weg: Es dauerte noch bis in die 1970er Jahre, bis eine, auch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen der damaligen Zeit, nennenswerte Zahl von Frauen ordiniert wurde. Im Jahr 1995 wurde Liselotte Rebel die erste Bischöfin in Dänemark, und nur einen Monat später wurde Sofie Petersen als erste Bischöfin in Grönland eingesetzt. Erst im Jahr 2010 gab es erstmals gleich viele Frauen und Männer im ordinierten Amt.  

So ist der 75. Jahrestag eine Gelegenheit, die erzielten Fortschritte zu feiern und über die Arbeit nachzudenken, die noch bevorsteht. „Die Errungenschaften der letzten 75 Jahre geben Hoffnung auf eine integrativere und gerechtere Zukunft für die Kirche und die Gesellschaft", heißt es in der Erklärung der Kirche.  

LWB/A. Weyermüller. Deutsche Übersetzung: Katrin Knorr