Aufklärungskampagnen und Präventionsmaßnahmen für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften
GAMBELLA, Äthiopien/GENF (LWI) – In Äthiopien, wo der Lutherische Weltbund (LWB) in abgelegenen ländlichen Regionen für Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften im Einsatz ist, haben die Mitarbeitenden des LWB-Weltdienstes den Schwerpunkt auf Aufklärung und Prävention gelegt, um den Ausbruch des Coronavirus-Pandemie aus den Städten zu verhindern, aus denen bisher Infektionsfälle gemeldet wurden.
Sobald die Regierung am 13. März über den ersten nachgewiesenen Infektionsfall berichtet hatte, traf sich das LWB-Team in der Region Gambella an der Grenze zum Südsudan, um Präventionsmaßnahmen zu verstärken und persönliche Schutzausrüstungen anzufordern.
Mit Stand 27. April hatten die äthiopischen Behörden 123 COVID-19-Fälle und drei Tote bestätigt, fast alle in der Hauptstadt Addis Abeba, aber auch in Amhara im Nordwesten, in Adama (Nazret), der Hauptstadt der Verwaltungsregion Oromia südlich von Addis Abeba, und in der Stadt Dire Dawa im Osten des Landes.
In den meisten Fällen handelt es sich um erkrankte ausländische Personen, die in das Land gereist sind, oder um äthiopische Staatsbürger und -bürgerinnen, die aus dem Ausland zurückkehren, meistens aus den Golfstaaten, Europa oder Nordamerika. Über den großen internationalen Flughafen in Addis Abeba wird fast der komplette internationale Flugverkehr abgewickelt. Er fungiert als Transit-Drehscheibe für viele andere Länder auf dem afrikanischen Kontinent. Die Regierung hat eine zweiwöchige Quarantäne für alle neu einreisenden Passagiere angeordnet und als wichtiger Teil ihrer Strategie zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung der Infektionen die Landgrenzen abgeriegelt.
Anordnungen der Regierung sind problematisch für die ländlichen Gemeinschaften
Die äthiopischen Behörden haben ebenfalls Schulen und Universitäten geschlossen, große Menschenansammlungen verboten, Maßnahmen zur sozialen Distanzierung durchgesetzt und auf die Bedeutung des Händewaschens als Schutzmaßnahme gegen das Virus hingewiesen. Die Regierung hat zwei große Krankenhäuser ausgewiesen, eins für die Durchführung von Tests, das andere für die Behandlung von COVID-19-Erkrankten. Wie in vielen anderen Ländern gibt es jedoch nicht genügend Testkits und Schutzkleidung für das ärztliche und medizinische Personal.
Die soziale Distanzierung ist für viele der Gemeinschaften, in denen die LWB-Abteilung für Weltdienst tätig ist, ein großes Problem. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung Äthiopiens leben in ländlichen Gebieten und in erster Linie von der Landwirtschaft oder von Tagelöhnerarbeit. Es gibt die große Sorge, dass viele Menschen ihre einzige Einkommensquelle verlieren werden, wenn sie sich an die Anweisungen der Regierung halten, denn sie können auf keinerlei Rücklagen für sich oder ihre Familien zurückgreifen. Seife, Handdesinfizierer und sauberes Wasser stehen vielen Menschen nicht zur Verfügung.
Hilfe und Unterrichtung für Flüchtlinge
Äthiopien gehört zu den am schnellsten wachsenden Ländern der Welt, die Bevölkerung wird auf 90 Millionen Menschen geschätzt. Äthiopien zählt auch mit etwa 900.000 Flüchtlingen und Asylsuchenden die zweitgrößte Flüchtlingsgemeinschaft auf dem Kontinent. Diese Menschen sind vor Konflikten oder unsicheren Verhältnissen in Eritrea, Somalia, Sudan und Südsudan geflohen.
Das LWB-Programm unterstützt viele dieser Menschen durch landwirtschaftliche Entwicklungsprogramme mit Kleinbewässerungsanlagen, nachhaltiger Wasserwirtschaft, Ausbildung und technischen sowie finanziellen Hilfen. Im Rahmen von Programmen für eine nachhaltige Existenzsicherung werden Saatgut und Werkzeuge verteilt, und die Menschen werden in Gemüseanbau auf mehreren Etagen und in der Hühnerzucht unterwiesen. Seit Ausbruch der COVID-19-Krise hat das LWB-Personal Handwascheimer verteilt und in den von ihnen betreuten Gemeinschaften eine öffentliche Dienste-Kampagne durchgeführt, damit die Menschen besser informiert werden und ihre Verhaltensweisen so ändern, dass sie besser vor einer Infektion geschützt sind.
Der LWB unterstützt ebenfalls Zehntausende Flüchtlinge mit Schulungen, gemeindenaher psychologischer Unterstützung und Umweltschutzprogrammen sowie einer grundlegenden Wasser- und Sanitärversorgung. Durch die Unterstützung sowohl der Flüchtlinge als auch der Aufnahmegemeinschaften will das LWB-Personal das Konfliktpotenzial verringern, das aufgrund der knappen Wasserressourcen latent vorhanden ist. Der Klimawandel in der Region dürfte bereits vorhandene Probleme wie Ernährungsunsicherheit, Wasserknappheit, Migration und Binnenvertreibungen weiter verschärfen.