Sanitäranlagen, Wasserversorgung, Schulungen für Kinder
PORT-AU-PRINCE, Haiti/GENF (LWI) – Junge Menschen aus Norwegen haben sich mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) zusammengetan, um Schulkindern in Haiti zu helfen, sich in der Coronavirus-Pandemie zu schützen. Die Bevölkerungsdichte, politische Instabilität und Wasserknappheit in Haiti zusammen mit der fehlenden Infrastruktur für Gesundheitsversorgung und Hygiene machen die Menschen in Haiti ganz besonders anfällig für eine schnelle Ausbreitung des Virus.
Im Rahmen eines innovativen Partnerschaftsmodells mit der norwegischen kirchlichen Hilfsorganisation Norwegian Church Aid (NCA) und der Diakonie Katastrophenhilfe (DKH) unterstützt der LWB Gemeinwesen in Haiti schon seit 1995. Das Land hat Naturkatastrophen wenig entgegenzusetzen. Tausende Menschen ringen selbst heute noch darum, sich von den Folgen des verheerenden Erdbebens 2010 und Hurrikan Matthew 2016 zu erholen.
Im Rahmen einer speziellen Partnerschaft mit Norwegian Church Aid für gemeinsame Hilfe hat Starry Sprenkle, die Vertreterin von LWB/NCA/DKH in Haiti, zwei Schulen besucht, wo den Kindern beigebracht wird, wie sie sich durch Händewaschen und anderes Hygieneverhalten gegen Krankheiten - unter anderem auch gegen COVID-19 - schützen können. Während es in Haiti bisher nur einige Duzend bestätigte Infektionsfälle und drei Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gibt (Stand 15. April), herrscht große Sorge, weil sich sehr viele Menschen, die aus der angrenzenden Dominikanischen Republik über die Grenze kommen, den medizinischen Kontrollen entziehen. In der Dominikanischen Republik gibt es bereits mehr als 3.000 bestätigte Infektionen und mehr als 180 Todesfälle.
Die kleinere der beiden Schulen, die für die Stationen der WASH-Kampagne – WASH steht für „Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene“ – ausgewählt wurden, ist die National School of Vieux Caille. Sie befindet sich westlich der Hauptstadt Port-au-Prince und versorgt eine abgelegen lebende bäuerliche Gemeinschaft, in der große Angst vor Ansteckung und Stigmatisierung herrscht. Es gibt weder fließendes Wasser noch einen eigenen Brunnen. Die Schule wurde in den 1970er Jahren errichtet und befindet sich in einem einfachen Gebäude mit fünf Klassenzimmern, in denen derzeit 123 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden.
Ursprünglich gab es in der Schule nur zwei Plumsklos. Dank der erhaltenen Unterstützung konnte nun ein modernes Toilettenhaus mit zwei getrennten Waschbecken zum Händewaschen gebaut werden. Am Blechdach des Toilettengebäudes wurden Regenrinnen angebracht, um das Regenwasser aufzufangen, das dann in einen Wasserspeicher aus Beton hinter dem Schulgebäude geleitet wird. Von dort wird das Wasser in einen Wasserturm auf dem Dach des Toilettenhäuschens gepumpt, von wo aus es dank Schwerkraft aus den Wasserhähnen an den Waschbecken fließt.
In der Schule in Vieux Caille wurde zudem ein „Hygiene-Club“ gegründet, in dem die Kinder das richtige Hygieneverhalten lernen sollen – zum Beispiel durch ein Lied, das ihnen helfen soll, sich zu erinnern, wie sie richtig ihre Hände waschen. Solche einfachen Schutzmaßnahmen sind insbesondere in einem Kontext notwendig und wichtig, in dem die meisten Menschen zum Überleben auf den informellen Sektor angewiesen sind und Ausgangsbeschränkungen schwer durchzusetzen wären. Auch Maßnahmen zur räumlichen Distanzierung sind in Städten wie Port-au-Prince, der mit mehr als drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern bevölkerungsreichsten Stadt in der Karibik, schwer umzusetzen.
Die zweite Schule, die durch das WASH-Programm von LWB/NCA/DKH unterstützt wird, ist die Gressier National School. Sie liegt am Stadtrand von Port-au-Prince in direkter Nachbarschaft zu einer der größten Einfallstraßen. Auch hier wurden Toiletten und Waschbecken für die mehr als 1.000 Kinder an dieser Bildungseinrichtung bereitgestellt.
Und auch an dieser Schule gibt es nun einen „Hygiene-Club“, in dessen Rahmen „Botschafterinnen“ und „Botschafter“ den kleineren Kindern helfen, zu lernen, wie sie Ansteckung und Krankheit verhindern können. Starry Sprenkle und ihr Team hoffen, dass noch weitere Länder Finanzmittel bereitstellen können, um die wichtige Arbeit mit den Kindern in Haiti fortführen und ausweiten zu können.