Lutherische Gemeinden helfen nach der Feuerkatastrophe
ADELAIDE, Australien/GENF (LWI) – „Wenn diese Tragödie irgendetwas positives bewirkt, dann, dass die Menschen näher zusammengerückt sind und alle zusammenarbeiten und zusammenhalten“, sagt der Vorsitzende der Woodside Lutheran Church über die jüngsten Waldbrände in Australien.
Bis Mitte Januar hatten die Waldbrände 28 Menschenleben gefordert, mehr als 2.300 Wohnhäuser zerstört, geschätzte 1,25 Milliarden Tiere getötet und mehr als 10 Millionen Hektar Land verbrannt.
Einzelne Mitglieder und Gemeinden der Lutherischen Kirche Australiens, einem assoziiertes Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB), haben an vorderster Front an den gemeinschaftlichen Bemühungen mitgewirkt, jenen zu helfen, die durch die Waldbrände Hab und Gut verloren haben, ihnen seelsorgerlich zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen.
Ein provisorisches Evakuierungszentrum
Das Schild zum Buschfeuer-Evakuierungspunkt: Die Good Shepherd-Gemeinde in Tuggeranong, ACT, öffnete ihre Türen für die Evakuierten.
In Tuggeranong im Australian Capital Territory, der Region um die Hauptstadt Canberra, wurde die lutherische Kirche Anfang Januar für einige Tage zu einem provisorischen Evakuierungszentrum: Menschen, die an der Ostküste Urlaub machten, sollten landeinwärts Schutz suchen, nachdem die Küstenorte evakuiert worden waren. Eine gesperrte Autobahn versperrte ihnen aber den Weg nach Westen.
Rund 25 Personen haben die Nacht in der Kirche verbracht – im Kirchengebäude selbst oder in ihren Wohnwagen auf dem Parkplatz der Kirche. Freiwillige aus der Kirchengemeinde und dem Ort sind gekommen, um zu helfen, haben Essen gekocht und den Gästen beigestanden, wo sie konnten.
„Wir haben uns schon lange gewünscht, irgendwie mit den Menschen hier im Ort eine engere Beziehung aufzubauen“, erzählt Pastor Paul Hannola von der Good Shepherd-Gemeinde. „Das provisorische Evakuierungszentrum war eine neue und unerwartete Gelegenheit dafür, mit der keiner von uns gerechnet hatte. Wenn Gott wirken will, versuche ich eigentlich immer nur, dranzubleiben und dem nicht im Wege zu stehen.“
Mahlzeiten verteilen und landwirtschaftlichen Betrieben helfen
Selbstgekochte Mahlzeiten wurden an mehr als 700 Haushalte geliefert, die bei den Buschfeuern in den Adelaide Hills Verluste oder Schäden erlitten hatten.
In den Adelaide Hills, einer Bergkette bei Adelaide, hat eine Gruppe der St. John’s Lutheran Church in Woodside eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, an der sich nach und nach immer mehr Gemeinden, Konfessionen und die lokale Bevölkerung insgesamt beteiligt haben.
Kelly Johnston, die die Verteilung der Hilfsgüter zusammen mit Tania Schoell aus der St. John‘s-Gemeinde und anderen Freiwilligen koordiniert, berichtet, dass mehr als 1.800 selbstgekochte Mahlzeiten an Menschen aus den Gemeinwesen verteilt wurden, die Verluste durch das Feuer zu beklagen hatten. Dazu gab es viel Selbstgebackenes, es wurden zahlreiche haltbare Lebensmittel und Gutscheine verschenkt, die die Menschen in den Einzelhandelsgeschäften vor Ort einlösen konnten.
Familie Juers dankt Gott, dass ihr gesamter Viehbestand das Feuer überlebt hat, das am 20. Dezember große Teile der Adelaide Hills zerstörte.
Andere Gemeindemitglieder helfen den Landwirtinnen und Landwirten, deren Farmen vom Feuer betroffen waren: Es werden Zäune repariert, und wir unterstützen bei der Versorgung der Viehbestände.
Die Verteilung der Nahrungsmittel und Mahlzeiten sei eine wunderbare Geste der Solidarität mit den Menschen vor Ort gewesen, berichtet der Vorsitzende der lutherischen Gemeinde in Woodside, Darren Juers.
„Die Menschen, die die Nahrungsmittel und Mahlzeiten verteilt haben, haben einfach bei jedem Haus angehalten und wenigstens mit den Menschen gesprochen. Viele Menschen trauen sich aus Angst vor Plünderungen nicht, ihre Farmen zu verlassen, daher ist das dann weitgehend der einzige Kontakt, den diese Menschen haben“, erzählt er und fügt hinzu, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Gemeindemitglieder auf die eine oder andere Art und Weise an den Hilfsaktionen beteiligt seien.
Es sei großartig zu sehen, wie Kirchen- und Gemeindemitglieder zusammenarbeiten, so der freiwillige Feuerwehrmann und Vorsitzende der lutherischen Gemeinde in Woodside.
Seelsorger unterstützt Feuerwehrleute und Evakuierte
Einer der Menschen, die die Evakuierten nach Kräften unterstützen, ist Pastor Mark Kleemann, der leitende Militärseelsorger auf dem Stützpunkt East Sale der australischen Luftwaffe südöstlich von Melbourne.
Er ist der einzige lutherische Geistliche in der gesamten Luftwaffe und ist überzeugt, dass Militärgeistliche in derartigen Krisen – und im Dienst für die Mitglieder der Streitkräfte – eine wichtige Rolle spielen.
Der Militärseelsorger der Royal Australian Air Force, Mark Kleemann, tröstet eine Frau, die am 3. Januar von Mallacoota Beach evakuiert wurde. (Foto: Unteroffizier Nicole Dorrett)
„Im Militär gibt es genau für solche Krisensituationen wie die Waldbrände Seelsorger. Aber nicht nur dafür, es gibt noch viele andere gute Gründe. Wir unterstützten die Mitglieder der Streitkräfte und kümmern uns um evakuierte Familien. Wir beraten die Kommandierenden und halten sie auf dem Laufenden, wie es den Menschen geht – insbesondere in Bezug auf den Grad der Erschöpfung, der in Situationen wie der aktuellen einfach sehr hoch ist, weil sie sich so konzentrieren müssen“, erläutert Kleemann.
„Es ist also in erster Linie unsere Aufgabe, für Menschen in ihrer jeweils aktuellen Lebenssituation da zu sein, bei ihnen zu bleiben und sie zu unterstützen. Wir wollen ihnen helfen, durch das Gespräch mit uns wieder etwas Kraft zu tanken.“
„Die wahren Helden aber sind – abgesehen von den Feuerwehrleuten und Ersthelfenden vor Ort – die vielen Menschen, die in diesen wirklich schlimmen Bedingungen überleben“, sagt Kleemann abschließend.
Beten für Australien
Der LWB-Asienreferent, Philip Lok, fasst die Solidarität der weltweiten lutherischen Gemeinschaft mit den von der Krise Betroffenen in folgende Worte: "In unseren Gebeten stehen wir Seite an Seite mit der Lutherischen Kirche Australiens und mit den Menschen, die von den katastrophalen Buschbränden betroffenen sind, und wollen uns erneut verpflichten, durch konkrete Handlungen treue Haushalterinnen und -halter zu sein und für die gesamte Schöpfung Gottes zu sorgen.“
Als Zeichen der Hoffnung und Ermutigung wurde eine Reihe von Gebeten aus allen Konfessionen in Australien in den sozialen Medien veröffentlicht.
Eines davon kommt von Pfarrer Simon Hansford, dem Moderator der Synode von New South Wales und dem Australian Capital Territory in der Unionskirche in Australien:
Himmlischer Vater,
Wir sind bedenken die Tage, Wochen und Monate, die vor uns liegen,
Zeit der Genesung und des Wiederaufbaus,
von Häusern, Farmen, Leben und Gemeinschaften.
Wir bitten um Kraft, Mut, Geduld und Hoffnung
während die Trauer weitergeht,
wenn die Frustrationen zunehmen
und es zu unvermeidlichen Veränderungen kommt.
Wir beten zu dir in dem Wissen, dass wir einem raueren Klima entgegengehen,
weniger vorhersehbar und instabiler.
Hilf uns, deine Schöpfung zu bewahren, so wie wir uns umeinander kümmern,
würdige Verwalter und Fürsprecherinnen zu sein
von allem, was du geschaffen hast.
Lass uns treu und wachsam sein
in unserem Beten und Handeln;
im Namen Jesu Christi, Amen.