Europäische Kirchen wollen Stimme der Hoffnung sein
(LWI) – VertreterInnen von Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbunds (LWB) aus Europa haben sich in Helsinki (Finnland) bei einem Treffen darauf verständigt, ihre Anstrengungen zu verstärken, eine Stimme der Hoffnung, der Advocacy und der Diakonie zu sein.
„Die europäischen Mitgliedskirchen des LWB wollen als Teil der weltweiten Gemeinschaft ihre Advocacy nicht auf die Region Europa beschränken und wissen um wichtige Anliegen der weltweiten Gemeinschaft, die hervorgehoben und unterstützt werden müssen“, heisst es in der Botschaft der 40 VertreterInnen aus 24 LWB-Mitgliedskirchen der Regionen. Das Treffen fand vom 30. September bis 2. Oktober statt.
„Wir sorgen uns um die Situation im Nahen Osten, die unsere Kirchen auffordert, weiter für Frieden beten, und wir sind besorgt angesichts des Klimawandels, der uns alle betrifft, aber insbesondere die Ärmsten und Schwächsten trifft“, heisst es weiter.
An der Konsultation, die einberufen worden war, um Themen und Fragestellungen im LWB weiter zu diskutieren, nahmen Ratsmitglieder und -BeraterInnen, VertreterInnen der LWB-Nationalkomitees, Ökumene-Beauftragte und regionale KoordinatorInnen des LWB-Netzwerks für Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) teil. Die Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands war Gastgeberin der Tagung, die vom LWB-Europareferat in der Abteilung für Mission und Entwicklung organisiert worden war.
Die Kirchenleitenden nahmen das Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft: Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017“ entgegen, das von der lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit veröffentlicht wurde, um zu einem gemeinsamen Gedenken des 500. Reformationsjubiläums im Jahr 2017 zu ermutigen.
Die Teilnehmenden informierten sich gegenseitig über mögliche Pläne für die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum, wie zum Beispiel 14 kurzen Zeichentrickfilme über die Reformation aus Ungarn, und ein „Luther Bier“ und Legosteine, um die Schauplätze von Luthers Wirken nachzubauen, aus Dänemark.
Die Kirchenleitenden betonten die weiterhin bestehende Notwendigkeit der Zusammenarbeit und des Dialogs zwischen KatholikInnen und LutheranerInnen, und wie wichtig es sei, gemeinsam für die Erneuerung der Kirche einzutreten und in einer säkularisierten Gesellschaft gemeinsam Zeugnis abzulegen. Sie betonten ausserdem, wie wichtig es sei, über Pläne, Instrumente und Werkzeuge des LWB für die Feiern zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 informiert zu sein.
Voneinander Lernen
Während man über die Unabhängigkeit der Kirchen dankbar sei, bekräftigten die Teilnehmenden der Tagung die Bedeutung des Zusammenhalts und der Gemeinschaft kleiner und grösserer Kirchen in der Region und den gemeinsamen Wunsch, voneinander zu lernen.
In seiner Ansprache zum Thema „Die Gabe der Gemeinschaft in einer zersplitterten Welt bekräftigen“, erklärte Generalbischof Dr. Miloš Klátik von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakei, dass die Mitgliedskirchen des LWB sowohl als autonome Kirchen wie auch als Mitglieder einer Gemeinschaft Verantwortung tragen.
„Wir sind aufgerufen, einander zu begleiten, die komplexen Auswirkungen der Entscheidungen von Kirchen zu bedenken und Interaktion und das Bauen von Brücken zu fördern“, so Klátik.
Volle Teilhabe von Frauen
In Bezug auf die Richtlinien für Gendergerechtigkeit, die im Juni dieses Jahres vom LWB-Rat verabschiedet wurden, erklärte Pfarrerin Ulrike Hansen aus Deutschland, FKG-Koordinatorin für die Region Mittel- und Westeuropa, das Dokument sei ein Instrument für die Gemeinschaft und ihre Mitgliedskirchen, um die Gleichstellung von Männern und Frauen zu erreichen und Gerechtigkeit und Würde zu stärken.
„Die Richtlinien für Gendergerechtigkeit gründen auf biblischen und theologischen Konzepten. Heute geht es um die Frage, wie erreicht werden kann, dass Frauen nicht nur anwesend sind, sondern sich umfassend beteiligen können“, sagte Hansen. Die Teilnehmenden ermutigten die Kirchen, sich mit den Richtlinien auseinanderzusetzen und sie zu diskutieren.
Für ImmigrantInnen eintreten
In regionalen Diskussionsrunden im Rahmen des Treffens in Helsinki erklärte LWB-Ratsmitglied Dagmar Magold aus der Schweiz, dass es eine grosse Herausforderung für die Kirchen in Mittel- und Westeuropa sei, die richtigen Mittel zu finden, Immigrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen zu helfen.
„Die Kirchen setzen sich für Immigrantinnen und Immigranten ein, aber immer öfter ist die öffentliche Meinung hinsichtlich der Aufnahme dieser Menschen eher kritisch. Wir arbeiten mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zusammen, aber es ist eine schwierige und ermüdende Aufgabe, die Gesellschaft dazu zu bringen, sich zu engagieren“, sagte Magold. „In nächster Zukunft werden sich die Kirchen noch intensiver mit den demographischen Veränderungen auseinandersetzen müssen.“
Der ungarische Bischof Dr. Tamás Fabiny, LWB-Vizepräsident für die Region Mittel- und Osteuropa, sagte, dass es eine Herausforderung sei, die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft in Mittel- und Osteuropa aufrechtzuerhalten. Aber, fügte er hinzu, das Reformationsjubiläum könne hier eine Hilfe sein, da es Kirchen auffordere, ihr Selbstbild als lutherische Kirche zu artikulieren.
Das Verhältnis zum Staat
Die Leitende Bischöfin Helga Haugland Byfuglien (Norwegen) betonte, dass für die LWB-Mitgliedskirchen der Region Nordische Länder neben der Rolle der Kirchen in einer säkularen Gesellschaft insbesondere auch das Verhältnis zum Staat eine wichtige Frage sei.
„Den grossen Kirchen stellt sich die Frage, wie sie ihre spezielle Funktionen in einer säkularen und pluralistischen Gesellschaft definieren und umsetzen können“, sagte sie.
Das Treffen in Helsinki war die erste Zusammenkunft von Kirchenleitenden der drei LWB-Regionen in Europa seit der Europäischen Kirchenleitungskonferenz in Ostrava (Tschechische Republik) im Mai 2012.
Die Botschaft des Treffens der LWB-Regionen in Europa im vollständigen Wortlaut finden Sie hier.