Südsudanesische Flüchtlinge berichten bei ihrer Ankunft in Norduganda von Gräueltaten
MOYO, Uganda/GENF (LWI) – „Wir fliehen in der Nacht, denn dann ist es dunkel und wir können uns vor den blutrünstigen Kämpfern verstecken“, sagt Lawrence Lumugun, ein südsudanesischer Flüchtling im Flüchtlingslager Palorinya in Norduganda. „Mit unseren Kindern laufen wir durch die Kriegsgebiete auf der Suche nach einem sichereren Ort, den wir Heimat nennen können.“
Lumugun ist einer von tausenden südsudanesischen Flüchtlingen, die in Norduganda jeden Tag vom Lutherischen Weltbund (LWB) in Empfang genommen werden. Da der Krieg im Südsudan an Härte zunimmt, verlassen sie ihr Land und suchen Schutz in Uganda und anderen Anrainerstaaten.
Gleichzeitig sind die Nachbarländern aufgrund der großen Anzahl von Flüchtlingen nicht in der Lage, dem Mindeststandard für humanitäre Hilfe zu gewährleisten. Am 1. Februar erreichte die Zahl der täglichen Neuzugänge ein neues Rekordhoch von 3.537 Personen, die in Palorinya im Bezirk Moyo registriert wurden. Nach Aussage von LWB-Mitarbeitenden sind in der ersten Februarwoche insgesamt 17.640 Personen eingetroffen.
Menschenrechtsverletzungen
Zwar stellt das UNHCR für die meisten Flüchtlinge an der Grenze zwischen Uganda und dem Südsudan Transportmittel bereit, doch machen sich auch manche zu Fuß auf den Weg zu den Transitrouten und Sammelzentren. Die bedürftigen südsudanesischen Flüchtlinge, die bei ihrer Ankunft müde und hungrig sind, werden vom LWB in Zusammenarbeit mit anderen humanitären Hilfsorganisationen in Empfang genommen, überprüft und mit einer heißen Mahlzeit versorgt.
Diejenigen, die in Palorinya ankommen, berichten über Gräueltaten und ernste Menschenrechtsverletzungen. „Wir gehören zu den wenigen Glücklichen, die sicher im Lager angekommen sind. Einige unserer Familienmitglieder und Freunde sind unterwegs getötet worden“, sagt Lumugun.
Frauen und Mädchen sind besonders gefährdet. „Unsere Verwandten und Freunde werden vor unseren Augen umgebracht, unsere Schwestern auf offener Straße vergewaltigt; Entführungen sind an der Tagesordnung“, erklärt Edita Lae, eine werdende Mutter. „Unsere Töchter, Schwestern und Mütter tragen die Kinder der Vergewaltiger“, fügt Lae hinzu.
Knappe Ressourcen
Der LWB versorgt die Flüchtlinge mit grundlegenden Hilfsmitteln wie Decken, Schüsseln, Plastikplanen, Kleidung, Damenbinden und Seife, während sie darauf warten, dass das Büro des Premierministers von Uganda ihnen ein Stück Land zuteilt. In Palorinya bietet der LWB den Flüchtlingen Wasser und sanitäre Anlagen, Schutz, Unterkunft und Gemeinschaftsdienste.
Während die Zahl der Neuankömmlinge steigt, sind der LWB und andere humanitäre Hilfsorganisationen weit davon entfernt, auch nur ein Mindestmaß an humanitärer Hilfe leisten zu können, so LWB-Programmkoordinator Paul Orikushaba. „Unsere Ressourcen können mit der enormen Anzahl von Flüchtlingen nicht mithalten“, sagt er.
„Unsere Mitarbeiter sind unermüdlich im Einsatz, um sich um die Bedürfnisse der Neuankömmlinge zu kümmern. Die Flüchtlinge werden in bestimmten Bereichen gesammelt. Im Augenblick ist ihre Anzahl zu groß für die vorhandenen Anlagen.“ Der Umsiedlungsprozess hat sich ebenfalls verlangsamt, wodurch große Menschenmengen in überfüllten Auffangzentren warten müssen.
Streit um Ressourcen
Manchmal streiten sich die Flüchtlinge in den Warteschlangen um die notwendigen Ressourcen, sagt Edita Lae, die werdende Mutter. „Ich habe oft Durst, weil ich schwanger bin und nicht so lange in der Warteschlange für Wasser stehen kann“, sagt sie. Sie macht sich Sorgen um ihre Kinder, die, während die Familie auf die Zuteilung von Essen und von einer Unterkunft wartet, den ganzen Tag der sengenden Hitze ausgesetzt sind.
Es wird viel mehr Unterstützung benötigt, um selbst so grundlegende Dinge wie Unterkünfte, Wasser, Essen und sanitäre Anlagen zur Verfügung stellen zu können. LWB-Programmkoordinator Orikushaba bittet Partner und Kirchen, sich für die südsudanesischen Flüchtlinge einzusetzen und die Arbeit des LWB Uganda zu unterstützen.
Beitrag von Shamim Nalubega, LWB Uganda. Redigiert und übersetzt durch das Kommunikationsbüro des LWB.