Interview mit Karina Arntzen, Vizepräsidentin der IERP
BUENOS AIRES, Argentinien/GENF (LWI) - Die Rechtsanwältin Karina Arntzen ist die erste Laiin, die in das Amt der Vizepräsidentin der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) gewählt wurde. Seitdem die Kirche im Jahr 1965 selbstständig wurde, ist sie die zweite Frau in diesem Amt.
Bevor sie im November 2020 zur Vizepräsidentin gewählt wurde, war sie sechs Jahre als Sekretärin der Kirchenleitung tätig, arbeitete viele Jahre in der Jugendarbeit und unterrichtete im Konfirmandenunterricht.
Im Interview spricht Arntzen über die beruflichen Fähigkeiten, die sie in ihr Amt als Vizepräsidentin der IERP einbringt, wie wichtig es ist, dass Jugendliche durch eine Stimme bei kirchlichen Entscheidungen mitbestimmen können, und welchen Reichtum Laiinnen und Laien in der Kirchenleitung für die Funktionen und die Dienste der Kirche bedeuten. Sie betrachtet es als Ehre, ihre Arbeit in der Kirchenleitung als Teil eines Teams fortzusetzen, das die Mission Gottes weiterführt.
Welche Rolle haben Sie als Vizepräsidentin in der Kirchenleitung der IERP?
Mit Gottes Gnade leite ich als Vizepräsidentin zusammen mit der gesamten Kirchenleitung, dem Geschäftsführer und den Gemeinden die Kirche. Die besonderen Aufgaben der Vizepräsidentin sind die Leitung und Beaufsichtigung von allem, was mit der Verwaltung der Kirche zu tun hat, und die Berichtslegung über das, was in den Sitzungen der Kirchenleitung getan wurde. Die Vizepräsidentin beruft die Kirchenleitung zu Sitzungen ein und koordiniert deren Treffen.
Eine der herausfordernden Aufgaben der Kirchenleitung war in letzter Zeit die Begleitung von unseren Gemeinden in drei verschiedenen Ländern – Uruguay, Paraguay und Argentinien – und deren Regierungen bezüglich der COVID-19 Vorschriften und Einschränkungen. Wir mussten genau darauf achten, wie wir das Thema angehen.
Wie bereichern Laiinnen und Laien die Kirche?
Es ist wichtig, die Laiinnen und Laien in kirchliche Leitungspositionen einzubeziehen, da sie, genau wie ordinierte Personen, Teil der Kirche sind. Wie sie arbeiten die Laiinnen und Laien in den Gemeinden, tragen mit ihren Gaben zum Dienst der Kirche bei und haben eine Stimme und eine Betrachtungsweise, die gehört und berücksichtigt werden müssen.
Das Amt der Vizepräsidentin stand Laiinnen und Laien schon immer offen, aber bis zur letzten Wahlsynode war noch niemand aus diesem Personenkreis in dieses Amt gewählt worden.
Sie haben in der Jugendarbeit der Kirche gearbeitet. Wie werden Sie die Beteiligung junger Menschen in der Kirche stärken?
Es ist notwendig und wertvoll, jungen Menschen eine bedeutendere Rolle in den Entscheidungsgremien der Kirche und in allen möglichen Bereichen des kirchlichen Dienstes zu geben.
Junge Menschen haben viele Ideen und leisten einen wichtigen Beitrag. Sie arbeiten dynamisch und gemeinschaftlich, sie engagieren sich für Gender- und Umweltgerechtigkeit, und ich denke, wir können viel von ihnen lernen.
Zum Beispiel ist die Jugend der IERP sehr engagiert für Klimagerechtigkeit. Ich stelle fest, dass Botschaften deutlicher gehört werden, wenn sich junge Menschen zu Wort melden. Die Gemeinde ist motiviert, wenn sie sieht, dass sich junge Menschen so sehr für Gerechtigkeit einsetzen. Die Jugend bietet der Gemeinde eine andere Perspektive.
Welche Vorteile bietet Ihre Berufserfahrungen im neuen Amt?
Ich meine, dass ich als Juristin und als Lehrerin gelernt habe, aktiv zuzuhören und Dialog als Werkzeug zu nutzen, um zur Arbeit der Kirche beizutragen und mögliche Konfliktsituationen zu lösen.
Ich bin überzeugt, dass Dialog immer die Lösung ist. Ruhig bleiben und zuhören. Manchmal müssen wir innehalten, weil es Themen gibt, die vielleicht einen längeren Prozess benötigen, bevor eine Entscheidung getroffen wird, und wir müssen geduldig sein und diesen Prozess zulassen.
Ebenso hilft eine juristische Ausbildung, die Abläufe und die Verwaltung der Kirche zu straffen.
Wie prägt Ihr Engagement für die Kirche Ihren Beruf als Juristin?
Wie alle Christinnen und Christen glaube ich, dass das Engagement für Gott und die Kirche alle Aspekte meines persönlichen und beruflichen Lebens beeinflusst. Es führt mich zu einem starken Engagement für die Begleitung der am meisten Benachteiligten, die sich nicht immer Gehör verschaffen können, um ihre Rechte einzufordern. Ich spüre auch eine große Verantwortung für die Verteidigung und Förderung der Menschenrechte, der Gendergerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung.
Teil der Kirche zu sein, erlaubt mir, an einer Gemeinschaft teilzuhaben, mit der ich meinen Glauben an Gott feiern und teilen kann. Der Glaube soll in der Gemeinschaft gelebt und geteilt werden; und die Kirche ist der Rahmen, in dem wir uns dazu versammeln. Im Dienst der Kirche zu stehen, bedeutet für mich, im Dienst des Wortes Gottes und meiner Glaubensgeschwister zu stehen.
Was bedeutet es für Ihre Kirche, Ihre Arbeit und für Sie persönlich, ein Teil der LWB-Kirchengemeinschaft zu sein?
Teil der Kirchengemeinschaft des Lutherischen Weltbundes zu sein, bedeutet, zu verstehen und anzuerkennen, dass es verschiedene Wege gibt, den Glauben zu praktizieren und zu feiern. Innerhalb der Kirchengemeinschaft können wir uns als Kirchen austauschen, feiern und bereichern, und Verbindungen zu Schwesterkirchen und anderen Religionen herstellen und vertiefen.
Stimmen aus der Kirchengemeinschaft:
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gemeinsam für das Werk und die Liebe Christi in der Welt einsetzen. In dieser Reihe präsentieren wir Kirchenleitende und Mitarbeitende, die über aktuelle Themen sprechen und Ideen entwickeln, wie Frieden und Gerechtigkeit in der Welt geschaffen werden und die Kirchen und die Gemeinschaft in ihrem Glauben und ihrem Engagement wachsen können.
- Weitere "Stimmen aus der Kirchengemeinschaft"