Äthiopien: „Symbole der Hoffnung“-Programm eröffnet neue Chancen

5. Feb. 2019
Im Rahmen eines Besuchs bei der ÄEKMY begegnen LWB-Generalsekretär Martin Junge und die LWB-Delegation sowie äthiopische Kirchenleitende am 31. Januar Mitgliedern der Selbsthilfegruppe „Hundedo“ in Hadiya. Fotos: LWB/Albin Hillert

Im Rahmen eines Besuchs bei der ÄEKMY begegnen LWB-Generalsekretär Martin Junge und die LWB-Delegation sowie äthiopische Kirchenleitende am 31. Januar Mitgliedern der Selbsthilfegruppe „Hundedo“ in Hadiya. Fotos: LWB/Albin Hillert

LWB-Generalsekretär dankt ÄEKMY für ganzheitliche Arbeit

Hadiya, Äthiopien/Genf (LWI) – Im Südwesten Äthiopiens unterstützen die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY) und der Lutherische Weltbund (LWB) mit ihrem Projekt „Symbole der Hoffnung“ Menschen, die nach Migrationserfahrungen ins Land zurückkehren und sich ein neues Leben aufbauen müssen.

Samira Alemu (28) und auch Radiet Tesfayo (25) waren in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), Amate Lafamo (25) in Beirut (Libanon), genau wie Shaia Tamam (27). Sie leben heute in Hadiya, in der südlich der Hauptstadt Addis Abeba gelegenen Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker (Southern Nations, Nationalities, and Peoples' Region – SNNPR). Sie erwirtschaften ihren Lebensunterhalt im Einzelhandel, verkaufen zum Beispiel Kaffee, oder bieten Dienstleistungen wie Autowäschen an. Aber sie haben auch andere Erfahrungen gemeinsam.

Angesichts einer gesellschaftlichen Situation, die weithin von Armut und der damit einhergehenden Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit geprägt ist, sehen in Äthiopien viele junge Menschen ihren einzigen Ausweg in der Migration. Sie hoffen auf ein Einkommen, das ausreicht, um einen Teil nach Hause zu schicken, auf ein besseres Leben und mehr Sicherheit. Manche suchen in Südafrika Arbeit, andere in Privathaushalten im Nahen Osten.

Selten finden sie das vor, was ihnen versprochen wurde, und viele kommen traumatisiert zurück nach Hause. Nicht wenige sind zudem mittellos, denn das bisschen Land, das sie besaßen, haben sie verkaufen müssen, um sich das Flugticket in die Ferne leisten zu können.

 

Samira Alemu verließ Äthiopien, weil sie sich in Dubai Sicherheit und ein stabiles Einkommen erhoffte. Aber ihre Hoffnungen erfüllten sich nicht.

Die ÄEKMY unterstützt diese Rückkehrerinnen und Rückkehrer mit ihrem Projekt „Symbole der Hoffnung“, das sie bei der Reintegration in ihrem heimatlichen Umfeld unterstützen soll. Trägerin des Projekts ist die Kommission für Entwicklung und soziale Dienste der ÄEKMY, in Zusammenarbeit mit dem LWB.

Im Kern zielt das Projekt darauf ab, das Bewusstsein für die Risiken zu wecken, die mit illegaler Migration einhergehen, und junge Menschen durch die Vermittlung unternehmerischer Grundkenntnisse dazu zu befähigen, sich alternative Existenzgrundlagen zu schaffen. Aktuell läuft die Pilotphase des Projekts in zwei afrikanischen Ländern, Äthiopien und Nigeria, eine Erweiterung auf andere Regionen ist geplant.

Alemu: „Die Leute wissen nicht, was dieser Weg für Gefahren bringt“

Alemu ging 2016 nach Dubai. Drei Jahre später erzählt sie von unerfüllten Versprechungen und einer schwierigen Rückkehr nach Hause. „Die Leute wissen nicht, was dieser Weg und das, was sie am Ziel vorfinden, für Gefahren bringt“, stellt sie fest. „Man riskiert Gewalt, Vergewaltigungen und Misshandlungen, und hat ein höheres Krankheitsrisiko.“

„Ich habe unterwegs meine ganze Habe verloren, bis auf einen Schuh“, erinnert sich Alemu. „Man glaubt, man bekommt ein besseres Leben, aber es ist nicht das, was man sich zuerst vorgestellt hat.“ Heute gehört sie mit 14 weiteren Rückkehrerinnen zur Selbsthilfegruppe Hundedo („Eingliederung“), die das Projekt „Symbole der Hoffnung“ initiiert hat.

Tamam: „Die Kirche steht uns zur Seite“

„Seit ich nach Hause gekommen bin, steht uns die Kirche zur Seite. Sie betet für uns und kümmert sich um uns“, berichtet Tamam, ein weiteres Mitglied der Gruppe. Sie arbeitete eineinhalb Jahre in Beirut, bevor sie 2016 nach Äthiopien zurückkehrte. „Die berufliche Bildung, die wir bekommen haben, hilft mir, so dass ich heute für meine sechs Kinder sorgen kann.“

Derzeit unterstützt die ÄEKMY im Rahmen der Pilotphase des Projekts 35 Frauen in drei Selbsthilfegruppen, die auf drei ihrer Synoden verteilt sind.

LWB-Generalsekretär Junge: Dankbar für Engagement der ÄEKMY

 

ÄEKMY-Präsident Yonas Yigezu Dibisa spricht zum Abschluss der Begegnung ein Gebet.

Seit langem arbeitet die ÄEKMY auf der Basis eines ganzheitlichen Ansatzes – Sozialfürsorge und Entwicklungsarbeit gelten ihr als integrale Bestandteile des Kircheseins.

„Mit dem Projekt wollen wir diesen Frauen einerseits einen Raum bieten, in dem sie sich austauschen können, und es ihnen andererseits ermöglichen, anderen ihre Erfahrungen weiterzugeben, damit wir das Risiko verringern, dass noch mehr junge Menschen ihr Schicksal teilen“, erklärt ÄEKMY-Präsident Pfr. Yonas Yigezu Dibisa.

LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge betont: „Es ist bewegend für mich, das Engagement der ÄEKMY in diesem Arbeitsfeld zu sehen und einen Aspekt der Zusammenarbeit, die im Rahmen dieses Projekts innerhalb des LWB stattfindet, in Aktion zu erleben. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass all diese Zusammenarbeit sehr wenig wert wäre, wenn wir nicht aufbauen könnten auf der Stärke und dem Mut dieser Frauen und ihrem Zeugnis.“

Das LWB-Programm „Symbole der Hoffnung“ soll die LWB-Mitgliedskirchen dazu zurüsten, die im Zusammenhang mit irregulärer Migration auftretenden Probleme besser zu bewältigen, und ihre Kapazitäten hierfür ausbauen.