Studie unterstreicht Trend zur Gleichstellung im Pfarramt
Genf, 2. Juni (LWI) – Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung zeigt: mehr als 80 Prozent der Mitgliedskirchen im Lutherischen Weltbund (LWB) ordinieren Frauen zum Dienst an Wort und Sakrament.
In den weltweit sieben Regionen des LWB praktizieren 119 der 145 Mitgliedskirchen die Ordination von Frauen. Das sind 82 Prozent, im Vergleich zu 77 Prozent im Jahre 2012. In vier der sieben Regionen, nämlich in Zentral-Westeuropa, in der Nordischen Region, in Lateinamerika und der Karibik sowie in Nordamerika, werden Frauen in allen Mitgliedskirchen ordiniert.
Der kontinuierliche Aufruf des LWB zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt, schlägt sich auch in den anderen Regionen in einem deutlichen Anstieg der Anzahl ordinierter Frauen nieder.
Der Aufruf zur Frauenordination ist seit 1984 in fünf Vollversammlungen des LWB wiederholt worden. In Afrika werden Frauen in 22 von 31 Mitgliedskirchen ordiniert – das sind 70 Prozent. In Asien sind es 41 von 54 (76 Prozent) und in Zentral-Osteuropa zwölf von 16 oder 75 Prozent.
„Die Ergebnisse deuten eindeutig darauf hin, dass wir als Kirchengemeinschaft auf dem Weg sind zur Gleichstellung von Frauen im Pfarramt.“ – Pfarrerin Dr. Elaine Neuenfeldt, LWB
Die Untersuchung, die vom Programm für Frauen in Kirche und Gesellschaft durchgeführt wurde, kommt zum Schluss, dass in nur 27 (18 Prozent) der LWB-Mitgliedskirchen Frauen nicht zur Ordination ins Pfarramt zugelassen werden. Dennoch ordinieren viele Kirchen Frauen zur Diakonin und befinden sich in einem aktiven Diskussionsprozess zur Ordination von Frauen ins Pfarramt.
„Es geht jedoch nicht ausschließlich um Zahlen“, unterstreicht Pfarrerin Dr. Elaine Neuenfeldt vom Programm für Frauen in Kirche und Gesellschaft. „Wir haben die Statistiken aus den Mitgliedskirchen sorgfältig analysiert. Ausschlaggebend ist jedoch, dass die Ergebnisse eindeutig darauf hindeuten, dass wir als Kirchengemeinschaft auf dem Weg sind zur Gleichstellung von Frauen im Pfarramt.“
In der Untersuchung gehe es auch nicht „um Ordination an sich“, so Neuenfeldt. „Dennoch ist die Ordination ein wichtiger Schritt in einem von vielen Prozessen, um Frauen in kirchlichen Leitungsämtern anzuerkennen. Es geht darum, herauszufinden wo die Frauen sind und was sie dort tun.“
Aus einer historischen Perspektive erschließe sich, dass die Ordination nicht immer der einzige direkte Weg war, um Frauen an kirchlichen Ämtern zu beteiligen. Frauen seien in der Vergangenheit gesegnet worden, um ihrer je eigenen Berufung in der Gemeindearbeit zu folgen.
Dynamische Kraft und großes Engagement
Pfarrer Dr. Martin Junge, Generalsekretär des LWB, begrüßt den Trend zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt, der sich in der Kirchengemeinschaft zeigt. „Die Selbstverpflichtung des LWB zur Gleichstellung von Frauen im Pfarramt ist seit fünf aufeinander folgenden Vollversammlungen von den Mitgliedskirchen als Zielperspektive bestätigt worden – und wir haben in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahrzehnten beeindruckende Fortschritte gemacht. Wir nehmen eine dynamische Kraft und ein großes Engagement in dieser Angelegenheit wahr: immer mehr Kirchen ordinieren Frauen, und weitere bereiten sich darauf vor oder befinden sich in einem Diskussionsprozess.“
Junge unterstrich auch, dass sich die Mitgliedskirchen in den Vollversammlungen darauf verständigt hätten, im Blick auf unterschiedliche Tempi und Prozessabläufe gegenseitiges Verständnis und Solidarität füreinander aufzubringen. In diesem Geist seien die Kirchen vorangeschritten, die dazu bereit waren, während andere, die mehr Zeit benötigten, sich diese haben nehmen können. „Dem LWB ist wichtig, dass wir trotz unserer klaren gemeinsamen Zielsetzung, niemanden unter Druck setzen – weder für noch gegen die Ordination von Frauen.“
Andauernde Reformation
Die Untersuchung hatte zum Ziel, die angestrebte volle Gleichstellung von Frauen und Männern in Leitungspostionen anhand des Themas von Frauen im Pfarramt zu beleuchten. „Diese Gleichstellung wäre ein Zeichen in der andauernden Reformation und Transformation der Kirche“, so Neuenfeldt. „Es geht nicht nur um die Frauen, sondern genauso sehr um die Frage nach der Gestalt der Kirche, mit der wir in dieser andauernden Reformation Zeugnis ablegen wollen.“